HEALTH ECONOMY
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Andrea Wesenauer hat im Springer Gabler Verlag das Buch „Zukunftsmotor Gesundheit” herausgegeben.

11.12.2015

„Kommunikation hat Mängel”

Die Generaldirektorin der OöGKK, Andrea Wesenauer, wünscht sich eine bessere Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten, um die Therapietreue zu verbessern.

••• Von Martin Rümmele

LINZ. Oberösterreichs GKK-Direktorin Andrea Wesenauer hat mit anderen Gesundheitsexperten ein Buch herausgebracht und skizziert unter dem Titel „Zukunftsmotor Gesundheit” Entwürfe für ein Gesundheitswesen von morgen. Im medianet-Interview beschreibt sie ihre Ideen.

 

medianet: Wie wird sich das Gesundheitswesen entwickeln, wie soll es sich entwickeln?
Andrea Wesenauer: Die Antwort auf die Fragen kann idealerweise ident sein, muss es aber nicht. Die Frage wird sein, was wir brauchen, um den Bedarf zu decken. Im Buch gibt es dazu einige Ansätze wie die Frage, welche Rolle künftig die Sozialversicherung spielt, welche Gesundheitsziele wir verfolgen, welchen Stellenwert die Gesundheitsförderung einnehmen soll, wie wir die Primärversorgung gestalten bis zur Langzeitpflege und wie wir Gesundheitskompetenz ausbauen.

medianet: Wie ist aktuell Ihr Fazit?
Wesenauer: Sehr positiv ist, dass es nun eine Zielsteuerung gibt. Früher gab es einen hierarchischen Ansatz, der besagte „das steht im Gesetz, es wird schon wer umsetzen”, und dann ist nichts passiert. Jetzt haben alle Seiten gemeinsam Ziele und einen Fahrplan dazu definiert und das wird auch abgearbeitet. Auch wenn man es vielleicht noch nicht direkt wahrnimmt, aber es arbeiten bereit Heerscharen an Leuten an der Realisierung der Ziele.

medianet: Und Ihre Forderungen?
Wesenauer: Prioritär ist sicherlich, die Systeme in der Primärversorgung auszubauen und qualitativ in die Höhe zu bringen. Hier ist der Anspruch, die neuen Primärversorgungszentren in die Fläche zu bringen. Parallel müssen wir die Rolle der Spitalsambulanzen klären und Strategien für den ambulanten Sektor entwickeln. Auch wenn es hier Kritik der Ärzteschaft gibt, so zeigt sich doch, dass viele Ärzte den Wunsch haben, vernetzt und gemeinsam zu arbeiten. Die Kammer fürchtet hingegen, dass in ihre Kompetenzen eingegriffen wird.

medianet: Sie haben die Gesundheitskompetenz erwähnt …
Wesenauer: Es gilt vor allem, die Gesundheitskompetenz der Menschen zu erhöhen. Hier gibt es gemeinsame Entwürfe der Systempartner. Wichtig ist mehr Interaktion mit den Versicherten und die Verbesserung der Kommunikation mit den Menschen. Viele Ärzte sind etwa nicht in der Lage, patientengerecht zu sprechen, und viele Patienten getrauen sich nicht, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstehen. Die Folge ist, dass das Ziel einer Therapie nicht erreicht wird, weil ein Patient nicht versteht, worum es geht. Wir haben in der Kommunikation schwere Mängel.

medianet: Wie ist das zu ändern?
Wesenauer: Ein Kreuzerltest als Aufnahmetest fürs Studium, der intellektuelles Wissen abfragt, ist zu wenig, wenn man Ärzte will, die sich dem Menschen zuwenden. Die Frage ist aber, was wir künftig brauchen und was die Ärzte brauchen. Kommunikation ist für Therapietreue sehr wichtig; hier wünsche ich mir in der Ärzteausbildung auch Bereiche wie Health in all Policies und Public Health.

medianet: Wie sieht es mit der Finanzierung generell aus? Heuer gibt es wieder ein Minus …
Wesenauer: Das Gesundheitswesen ist mit Ressourcen eigentlich gut ausgestattet – allerdings verpufft auch viel, weil es etwa Mehrgleisigkeiten gibt. Hier ist es aber wichtig, dass es uns gelungen ist, dass alle für die Finanzierung Verantwortlichen an einem Tisch sitzen und eben gemeinsam über Ziele reden.

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