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China-Problemberg: Charlie Carré von Coface ortet hohe Verschuldung und enorme Finanzierungskosten.

reinhard krémer 01.04.2016

Chinesen zahlen viel zu langsam

Coface-Studie: 80% der chinesischen Unternehmen haben 2015 Zahlungsverzögerungen erlitten; Probleme stauen sich.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Dass die Wirtschaft im „Reich der Mitte” nicht rund läuft, ist kein Geheimnis. Der internationale Kreditversicherer Coface hat jetzt einen genaueren Blick auf die chinesische Ökonomie geworfen. Fazit: Ungelöste Probleme an allen Fronten. So haben sich 2015 die Zahlungsziele, die chinesische Firmen ihren Abnehmern eingeräumt haben, weiter verkürzt, so Coface. Grund dafür ist im Wesentlichen eine Mischung aus den schlechten Zahlungserfahrungen aus den Vorjahren, die schwindende Zuversicht und geringere Wachstumserwartungen.

Dennoch ist das Risiko gestiegen. 80,6% der von Coface befragten Unternehmen gaben an, 2015 Zahlungsverzögerungen erlitten zu haben; im Vorjahr waren es 79,8%.

Zahlungsverzögerungen

58,1% der Unternehmen mit Zahlungsverzögerungen berichteten von höheren Summen. Zehn Prozent beklagten zudem Überziehungen von mehr als 150 Tagen, das sind vier Prozentpunkte mehr als 2014. 17,9% aller Unternehmen hatten sich mit extrem langen Überziehungen von mehr als 180 Tagen auseinanderzusetzen, die zudem mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes ausmachten. Solche langen Verzögerungen erzeugen einen enormen Druck auf die Finanz­stabilität von Unternehmen.

Die Zahl der nicht bedienten Kredite (non-performing loans/NPL) steigt: Sie betrug Ende vergangenen Jahres 1,59 % und erreichte damit den höchsten Stand seit 2009; 2003 betrug die Quote ein Prozent. Dabei stieg der Wert in den ersten drei Quartalen 2015 um mehr als 50%. In diesem Kontext darf das Risiko für eine weitere Zunahme von Ausfällen nicht unterschätzt werden. Auch wenn sich die Kreditvergabe abschwächt, wächst die private Verschuldung weiterhin schneller als das Bruttoinlandsprodukt.
Die Schulden der privaten Unternehmen – ohne Finanzsektor – haben im Juni 2015 201 Prozent des BIP erreicht, im Juni 2008 waren es noch 114%, im Juni 2013 176%.

Wachstum weiter rückläufig

Die 6,9% Wirtschaftswachstum 2015 waren die niedrigste Rate in 25 Jahren. Die von Coface prognostizierten 6,5% wären ein weiterer „Rekord”. Der Trend zeigt vor dem Hintergrund der Ausbalancierung des chinesischen Wachstumsmodells und niedrigerer globaler Nachfrage abwärts.

Zeitgleich schwächelt die Währung – der Yuan hat einen beispiellosen Fall erlebt. In der ersten Jännerwoche landete die Währung auf einem Fünfjahrestief gegenüber dem US-Dollar. Die geldpolitischen Maßnahmen der People´s Bank of China blieben bislang ohne großen Erfolg.

Kommen weitere Stimuli?

„Die Strategie der Regierung ist nicht eindeutig, die Behörden müssen zwischen zwei Zielen balancieren: Auf der einen Seite geht es darum, weiter das Wachstum zu stützen, um eine harte Landung zu verhindern und Arbeitsplätze zu sichern.

Auf der anderen Seite muss eine Kreditblase verhindert werden. Zugleich stehen die Unternehmen in China vor großen Problemen. Nachdem die Politik des billigen Geldes 2015 noch nicht gewirkt hat, erwartet Coface für 2016 weitere Stimulusmaßnahmen.
Die Regierung will mit allen Mitteln eine harte Landung verhindern”, erklärt Charlie Carré, Economist bei Coface.

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