HEALTH ECONOMY
© APA/Fotokerschi.at/Werner Kerschbaummayr

Redaktion 23.10.2020

Suche nach Auswegen aus der Coronakrise

Die Pandemie, aber auch ein Strukturwandel, belasten die Wirtschaft. Die Politik sucht verzweifelt nach Lösungen.

••• Von Katrin Pfanner

WIEN. Die zweite Corona-Welle droht die Wirtschaft erneut zu treffen. Vor allem der Tourismus zittert vor einem Winter mit Reisebeschränkungen. Gleichzeitig zeigen sich zunehmend die wirtschaftlichen Folgen des Lockdowns, gemischt mit einem Strukturwandel – Stichwort Klimawandel –, der durch die Coronakrise beschleunigt wird. Werksschließungen bei MAN, Mayr Melnhof und ATB verunsichern auch die Regierung.

Wirtschaftsforscher warnen

Neben der Politik haben zuletzt auch die Chefs der Wirtschaftsforschungseinrichtungen Wifo und IHS, Christoph Badelt und Martin Kocher, eindringlich an die Bevölkerung appelliert, zu einem Drosseln der Corona-Infektionszahlen beizutragen. „Verhaltet euch bitte so, dass sich die Infektionszahlen wieder einbremsen”, sagte Badelt bei der Prognosepräsentation. Das Infektionsgeschehen und die wirtschaftliche Dynamik seien direkt miteinander gekoppelt, erklärte auch Kocher. Ein erneuter Lockdown könnte laut Wifo dazu führen, dass die erwarteten BIP-Raten von heuer minus 6,8% und 2021 plus 4,4% um 2,5 bis 4,0 Prozentpunkte tiefer ausfallen.

Die Regierung bemüht sich deshalb, einen neuen Lockdown zu verhindern. Doch in ganz Europa wächst die Sorge. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, rechnet etwa ein zweites Mal mit großen Beschränkungen des Geschäftslebens in Deutschland. „Ich fürchte, wir werden einen zweiten Lockdown erleben. Nicht so rigoros, nicht so stark wie im ersten, aber er wird kommen”, sagte Fratzscher. Viele Unternehmen würden das nicht überstehen – auch, weil im Frühjahr Rücklagen aufgebraucht worden sind und sich Unternehmen verschuldeten, um die Kosten zu finanzieren. Wirtschaftsexperten fürchten eine Insolvenzwelle. Auch regionale Einschränkungen treffen Firmen hart, wie derzeit das Beispiel der Salzburger Gemeinde Kuchl zeigt, wo die verhängte Quarantäne Betriebe zu zeitlichen Schließungen zwingt.
Treffen wird das auch das Gesundheitssystem. Weil bei den Sozialversicherungen die Einnahmen sinken und auch der Bund mit niedrigeren Einnahmen rechnet, steigen die Lücken bei der Spitalsfinanzierung. Diese ist über Pauschalen an die Einnahmen von Bund und Kassen gekoppelt. Allein im Bundesbudget für 2021 werden deshalb rund 130 Mio. € weniger für die Spitäler erwartet.

Verzweifelte Reformen

Die Regierung versichert, die Verluste bei Kassen und Spitals­trägern ausgleichen zu wollen. Und sie stemmt sich gegen die steigenden Infektionszahlen. Das jüngste Beispiel der vom Roten Kreuz vorgeschlagenen Änderungen der Teststrategie, um niedrigere Zahlen auszuweisen, zeigt aber die Verzweiflung.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL