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Dinko Fejzuli 10.11.2017

Es sind die kleinen Dinge des Lebens

Sexismus beginnt zum Leidwesen der Frauen viel eher, als es Männern überhaupt bewusst ist.

Kommentar ••• Von Dinko Fejzuli

VERHARMLOSUNG. Wer erinnert sich noch an die sogenannte Lutsch-Affäre, als ein besonders witziger ÖVP-Abgeordneter in den 90ern der Grünen Abgeordneten Terezija Stoisits zurief, als sie sich dem Podiums-Mikrofon näherte, sie solle das Ding „in den Mund nehmen und fest daran lutschen” – natürlich zum Gaudium der Kollegen.

Heute frage ich mich, ob er damals mit nur einer Entschuldigung davongekommen wäre, hätte es Twitter und Facebook gegeben. Wohl eher nicht.
Sexismus geht aber auch viel subtiler: Etwa, wenn männliche Kollegen während der Wortmeldung einer weiblichen Abgeordnete immer wieder auf den „An”-Knopf des eigenen Tischmikros drücken und damit jenes der Kollegin ausschalten und sie so ständig abwürgen und unterbrechen.
Oder wenn Politiker die ehemalige Innenministerin, nur weil sie Maria heißt, als „Mizzi” und weil sie aus einem elterlichen Schotter-Betrieb kommt, gleich „Schotter-Mizzi” nennen. Oder wenn der neue Bundeskanzler die Niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner öffentlich seine „Hanni” nennt. Oder wenn der vorhin erwähnten „Schotter-Mizzi” während einer Parlamentssitzung der Schuh, dessen sie sich unter dem Sitz mal kurz entledigt hat, versteckt wird und sie ihn unter dem Gelächter der Kollegen suchen muss.
All diese Beispiele lassen sich auf andere gesellschaftliche Bereiche übertragen. Eines ist ihnen aber immer gemeinsam: Für Frauen sind sie immer erniedrigend, für Männer einfach nur eine Gaudi, und es käme jenen, die sich so verhalten, im Traum nicht in den Sinn, dass ihr Tun in der heutigen Zeit völlig inakzeptabel ist. Da kann man auch nicht die Entschuldigung der Männer für länger zurückliegende Vergehen gelten lassen, damals sei die Zeit halt eine andere gewesen.
Mag schon sein. Aber das Gefühl, das die Frauen damals hatten, wenn Männer meinten, witzig sein zu wollen, war damals sicher gleich unangenehm wie heute. Und nur das zählt, oder wie sagte damals der kanadische Premier Justin Trudeau, warum wir in manchen Dingen im Bezug auf Frauen umdenken müssen: „Because it’s 2015.”

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