FINANCENET
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Gerald Stefan 03.06.2016

Frankfurt lässt Versicherern auf den Zahn fühlen

Im Auftrag der europäischen Aufsicht EIOPA führt die heimische FMA Stresstests bei den österreichischen Assekuranzen durch.

••• Von Gerald Stefan

WIEN/FRANKFURT. Österreichs Versicherer werden gestresst – doch ihr Trost ist, dass sie damit nicht allein dastehen: Die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA mit Sitz in Frankfurt sowie die nationalen Finanzaufsichtsbehörden stellen in den nächsten Wochen die europäischen Versicherer auf den Prüfstand. Die Assekuranzen müssen in einem neuen Stresstest ihre Stabilität im Krisenfall unter Beweis stellen; im Zentrum stehen die Auswirkungen der anhaltenden Niedrigzinsen, zusätzlich kombiniert mit einem (simulierten) neuen Schock an den Finanzmärkten, so die EIOPA.

Die ganze Branche betroffen

Bis Mitte Juni müssen die Versicherer dazu ihre Daten bei den nationalen Aufsichtsbehörden einreichen. In Österreich ist das die Finanzmarktaufsicht (FMA). Es ist erst der zweite Stresstest dieser Art. Und diesmal will die EIOPA ihre Überprüfung ausweiten: In jedem EU-Land sollen die Aufsichtsbehörden so viele Institute unter die Lupe nehmen, dass mindestens 75% des Lebensversicherungsmarkts abgedeckt sind. (2014 lag die Quote nur bei 50%.) Was Österreich betrifft, so wird dieses Ziel mehr als erfüllt: Vom Stresstest umfasst sind alle ­österreichischen Versicherungsunternehmen, die unter die neuen EU-Versicherungsregeln Solvency 2 fallen. Das sind de facto alle Branchenvertreter – ausgenommen nur die kleinen Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, so ein FMA-Sprecher: „In Summe werden daher in Österreich 41 Versicherungsunternehmen dem EIOPA-Stresstest 2016 unter­zogen.”

Laut EIOPA-Präsident Gabriel Bernardino soll dabei nicht im Fokus stehen, welche Unternehmen die vorgeschriebenen Kapitalquoten im Krisenfall einhalten; vielmehr gehe es darum, welche Auswirkungen eine Schieflage von Versicherern auf das gesamte ­Finanzsystem in der EU hätte.

Solvency II ist gestartet

Dem Stresstest liegen die neuen ­Kapital- und Aufsichtsregeln zugrunde, die unter dem Namen Solvency II Anfang 2016 in Kraft getreten sind; Stichtag der untersuchten Finanzzahlen ist der 1. Jänner 2016. Die Ergebnisse des Tests sollen im Dezember vorliegen. Die Testergebnisse einzelner Versicherer will die EIOPA allenfalls anonymisiert oder in Gruppen zusammengefasst veröffentlichen.

Wie steht Europa da?

Beim letzten Stresstest vor zwei Jahren hatte sich herausgestellt, dass bei einem Szenario lang anhaltender niedriger Zinsen rund jedes vierte untersuchte Unternehmen die Kapitalanforderungen nach Solvency II verfehlen könnte. Einen Teil der Gesellschaften setzte die EIOPA zudem einem extremen Stress-Szenario mit fallenden Aktien- und Anleihekursen sowie weiteren Schocks wie hohen Schäden durch Naturkatastrophen und einer Kündigungswelle ihrer Kunden aus; in diesem Fall erfüllten nur noch 56% die Anforderungen.

Während die EIOPA vor zwei Jahren auch das Abschneiden von Versicherungskonzernen als Gruppe betrachtete, will sie diesmal aber lediglich das Abschneiden der jeweiligen Einzelgesellschaften in den Blick nehmen. Sie wolle die Unternehmen bei der Datenerhebung nicht überfordern, heißt es. Bestimmte Teilgesellschaften seien mit ihrem langfristigen Geschäft besonders anfällig für die anhaltenden Niedrigzinsen. So macht das Zinstief vor allem Lebensversicherern zu schaffen, die ihre alten Lebensversicherungsverträge erfüllen müssen.

Die Branche ist am Werk

Österreichische Versicherer geben sich angesichts Solvency II, Niedrigzinsen und aktuellem Stresstest gelassen, doch wird allerorten an den Herausforderungen gearbeitet.

Das Vorsteuerergebnis (EGT) bei der Uniqa sank im 1. Quartal 2016 um 55,7% auf 41,6 Mio. €; dazu trug ein deutlicher Rückgang der Nettoerträge aus Kapitalanlagen (u.a. wegen der Niedrigzinsen) bei. Das Konzernergebnis reduzierte sich um 56,9% auf 33,2 Mio. €. Uniqa-Chef Andreas Brandstetter hat einen schwachen Jahresstart bereits angekündigt und sieht sich auf Kurs, die Erträge sollen in Zukunft wieder steigen. Mit der laufenden Vereinfachung der Organisation will man bis Anfang 2017 fertig sein.
Bei der Vienna Insurance Group (VIG) sank der Gewinn vor Steuern im 1. Quartal 2016 um 22,5% auf 101,5 Mio. €, das Konzernergebnis gab um 21,5% auf 77,6 Mio. € nach. Im Gesamtjahr will VIG-Chefin ­Elisabeth Stadler das EGT allerdings auf bis zu 400 Mio. € verdoppeln; an diesem Plan hält die VIG weiterhin fest.

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