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© Andreas Hofer

Redaktion 13.09.2024

Erstes duales Studium Tourismusmanagement

Neuer Bachelor-Studiengang: Die halbe Woche an der Hochschule, die zweite Hälfte im Praxisbetrieb.

••• Von Alexander Haide

Universitätsabsolventen haben zwar ihren Bachelor in der Tasche, doch es fehlt ihnen ein maßgebliches Element in der Ausbildung: die Praxiserfahrung in einem touristischen Betrieb, sei es in Hotels, bei Airlines oder Reisebüros.

Abhilfe schafft die FHWien der WKW, die als erste und einzige österreichische Hochschule ein wirtschaftswissenschaftliches Studium als duales Studium anbietet. Konkret: Nach zwei Semestern „Trockenschwimmen” an der FH wird die Woche im zweiten und dritten Studienjahr zweigeteilt: Zweieinhalb Tage verbringen die Studenten im Lehrsaal, die zweite Hälfte der Woche als vollwertig Angestellte in einem Partnerbetrieb. Den Studiengang hat Florian Aubke, Leiter des Studienbereichs Tourism & Hospitality Management, ins Leben gerufen.

medianet: Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen nach den ersten beiden Semestern?
Florian Aubke: Das ist natürlich eine signifikante Umstellung in der Studienorganisation, wobei wir mit dem Studiengang Pionierarbeit leisten. Ab dem Wintersemester gehen wir erstmals in die Praxisphase. Der duale Studiengang passt perfekt zur FHWien der WKW, da wir einen starken Bezug zur Wirtschaft haben und auch in unserer Außenkommunikation den Slogan ‚Die Praxis studieren' immer nach vorne stellen. Wir sind im Tourismusmanagement die ersten, die so etwas anbieten.

medianet:
Welche Vorteile sehen Sie im dualen Studium?
Aubke: Für die Karrierechancen der Absolventen ist die Berufserfahrung ein wichtiges Kriterium. Der Tourismus ist in dieser Hinsicht eine eher konservative Branche, die sich in den vergangenen Jahrzehnten aber mit der akademischen Ausbildung an­gefreundet hat und diese auch entsprechend zu schätzen weiß. Von jungen Führungskräften im Tourismus wird heute eine akademische Ausbildung erwartet, ohne dass sie zulasten der Berufs­erfahrung geht. Das hat bei uns zu der Erkenntnis geführt, dass ein duales Studium die ideale Option ist, wobei eine Verzahnung von Theorie und Praxis stattfindet.

Ich habe lange Jahre mit Vertretern des Tourismus den Sinn einer akademischen Ausbildung diskutiert, wobei Praktiker und Akademiker jeweils über ihre Kernkompetenzen verfügen, sie aber kaum aufeinander abgestimmt werden. Mir war es wichtig, die Ausbildung breit aufzustellen und die Praxis in die Pflicht zu nehmen, auch ihren Beitrag zu leisten.


medianet:
Ist der Paradigmenwechsel auch dem Fachkräftemangel geschuldet?
Aubke: Die Tourismusindustrie ist in der Situation, dass zukünftige Mitarbeiter nicht unbedingt Schlange stehen. Deshalb hat in den vergangenen Jahren ein Umdenken stattgefunden, was Mitarbeiterförderung, Ausbildungsprogramme für Mitarbeiter und Management-Traineeprogramme betrifft. Es wurde verstanden, welchen Wert eine akademische Ausbildung hat. Das hat damit zu tun, dass nun akademisch ausgebildete Mitarbeiter in Führungspositionen gelangen, die selbst die Vor- und Nachteile einer solchen Ausbildung kennengelernt und mitgemacht haben. Das ist der Grund, weshalb wir mit dem dualen Studienkonzept bei den Praxispartnern offene Türen vorgefunden haben.

medianet:
Wer sind Ihre touristischen Praxispartner?
Aubke: Wir haben mehr als 40 Praxispartner, die allerdings oft mehr als nur eine Position anbieten, sodass wir aktuell bei etwa 60 potenziellen Plätzen sind. Es gibt also mehr verfügbare Praxisplätze als Studierende. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, für den Studiengang Tourismus-Management die Praxispartner auf einer breiten Basis zu suchen. Deshalb ist eine kleine Privathotelkette für uns genauso wichtig wie Aus-trian Airlines, TUI oder Columbus Reisen. Uns war eine große Bandbreite wichtig, um den Interessen der Studierenden entgegenzukommen.

medianet:
Zukünftige Studenten müssen ein Auswahlverfahren durchlaufen. Wie gestaltet sich das?
Aubke: Wir haben ein zweistufiges Aufnahmeverfahren. Am Beginn steht ein IT-Test, dabei werden die akademische Fähigkeiten Kandidaten wie zum Beispiel logisches Denken, Zahlen- und Wortverständnis getestet. Im zweiten Teil veranstalten wir ein Assessment-Center, zu dem wir die Bewerberinnen und Bewerber einladen. Dabei werden Faktoren wie Selbstpräsentation, Gruppen- und Einzelarbeiten und andere Skills abgearbeitet. Das Verfahren erstreckt sich über mehrere Wochen, und wir versuchen herauszufinden, ob die Bewerber mit dem nötigen Ernst an das Studium herangehen.

medianet:
Bei diesem Zeitaufwand müssen Studenten wohl sehr motiviert sein?
Aubke: Es ist klar, dass dieses Studium zeitaufwendiger ist und man Kompromisse eingehen muss. Unter dem Strich ist die Zeitbelastung aber sehr ähnlich zu einem herkömmlichen Studium, denn viele Studierende haben meist sowieso einen Nebenjob. Bei einem dualen Studium hat man aber das Ziel vor Augen, dass man nach drei Jahren nicht nur über den akademischen Titel, sondern auch über die relevante Berufserfahrung verfügt.

Stimmen der Studierenden

Magdalena Feuerstein startet ihren Praxisteil bei Columbus Reisen und hat sich ganz bewusst für das duale Studium entschieden: „Für mich war das die perfekte Variante, da ich sowohl ein Studium mache, gleichzeitig arbeite und alles unter einen Hut bringe. Nach drei Jahren verfüge ich über den Bachelor und habe bereits zwei Jahre gearbeitet.”

Dass es eine branchenübliche Bezahlung gibt, ist für die 21-jährige Vorarlbergerin ein schönes Goodie; dass sich die üblichen Uni-Ferien auf einen Urlaubsanspruch von fünf Wochen reduzieren, stört sie nicht. „Ich arbeite sehr gerne. Im vergangenen Jahr, als wir eigentlich Vollzeit im Studium hatten, habe ich nebenbei gearbeitet”, so Feuerstein. „Die fünf Wochen Urlaub sind kein Problem, denn wir arbeiten ja nur 20 Stunden pro Woche, also ist der Sommer eigentlich wie Ferien.”

Praxis im Hotel Sacher

Ähnlich begeistert ist ihr Studienkollege Moritz Huth, der einer bekannten Gastronomen-Familie entstammt. „Ich bin stark sehbehindert und bereits in unser Familienunternehmen, die Huth Gastronomie im ersten Bezirk, eingebunden”, erklärt er seine Motivation. „Das duale Studium kam also wie gerufen. Ich erachte das Prinzip, dass man das Studium mit einem Bachelor zusammen mit zwei Jahren Berufserfahrung in unterschiedlichen Bereichen abschließt, einfach für ideal.”

Huth hat im Traditionshotel Sacher seinen Praxisteil bereits begonnen – sein absoluter Wunschplatz: „Es gibt nirgends mehr Tradition als im Hotel Sacher, wenn es nicht sogar das begehrteste und schönste Hotel Österreichs ist. Es ist genial, was dort in puncto Marketing gemacht wird und wie sich das Hotel präsentiert. Ich habe zudem gehört, dass die internen Umgangsformen sehr sympathisch sind. Es ging mir auch darum, ob man mir dort eine Möglichkeit zur Integration geben kann, da der Beruf für mich durch meine Sehbehinderung schwieriger ist als für andere.”

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