INDUSTRIAL TECHNOLOGY
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Schätzungen zufolge landen zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle pro Jahr in den Weltmeeren.

britta biron 11.03.2016

Wie kommt das Plastik ins Meer?

Marine Littering wird zu einem wachsenden Problem. Ein deutsch-österreichisches Forschungsprojekt analysiert dazu jetzt detailliert Ursachen, Quellen und Müllarten.

••• Von Britta Biron

BRÜSSEL/WIEN. „Die Kunststoff­industrie ist die innovative Trieb­feder in Europa, und Kunststoffe stehen im Zentrum vieler technischer Entwicklungen”, wies Patrick Thomas, Präsident von PlasticsEurope und CEO des Kunststoffherstellers Covestro, kürzlich anlässlich der Verleihung der ersten European Plastics Innovation Awards (einer der Preisträger ist der österreichische Borealis-Konzern), auf die Bedeutung seiner Branche hin.

Auch die Mehrheit der Verbraucher hat einer aktuellen PlasticEuropa-Umfrage zufolge eine positive Einstellung zu Kunststoffen (71%) und zur Kunststoffindustrie (77%).
Allerdings gibt es nicht nur Grund zur Freude; insbesondere das Problem der zunehmenden Vermüllung der Meere bereitet den Herstellern und Verbrauchern Sorge.
PolyTalk, das von PlasticsEurope entwickelte Expertenforum, widmet sich heuer unter dem Motto „Zero Plastics to the Oceans” ausschließlich dem Meeresschutz, und bereits am 16. und 17. März diskutieren Vertreter der Kunststoff­industrie sowie diverser Forschungseinrichtungen und NGOs regionale, europäische und globale Maßnahmen, Best-Practice-Beispiele und neue Ansätze für ein effizientes Abfallmanagement sowie Aufklärungs- und Informationsstrategien gegenüber Verbrauchern.

Detaillierte Ursachenforschung

Eindeutige Zahlen zur tatsächlichen Menge an Kunststoffmüll in den Meeren gibt es zwar nicht, Hochrechnungen aus Untersuchungen verschiedener Meeresabschnitte kommen auf 4,8 bis 12,7 Mio. Tonnen Plastikabfälle, die jährlich im Meer landen. Laut einer Ende 2015 veröffentlichten Studie der ­Ellen Mc Arthur Foun­dation liegt das Verhältnis zwischen Plastikmüll und Fischen bereits bei eins zu fünf und wird, sofern nicht deutlich gegengesteuert wird, 2050 bei eins zu eins liegen.

Um diese Müllproblematik zu ­lösen, werden aber vor allem Daten und Fakten darüber benötigt, über welche Wege das Plastik in die Ozeane gelangt.
Diesem Thema widmet sich derzeit ein deutsch-österreichisches Forschungsprojekt in der Nordsee.
Die dafür entwickelte Methodik berücksichtigt sowohl Makro­kunststoffe (wie etwa Plastik­flaschen) als auch Mikrokunststoffe (darunter fallen u.a. Reinigungsmittel, Granulate aus der Kunststoffproduktion und -verarbeitung und Fasern aus der Reinigung) und Daten von deutschen und österreichischen Umweltbehörden, Fachverbänden, Kläranlagenbetreibern, internationalen Forschungseinrichtungen und Statistikämtern.

Erste Ergebnisse liegen vor

Um möglichst detaillierte Informationen zu erhalten, wird auch zwischen Einträgen aus Flüssen und küstennahen Gebieten sowie Deponien differenziert, und Daten zur Bevölkerungsdichte und Sozioökonomie werden in den untersuchten Regionen berücksichtigt.

Erste Ergebnisse liegen bereits vor. Demnach stammt fast die Hälfte (48%) der Kunststoffabfälle in der Nordsee aus Flüssen und rund ein Drittel (31%) aus küstennahen Regionen. Häfen und die Flussschifffahrt sind für rund ein Fünftel des Mülls verantwortlich.
Hinsichtlich der Müllsorte dominieren Markokunststoffe mit 85% klar.
Bezüglich der Menge geht die Untersuchung davon aus, dass pro 1.000 Kilo Kunststoffmüll, der in Deutschland anfällt, knapp ein Kilo (900 Gramm) in der Nordsee landet.
Die Untersuchung soll im nächsten Schritt validiert und laufend ergänzt sowie die Modellparameter kontinuierlich überprüft und bei Bedarf modifiziert werden.

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