LUXURY BRANDS & RETAIL
britta biron 05.04.2019

Das Prinzip Luxus ist kein Garant für Erfolg

Schön, edel und teuer verkauft sich zwar gut, trotzdem herrscht auch in der Oberliga nicht nur eitel Sonnenschein.

Editorial ••• Von Britta Biron

KAUFRAUSCH. Auf ein Volumen von knapp 1,2 Billionen Euro ist das Geschäft mit Luxusprodukten im Vorjahr angewachsen. Abgesehen von den Herstellern von Yachten und Privatjets, deren Geschäfte etwas schleppend gelaufen sind, konnten alle anderen Segmente zum Teil deutlich zulegen.

Flotte Autos funktionieren zum Beispiel besonders gut. Die seit geraumer Zeit wieder heftig geführten Diskussionen über die Auswirkungen des Autofahrens auf die Umwelt beeinträchtigen die Einstellung zum fahrbaren Untersatz offenbar noch nicht. Denn die Umsatzzuwächse gehen nicht auf das Konto der „sauberen” e-Boliden à la Tesla; die automobile Oberklasse wird mehrheitlich von Benzin- und Dieselmotoren angetrieben.
Bei Edelfashion und Luxusaccessoires ist Nachhaltigkeit aber bereits ein Thema. Die Konsumenten legen mittlerweile nicht nur Wert auf eine chice Optik, sondern verstärkt auch darauf, dass das neue Outfit unter sozial fairen und ökologisch korrekten Bedingungen hergestellt wurde. 70 Prozent sind bereit, für solche Produkte auch tiefer in die Tasche zu greifen. Das zeigt eine aktuelle Studie von McKinsey im Auftrag der italienischen Modekammer CNMI, für die Einkäufer von Nobelkaufhäusern wie Saks, Barneys oder Takashimaya befragt wurden.

Neue Herausforderungen

Rund ein Viertel des auf insgesamt 50 Mrd. Euro geschätzten Einkaufsvolumens entfällt heute bereits auf nachhaltige Produkte, innerhalb der nächsten fünf Jahre soll der Anteil deutlich steigen – nämlich auf 40%. Die Profishopper legen angesichts der immer kritischeren Endverbraucher zunehmend Wert darauf, dass die Marken sich nicht einfach nur mit der Unterstützung von Sozial- und Umweltprojekten ein gutes Gewissen und ein grünes Image erkaufen, sondern tatsächlich konkrete Maßnahmen in der Produktion setzen.

Mehr als ein Viertel der Befragten gab an, eine Marke, die in Sachen Nachhaltigkeit nicht überzeugend war, bereits von ihrer Einkaufsliste gestrichen zu haben.
Unzulänglichkeiten in Sachen Nachhaltigkeit sind aber nicht die einzigen Dinge, durch die Luxusmarken heute leicht in die Kritik kommen können. Da reicht es schon, wenn sich eine Gruppe von Menschen diskriminiert fühlt. Der Blackface-Look, für den Gucci kürzlich abgewatscht wurde, war zwar ziemlicher sicher kein Ausdruck von Rassismus, sondern einfach nur blödsinnig hässlich. Aber mittlerweile gilt auch für die Big Player die zero tolerance-Devise.
Geschlecht, sexuelle Präferenzen, Religionsangehörigkeit oder Hautfarbe sind nur einige der Themen, die Designer künftig bei ihren Entwürfen werden berücksichtigen müssen – nicht nur, um bestimmte Zielgruppen anzusprechen, sondern auch, um andere nicht zu vergrätzen.

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