Digitaler Stromnetz-Zwilling
© Martin Lugger
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 26.01.2024

Digitaler Stromnetz-Zwilling

Im europäischen Forschungsprojekt TwinEU ist auch die Austrian Power Grid mit dabei. Mittels Simulationsmodellen wird etwa der Synchronisationsbedarf erhoben.

WIEN. Damit die EU ihr Ziel erreicht bis 2040 den gesamten Energieverbrauch zu dekarbonisieren und die Europäische Union zum ersten klimaneutralen Wirtschaftsraum zu machen, muss noch einiges in Bewegung gesetzt werden. Ein Puzzle-Stein, der zum Gelingen wohl maßgeblich beitragen wird, ist der Digitalisierungsplan des Energiesystems der EU (EU Action Plan To Digitalise The Energy System). Abgeleitet aus diesem ist das Projekt „TwinEU“ entstanden. Wie der Name schon sagt, soll dabei ein digitaler Stromnetzzwilling geschaffen werden, der das gesamte europäische Netz möglichst ident abbildet. Ein digitaler Zwilling des Energiesystems ist eine virtuelle Darstellung der Realität und eine digitale Version des realen Energienetzes.

Schaffung eines Stromnetzzwillings
Ähnlich wie beim Ladesystem von Handys, das auch harmonisiert werden musste, damit mit jedem Ladekabel auch jedes Smartphone aufgeladen werden kann, verhält es sich mit dem Stromnetz: Zwar verwendet das gesamte europäische Netz eine einheitliche Frequenz von 50 Hertz, trotzdem gibt es noch zahlreiche Stellschrauben, an denen es Synchronisationsbedarf gibt, damit das Netz künftig noch besser verbunden und ausgelastet werden kann. Eine dieser Stellschrauben ist die Definition einer gemeinsamen Sprache für den Austausch von Daten. „Die Digitalisierung unserer Netze ist neben der Erweiterung der Kapazitäten zentral, um künftig alle Akteurinnen des Energiesystems der Zukunft integrieren, um deren Flexibilitäten für das Stromnetz nutzbar machen zu können. Technologie hilft uns dabei Lastflüsse noch besser zu steuern und Prosumer zu vernetzen. Nur wenn es uns gelingt, das Gesamtsystem digital zu machen, schaffen wir die versorgungssichere Energiewende“, so Christoph Schuh, APG-Unternehmenssprecher.

Der digitale Zwilling ermöglicht es der APG neue Simulationsmodelle zu entwickeln und damit sowohl die Versorgungssicherheit zu erhöhen als auch das Netz noch kundenzentrierter zu betreiben. „Wenn das gelingt, wird es für alle einfacher, bestehende Defizite zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um diese zu sanieren“, sagt Schuh. An dem EU-Projekt sind insgesamt 75 Projektpartner, darunter neben APG weitere 14 TSOs (Transmission System Operator, Übertragungsnetzbetreiber) beteiligt. Das Projekt startete im Jänner und ist mit insgesamt 20 Mio. € an EU-Fördergeld ausgestattet. Der Projektzeitraum erstreckt sich auf drei Jahre.
Energiewirtschaftliche Gesamtplanung als Voraussetzung

Voraussetzung für die Energiewende ist die versorgungssichere Transformation des gesamten Energiesystems. Denn nur wenn der gesamte Energiebedarf aus erneuerbaren Quellen gewonnen und genutzt werden kann sowie alle Akteure in das Gesamtsystem digital integriert sind, ist die sektorübergreifende Elektrifizierung von Gesellschaft, Industrie und Wirtschaft möglich. „Generell braucht es eine nachhaltige Beschleunigung der Genehmigungsverfahren sowie einen energiewirtschaftlichen Gesamtplan, um insbesondere die erforderlichen Investitionen in die Netzinfrastruktur wirksam werden zu lassen. Das nun gestartete Forschungsprojekt ,Twin EU´ ist ein wichtiger Baustein für eine Gesamtsystemplanung auf europäischer Ebene“, bekräftigt Schuh abschließend das Commitment zum Projekt seitens APG.

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