Wien. Seit fast 15 Jahren ist Karin Strobl Mitglied des Frauennetzwerk Medien und seit 2007 die Vorsitzende des Vereins. medianet traf sich mit ihr, um über die Position der Frau in den Medien, die Lohnschere und die Zukunft hinsichtlich dieser Themen zu sprechen. medianet: Warum ist es heute überhaupt noch notwendig, über das Thema ‚Frauen und Medien' sprechen zu müssen?Karin Strobl: Weil Frauen auch in der Medienbranche für dieselbe Arbeit noch immer weniger verdienen als ihre männliche Kollegen.medianet: Es scheint sich hier aber seit Ihrer eigenen Position als Chefredakteurin der RMA oder mit Frauen an der Spitze anderer Medien wie bei Standard, WirtschaftsBlatt oder jetzt eben News einiges getan zu haben, oder trügt insgesamt betrachtet der Schein? Strobl: Nicht unbedingt. Ich habe 1996 im Journalismus angefangen, damals hat es noch keine einzige Chefredakteurin gegeben. Heute ist das, wie Sie eben ausgeführt haben, anders. Dennoch gibt es auch heute noch sehr, sehr viele reine Männerredaktionen.medianet: Würde, und wenn ja wo, eine Frauenquote helfen? Deren Gegner führen immer das Argument ins Treffen, dass sich ohnedies stets die Besten durchsetzen.Strobl: Das Argument kenne ich auch, aber dieses ist ein reiner Mythos und von der Motivation nichts anderes als das Motto ‚Teile und herrsche'. Wer gibt denn schon gern die Macht her?medianet: Gibt es Länder, wo die Situation besser als in Österreich ist und woran liegt das dann?Karin Strobl: Überall dort, wo es besser funktioniert, beruht dies auf einem völlig anderen Mindset, wie in Neuseeland etwa.medianet: Was macht Neuseeland anders?Strobl: Das ist ein sehr junges Land mit anderen Strukturen und einem anderen Bewusstsein, auch bei den Männern. In Österreich, oder generell in Mitteleuropa, sind die Strukturen hier leider noch ganz anders. Aber dieses Mindset wird sich verändern, diese Veränderung von Bewusstsein dauert eine ganze Generation. medianet: Was wären Maßnahmen, die man setzen könnte, um diesen Prozess zu beschleunigen?Strobl: Etwa Förderprogramme. Wenn wir die Presseförderung ansehen, ist diese immer noch nicht an frauenfördernde Maßnahmen geknüpft. Warum gibt es hier zum Beispiel noch keine Wiedereinstiegsprogramme, und warum gehen nicht mehr Kollegen, etwa auch bei den Medien, in Karenz? In den nordischen Ländern geht man auf Kollegen, die nicht in Karenz gehen, aktiv zu und fragt sie, ob etwas nicht in Ordnung sei. Und grundsätzlich gilt: Wenn der Staat schon Geld ausschüttet, dann sollte er auch bei der Presseförderung überlegen, wie man hier gezielt Frauen in den Medien fördern könnte.medianet: Sie selbst befinden sich gerade mit dem Studium „Innovatives Medienmanagement” in einer beruflichen Weiterbildung und werden nicht in Ihren alten Job als RMA-Chefredakteurin zurückkehren. Worauf achten Sie selbst, wenn es darum geht, nun eine neue Stelle anzutreten? Wie orientieren Sie sich bei Ihrer Jobsuche, was sind Ihre Kriterien?Strobl: Abgesehen davon, dass ein neuer Job eine Herausforderung sein muss, muss er spannend sein und eine Perspektive bieten. Das Geld und die Position sind aber auch immer ein Thema, und da muss man schon auch ein gewisses Machtbewusstsein haben. Ich habe von anderen Kolleginnen gelernt, wie man eine Gehaltsverhandlung führt, wie man sich strategisch klug verhält. Es ist gut zu wissen, wie das andere Frauen gemacht haben, man geht dann mit einem besseren Rüstzeug in entsprechende Verhandlungen. medianet: Sie werden nicht mehr als Vorsitzende des Frauennetzwerk Medien kandidieren. Welche Themen werden auch nach Ihrem Rückzug wichtig bleiben?Strobl: Die Bemühung, etwa für weitreichende Kinderbetreuung zu sorgen, ist ein Hebel, der viel bewirken würde. Ganztagesschulen wären eine zusätzliche Verbesserung. medianet: Haben Sie Hoffnung, dass sich maßgeblich Dinge ändern werden?Strobl: Ich glaube, dass sich mit den jungen Kollegen, die sich in einer globaleren Welt bewegen, ein anderes Bewusstsein in der Geschlechterfrage auftut. Das heißt aber nicht, dass wir Feministinnen in unseren Forderungen laxer werden. Denn: Je schwieriger die Zeiten, wie aktuell gerade, werden, desto häufiger hört man, müsse man jetzt nicht auch noch über Frauenthemen sprechen. Standpunkte wie dieser sind verlogen, denn wir müssen immer über Frauenthemen sprechen.
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