Wie komme ich in Zukunft von A nach B?
© Forstinger
Forstinger-GF Thomas Körpert
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 21.10.2022

Wie komme ich in Zukunft von A nach B?

Forstinger-GF Thomas Körpert blickt in seinem Gastkommentar in die Zukunft der Mobilität. So viel vorab: Diese wird weder von Elektroautos dominiert, noch werden wir alle zu Fuß gehen.

WIEN. Neben all den spannenden Ereignissen in den vergangenen drei Jahren, beschäftigt die Menschen auch zunehmend der Wandel in der Mobilitätsbranche. Ich will versuchen, hier den Istzustand festzuhalten und einen Ausblick in die Zukunft der Mobilität wagen.

Es steht unbestreitbar fest, dass nichts so bleiben wird wie es ist – aber wie ist es eigentlich? Der Klimawandel zwingt uns, unser Verhalten zu ändern und diese Änderungen lösen immer Spannungen, Diskussionen und Unsicherheit aus. Da gibt es die Politik, die alles unternimmt, um uns vom Individualverkehr wegzubekommen. Das Credo der Stunde ist weg vom Auto, hin zum öffentlichen Verkehrsmittel, egal ob Bahn, Bus, Straßenbahn oder U-Bahn.

Als Alternative werden Fahrräder gefördert, sowie die E-Mobilität (E-Autos, -Motorräder, und -Roller) unterstützt, aber das wird wohl nur eine kurze Phase sein. Nachdem die Industrie den Umstieg geschafft hat und die „bösen“ Verbrenner nicht mehr erhältlich oder gänzlich unleistbar geworden sind, wird sich auch das Förderfüllhorn nicht mehr über uns ergießen.

Apropos unleistbar: der Besitz von Autos, ungeachtet ihres Antriebs, wird immer teurer. Egal, ob herkömmlicher Diesel, Benzin oder Strom im Preis explodieren, der Betrieb oder auch nur der Besitz eines Autos wird nach und nach zum Luxus. Parkgebühren, Autobahnvignetten, die NOVA, zusätzliche Mautgebühren, oder das massive Hochsetzen von Strafen – der Staat kassiert dabei immer kräftig mit. Dazu kommt: Auch Investitionen in die Infrastruktur werden immer schwieriger und auch gar nicht mehr gewünscht. Stichwort: Straßen erzeugen Verkehr, durchaus im Sinne der Regierungen, die sich dadurch viel Geld ersparen. Die allgemeine Teuerung/Inflation macht dann noch das Übrige, um den Besitz von einem Auto zum puren Luxus zu machen.

Was sagt die Industrie zu all dem? Nun, die Gewinne sprudeln wie kaum zuvor. Tesla hat alle rechts überholt und ist in der Zwischenzeit der wertvollste Autohersteller weltweit (zumindest, was den Börsenwert angeht). Der Einstiegspreis in das E-Auto liegt bei rund 25.000 Euro mit einem Durchschnittspreis von mehr als 50.000 Euro pro E-Auto ist das offensichtlich ein gutes Geschäft für die Hersteller. Die Technologie scheint mir aber nur bedingt massentauglich und auch bei der Haltbarkeit sehe ich Grenzen, der Akku wird diese Fahrzeuge wohl nach zehn Jahren vom Markt nehmen. Ein Austausch ist, zumindest bei den momentanen Batteriepreisen, nicht wirtschaftlich darzustellen. Die technische Weiterentwicklung wird auch rasant voranschreiten, sodass ein zehn Jahre alter Stromer schnell zum „alten Eisen“ werden wird und ein neuer angeschafft werden muss. Sehr zur Freude der Industrie.

Wie werden wir also in Zukunft von A nach B kommen? Die Lösung wird wohl in einem vernünftigen Angebotsmix liegen. Die Krankenschwester, die in den Nachtdienst muss, wird nicht nur öffentlich fahren können, der Lkw-Verkehr wird wohl auch nicht durch Lastenfahrrädern ersetzt werden können und Flugzeuge sehe ich auch nicht an einer Stromtankstelle im Hangar hängen.

Ein Klimaproblem, geschaffen durch den technischen Fortschritt, wird wohl nur durch Technik gelöst werden können. Die Politik kann hier nur Rahmenbedingungen schaffen und nicht die Lösung vorgeben. E-Fules, Wasserstoff und E-Antriebe werden nebeneinander existieren und sich ergänzen und nicht ausschließen. Der gute alte „Verbrenner“ wird uns wohl auch noch einige Zeit begleiten, in welchem (Flug- oder) Fahrzeug auch immer. Das Auto, das Motorrad und auch das Fahrrad, egal ob mit Verbrenner oder E-Motor, haben nebeneinander ihre Berechtigung. In den urbanen Gebieten wird es andere Lösungen brauchen als in ländlichen Regionen mit schwacher oder keiner Infrastruktur. Der Pendler oder die Pendlerin, der und die in die Stadt zum Arbeiten kommt, ist kein Klimafeind, er/sie ist Teil unserer Gesellschaft und notwendig, um das System „Stadt“ zu erhalten. Autofahrer oder Lkw sind nicht per se Böse, aber natürlich kann schon hinterfragt werden, warum man mit österreichischen Kartoffeln zum Waschen derselben nach Italien fahren muss? Genau hier wären die Regierungen gefragt zu handeln. Derartiges passiert nur, weil es die Rahmenbedingungen (Förderungen) zulassen oder sie sogar unterstützen
Fast jeder Autofahrer ist auch ein Radfahrer und ganz sicher sind wir alle auch Fußgänger, es macht also keinen Sinn eine Gruppe gegen die andere aufzuhetzen beziehungsweise zu bevorteilen.

Das wohl am stärksten wachsende Segment werden, meiner Einschätzung nach, die einspurigen Kraftfahrzeuge werden. Praktisch, platzsparend und effizient (egal ob mit Verbrenner oder elektrisch angetrieben) und durch den Klimawandel auch schon fast uneingeschränkt im ganzen Jahr nutzbar. Vielleicht nicht gerade für die Urlaubsfahrt mit der ganzen Familie (auch wenn es da Beispiele in Indien dafür gibt), aber für den täglichen Gebrauch im Nahbereich eine echte Alternative zum Auto und den überfüllten Öffis in den Stoßzeiten.
Damit komme ich zurück auf meine eingangs gestellte Frage, wie komme ich von A nach B? Die Antwort muss lauten: auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Mit einem öffentlichen Verkehrsmittel, mit dem guten alten Auto, vielleicht mit dem Roller, oder doch mit dem Fahrrad und wenn es sein muss auch zu Fuß. Mit einem Elektroantrieb, oder doch mit dem Verbrenner, oder auch nur durch Muskelkraft, aber ich werde auch in Zukunft von A nach B kommen und manches Mal wird das sogar Spaß machen! (red)

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