Fleisch im Supermarkt
Panthermedia.net / Marius Graf
RETAIL Redaktion 21.06.2017

Fleisch im Supermarkt

Greenpeace untersucht Keimbelastungen.

WIEN. Greenpeace hat im Juni 2017 zwölf Proben konventionelles (also nicht-biologisch produziertes), in Österreich erzeugtes Frischfleisch aus dem Lebensmitteleinzelhandel bei der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) auf resistente Keime untersuchen lassen. Getestet wurden sechs Proben Schweinefleischstücke wie Karreesteaks und Schweinskoteletts sowie sechs Proben Faschiertes – fünf davon gemischtes Rind- und Schweinefleisch.

Aufgrund des Probenumfangs befand sich kein Bio-Schweinefleisch unter den Proben, dessen Marktanteil in Österreich weniger als zwei Prozent ausmacht. Untersucht wurde auf Extended Spectrum Beta-Laktamase (ESBL) Escherichia coli und Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Auf drei der zwölf untersuchten Proben wurden Bakterien mit Antibiotika-Resistenzen gefunden. Alle drei belasteten Proben waren mit ESBL besiedelt. Auf einer Probe vom gemischten Faschierten der Fleischerei Mosshammer wurde neben ESBL auch MRSA-Keime nachgewiesen; MRSA sind multiresistente Keime (Staphylokokken), die gegen Antibiotika wie Penicilline und Cephalosporine unempfindlich sind. Sie können die Haut und Schleimhaut von Mensch und Tier besiedeln.

Das „weniger“ verseuchte Faschierte wurde bei Lidl und Penny gekauft und stammt von Wiesentaler und Schirnhofer. Einwandfrei waren die Proben von Hofstädter (Karreesteak, Schweinskotelett, Schweinefaschiertes) bei Billa und Merkur, ebenso Kotelett und Faschiertes der Marke Tann (Spar) sowie die Proben der Hofer-Marke Alpenhof. Die Minutensteaks von Wiesentaler (bei Lidl) waren auch in Ordnung, und bei der Fleischerei Mosshammer war das Karree unbedenklich. Fazit: Kotelett ist besser als Faschiertes, bei den drei Marktführern im LEH alles im grünen Bereich.
 
„Das Testergebnis zeigt: Wir holen uns diese gefährlichen Keime mit dem Fleisch direkt in die Küche. Dass die Hälfte des untersuchten Faschierten belastet ist, ist alarmierend“, sagt Sebastian Theissing-Matei, Landwirtschaftssprecher bei Greenpeace in Österreich. Die Ursache für diese Keimbelastung auf Fleisch ortet Greenpeace in der Intensivtierhaltung; diese macht Nutztiere häufig krank. Bei einzelnen Krankheitsfällen wird oft gleich die ganze Herde behandelt. „In Österreichs Ställen werden riesige Mengen Antibiotika eingesetzt - jährlich sind es etwa 50 Tonnen. Das trägt dazu bei, dass die Medikamente auch bei uns Menschen immer mehr an Wirkung verlieren“, erklärt der Greenpeace-Experte. Antibiotika-Resistenzen sind eine große Gefahr für unser Gesundheitssystem. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt bereits seit Jahren vor einem „Post-Antibiotika-Zeitalter“. In der Tierhaltung in Österreich gehen Dreiviertel der Antibiotika in die Schweine-Mast. „Die Schweine-Branche ist jetzt besonders gefordert. Mehr Platz für die Tiere, natürliche Böden und adäquates Beschäftigungsmaterial sind nur einige der Maßnahmen, die dazu beitragen, dass die Tiere gesünder sind – und so auch wir Menschen gesund bleiben können“, so Theissing-Matei.

Greenpeace rät auch zu einer verbesserten Küchenhygiene: „Wer mit seinen bloßen Händen Fleischlaibchen oder Cevapcici formt, läuft Gefahr, mit resistenten Keimen in Berührung zu kommen; im schlimmsten Fall kann das eine schwere Erkrankung nach sich ziehen“, warnt Sebastian Theissing-Matei. Nach dem Kontakt mit rohem Fleisch sollte man sich daher immer gründlich die Hände waschen und die Kochutensilien säubern. Das Fleisch sollte außerdem immer gut durchgebraten werden. Beim Kauf empfiehlt Greenpeace, Bio-Fleisch zu wählen; hier ist der Einsatz von Antibiotika sehr viel strenger geregelt. „Und natürlich kann man statt zu Fleisch auch einfach zu Gemüse oder etwa zu Soja-Produkten greifen – schmackhafte und gesunde Alternativen gibt es jede Menge“, so Theissing-Matei abschließend. (red)

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