••• Von Katrin Waldner
WIEN. Seit Jahren steht Österreich laut OECD bei den Ausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention nicht im besten Licht da: Nur 1,9% der öffentlichen Ausgaben für Gesundheit sollen 2012 in diesen Bereich geflossen sein. In den folgenden Jahren war es nicht besser. Der Grund: Prävention ist nicht gesetzlich definierte Aufgabe der Krankenversicherungen, die doch primär kranke Menschen versorgen sollen.
Debatte mit OECD
Eine von der Gesundheit Österreich GmbH im Auftrag von Gesundheitsministerium und Hauptverband der Sozialversicherungsträger erstellte Studie hat nun allerdings eine leichte Besserung festgestellt: 3,1% betrage der Anteil. Und: Zwischen 2001 und 2012 seien die Gesundheitsausgaben um 60% gestiegen, und die Ausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention hätten sich sogar verdoppelt, kommentierte Ulrike Rabmer-Koller, Präsidentin des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, die neue Studie. Die Untersuchung zeige, dass man mehr als im internationalen Vergleich angenommen für diesen Bereich aufwende und: „Fast drei Viertel dieser Aufwendungen kommen von der Sozialversicherung.”
„Auffällig und erfreulich ist, dass doch mehr als drei Prozent der öffentlichen Gesundheitsausgaben für Gesundheitsförderung und Prävention aufgewendet werden. Inklusive der Tertiärprävention sind es gar etwa zwei Milliarden Euro. Faktum ist aber auch, dass noch immer 97 Prozent in den kurativen Bereich fließen”, sagt Pamela Rendi-Wagner, Sektionsleiterin für öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium. Dadurch würden zwar die Lebenserwartung erhöht, weil bestehende Krankheiten optimal behandelt werden könnten, aber die österreichische Bevölkerung werde dadurch nicht wirklich gesünder.
Unterschiedliche Berechnungen
Es stellt sich allerdings die Frage, wie die unterschiedlichen Zahlen von OECD und den österreichischen Institutionen zustande gekommen sind: Die OECD erhebt und analysiert Gesundheitsausgaben durch ein eigenes System, das Vor- und Nachteile hat. Es erlaubt zwar einen internationalen Vergleich und man kann Trends erkennen, wenig Platz gibt es allerdings für nationale Gegebenheiten oder Details. Die OECD errechnete 3,4% als Durchschnitt im Jahr 2012 für Gesundheitsförderung und Prävention in ihren wichtigen Mitgliedsstaaten. Für Österreich kam man eben auf 1,9% – was auch immer wieder zu gesundheitspolitischen Diskussionen geführt hat.
Die Studie der Gesundheit Österreich GmbH liefert nun ein anderes Bild von der Situation: Die tatsächliche Höhe der Ausgaben berechneten die Autoren dieser Studie auf Basis einer detaillierten Erhebung aller Aufwendungen des Bundes, der Bundesländer, der Gemeinden und der Sozialversicherung. Nicht mitgerechnet wurde die Tertiärprävention, also die Ausgaben für Kuren und Rehabilitation. Insgesamt errechnete man für 2012 Ausgaben in der Höhe von rund 750 Mio. € – pro Kopf wären das circa 89 €. Am meisten Ausgaben tätigte die Sozialversicherung mit 543,6 Mio. € oder 72,5% aller Aufwendungen. Die Ausgaben des Bundes beliefen sich auf 119 Mio. € oder 15,9%, die der Bundesländer auf 69,4 Mio. € oder 9,3% und die der Gemeinden auf 17,5 Mio. € oder 2,3%.
Vorsorgeuntersuchungen
Am meisten wurde mit 91,2 Mio. € für Vorsorgeuntersuchungen ausgegeben; dann folgen Zahngesundheit (83,5 Mio.), der Mutter-Kind-Pass (56,5 Mio.), die Prävention von Arbeitsunfällen und berufsbedingten Erkrankungen sowie Impfungen. Würde man neben den Ausgaben für diese Bereiche noch die Tertiärprävention miteinrechnen, betrüge die Summe für das Jahr 2012 etwas mehr als zwei Mrd. €. Der Anteil der Sozialversicherung läge dann bei 87,1%. Wichtig sei es, Kinder- und Jugendgesundheit zu fördern und die gesunde Lebenserwartung zu steigern, sagt Rabmer-Koller: „Mein Anliegen ist die Ausarbeitung einer Gesamtstrategie. Beim Thema Prävention und Gesundheitsförderung geht es vor allem auch um die Kinder- und Jugendgesundheit, weil in der Kindheit und in der Jugend ja das Verhalten der Menschen für ihr weiteres Leben geprägt wird.”
Besseres Monitoring
Es gehe auch um die strategische Ausrichtung auf die wichtigsten Aspekte der Gesundheitsförderung, weiß Pamela Rendi-Wagner. Man arbeite an einem ständigen Monitoring-System, um den Effekt der Maßnahmen auf den Gesundheitszustand der österreichischen Bevölkerung zu messen. So werden Rückschlüsse darüber möglich, welche Programme am besten wirken. „Vor allem geht es darum, die gesunde Lebenserwartung der Österreicher zu steigern”, betont Rendi-Wagner. Sie führt bei der Gesundheitsförderung vor allem Ernährung, Bewegung, das Programm „Frühe Hilfen” und Interventionen, Kinder- und Jugendgesundheit sowie die betriebliche Gesundheitsförderung als Schwerpunkte an.