HEALTH ECONOMY
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Martin Rümmele 09.12.2016

Spardruck trifft vor allem die Krankenhäuser

Der Finanzausgleich regelt, dass der stationäre Sektor reduziert wird. Damit stehen Standorte am Prüfstand.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Länder und Gemeinden betreiben in Österreich ja die Krankenhäuser und bekommen dafür von den Krankenkassen nur einen gedeckelten Pauschalbetrag. Weil die Länder alles, was über Zahlungen der Kassen hinausgeht, selbst in den Spitals­topf zahlen müssen und letztlich auch die Defizite der Spitäler abdecken, forderten sie rund 500 Mio. € mehr. Bekommen haben sie 200 Mio. – aber nur gegen die Zusage, bei den Kosten zu bremsen und eigentlich für den Ausbau der Versorgung im niedergelassenen Bereich.

Druck durch Finanzausgleich

So heißt es gleich zu Beginn in der Vereinbarung, dass der niederschwellige Zugang zur „bedarfsgerechten Gesundheitsversorgung und deren hohe Qualität langfristig zu sichern und auszubauen” sind. Wie das geht: „Abbau des akutstationären Bereichs bei gleichzeitigem Ausbau der ambulanten Versorgung unter Sicherstellung des Zugangs zu und der Verfügbarkeit von allen notwendigen Leistungen”, heißt es im Papier. Und weiter: „Im Bereich der Primärversorgung sind Primärversorgungseinheiten gemäß bundesgesetzlicher Grundlage zu schaffen.”

Tatsächlich erwarten Experten in den kommenden Jahren eine deutliche Reduktion von Spitalsstandorten. In Wien ist etwa eine Konzentration, wie berichtet, bereits im Gange. Auch in der Steiermark wird überlegt, die Zahl der Standorte von 27 auf sieben zu reduzieren. Stationäre Einheiten werden auch den Ländern zunehmend zu teuer. Zudem sinkt aufgrund der medizinischen Entwicklung, die Behandlungszeiten verkürzt und teilweise auch ambulant ermöglicht, die Auslastung. Das wiederum könnte sich auch auf die Behandlungsqualität auswirken, weil Fallzahlen zurückgehen und damit bei manchen Therapien die Routine des medizinischen Personals nachlässt. Der Fokus auf stationäre Zentren hat aber auch Nachteile. So verlängern sich die Fahrzeiten in Notfällen, und die Zahl von Ausbildungsplätzen für Jungmediziner könnte zurückgehen. Das Hauptproblem der Länder ist aber ein anderes: Experten beobachten, dass die Krankenhausausgaben weiter steigen. Der Grund ist ein Konkurrenzkampf zwischen den regionalen Krankenhäusern um mehr Patienten und Behandlungen.

Fallzahlen steigen

„Jeder kaufmännische Direktor einen Spitals weiß, dass sein Standort nur bestehen bleibt, wenn er ausreichend Fallzahlen vorweisen und damit die Wichtigkeit des Standorts belegen kann”, sagt ein Krankenkassenfunktionär und vermutet, dass mancherorts Druck auf Ärzte erfolgt und Behandlungen gemacht werden, die nicht zwingend medizinisch notwendig erscheinen.

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