WIEN. Inflation, Energiemangel und weitere gesamtwirtschaftliche Probleme haben die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Europa deutlich ansteigen lassen. Im Jahr 2022 wurden in Westeuropa (EU-14, Großbritannien, Schweiz und Norwegen) 139.973 Firmeninsolvenzen registriert. Das war ein Plus von 24,2% (2021: 112.686 Fälle). In Osteuropa nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gar um 53,5% zu. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung, Neuss.
Demnach hatten die europäischen Unternehmen im vergangenen Jahr zahlreiche Belastungen zu schultern. Dazu zählte der massive Preisanstieg beispielsweise bei Energie und Rohstoffen sowie auch die deutlich höheren Finanzierungskosten aufgrund der Zinswende. Im Jahresverlauf 2022 schwächte sich auch die Konjunktur spürbar ab.
Österreich über dem Schnitt
In Westeuropa stiegen die Insolvenzzahlen in der Mehrzahl der betrachteten Länder. Einen deutlichen Anstieg verzeichneten Österreich (+59,7%), gefolgt von Großbritannien (+55,9%), Frankreich (+50%) und Belgien (+41,7%). Auch in der Schweiz, in Irland, den Niederlanden, in Spanien, Norwegen, Finnland, Schweden und Deutschland nahm die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zu. Ein Rückgang der Fallzahlen wird aus Dänemark, Luxemburg, Portugal, Italien und Griechenland gemeldet.
Handel schwer getroffen
Einen deutlichen Anstieg verzeichnete dabei der Handel (inkl. Gastgewerbe) mit einem Plus von 34,5%, gefolgt vom Baugewerbe mit 24,7%. Um knapp 20 Prozent erhöhten sich die Fallzahlen im Dienstleistungssektor und um 13,1% im Verarbeitenden Gewerbe.
In Osteuropa setzte sich der Anstieg der Insolvenzzahlen fort. Sieben der untersuchten zwölf Länder verzeichneten 2022 mehr Fälle. Besonders deutlich war der Anstieg in Ungarn, Bulgarien und Litauen. Insgesamt wurden in Osteuropa 60.010 Unternehmensinsolvenzen registriert. Der Vorjahresstand (2021: 39.095 Fälle) wurde deutlich übertroffen. Auch in der Türkei stiegen die Insolvenzzahlen deutlich auf 24.303 Fälle an (+41,4%). (rk)