FINANCENET
© Andreas Kolarik

reinhard krémer 30.09.2016

KMU aufgepasst: Oberbank will mit Factoring wachsen

Trotz rigider Regulative macht die Oberbank unter CEO Franz Gasselsberger gute Geschäfte.

••• Von Reinhard Krémer

WIEN. Das Bankgeschäft kämpft in Zeiten wie diesen mit den Mühen der Ebene. Es drückt nicht nur das Zinsentief. Das spürt auch Franz Gasselsberger, CEO der Oberbank: „Die neuen Richtlinien, wie MiFID II, MIFIR, Hypothekarkredit-Richtlinie und Zahlungskontogesetz ­(Basiskonto; Anm.), zielen auf die Erhöhung des Anlegerschutzes und der Markttransparenz ab – bedeuten aber für uns Banken einen erheblichen Mehraufwand.”

Generell betrachtet, wird die Gesetzgebung immer konsumentenfreundlicher, so Gasselsberger: „Dies bedeutet für Banken wenig Spielraum bei der Deckung zusätzlicher regulatorischer Kosten.”

Euribor und Bankomat

Einerseits dürfe man keine ­Negativzinsen auf Sparguthaben verrechnen. „Andererseits sind wir bei Krediten angehalten, den negativen Euribor weiterzugeben. Und auch die Bankomaten sollen wir weiterhin gratis zur Verfügung stellen.”

Zusätzlich werden mit Basel IV die Eigenmittelbestimmungen weiter verschärft: „Dennoch versorgen Österreichs Banken den Markt verlässlich mit Krediten”, so der Oberbank-CEO, der Strukturreformen als bitter notwendig erachtet.
Die Politik tut sich sehr schwer, den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel aktiv zu gestalten: „In der Politik fehlt oft die Anpassungsfähigkeit bzw. eine echte Veränderungskultur”, sagt Gasselsberger. Und weil in der EU nationalstaatliches Denken und in den einzelnen Ländern Einzelinteressen dominieren, fehlt es an gemeinsamen Zielen und einer gemeinsamen Strategie, moniert der Herr über 2.053 Mitarbeiter: „Ohne solche Ziele und Strategien gibt es aber keine sinnvollen Reformen, keine Neuausrichtung, es werden nur alte Denk- und Verteilungsmuster aufrechterhalten.”

Kosten im Griff

Die Filialexpansion, so Gasselsberger, verläuft weiterhin höchst erfolgreich: „Wir haben die Kosten im Griff, wir bewegen uns klar gegen den aktuellen Trend”. Im 1. Halbjahr 2016 wurden fünf Filialen in Jena, Erfurt, Ulm, Wien-Donauspital und Wien-Perchtoldsdorf eröffnet: „Bis zum Jahresende planen wir die Gründung zwei weiterer Standorte in Ungarn (Nagykanisza und Budapest-Süd; Anm.). Insgesamt werden wir Ende 2016 auf 160 Filialen kommen.”

Heuer lief das Kreditgeschäft rund, sagt der Oberbank-CEO: „Unser Kreditwachstum ist außergewöhnlich, insgesamt ist das Kreditvolumen zum 30.6.2016 im Jahresvergleich von 12,7 Mrd. € um 5,4% oder 687,1 Mio. € auf 13,4 Mrd. € gestiegen.”
Im Bereich Factoring will Gasselsberger wachsen: „Wir sehen das Factoring zukünftig als eine unserer Kernkompetenzen. Wir peilen im Factoring eine Top-Position am österreichischen Markt an. Aufgrund von Basel III versuchen die Unternehmen immer öfter, ihre Bilanzen zu optimieren. Somit rücken Forderungsverkäufe zunehmend in den Mittelpunkt, der Bilanzentlastungseffekt steht hier im Vordergrund.” Das neue Beratungsangebot will der Oberbank-Chef mit den Kompetenzen im Bereich Betriebsmittelfinanzierung ergänzen.

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