••• Von Dinko Fejzuli und Petra Stückler
WIEN. Vor einem Jahrzehnt gründete Philipp Maderthaner das Campaigning Bureau. Seither haben sich die Rahmenbedingungen geändert, der simple Gründungsgedanke ist nach zehn Jahren dennoch weiterhin aktuell. „Die Fähigkeit, Menschen für eine Sache zu begeistern und zu bewegen”, sieht Maderthaner auch heute noch als gültige Grundprämisse seines Schaffens. Bei einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde er durch seine Arbeit für die Politik, beispielsweise durch den erfolgreichen Wahlkampf für Sebastian Kurz im Jahr 2019.
Die Ambition, zu gewinnen
Die Entwicklung der letzten zehn Jahre hat das Campaigning Bureau mit vielen Erfolgen hinter sich gebracht, die politische Nähe, die immer wieder Thema ist, lässt sich, obwohl sein Unternehmen laut dem Firmengründer nur 20% seiner Erlöse mit der Politik macht, dennoch nicht so leicht abschütteln.
Maderthaner in einem gemeinsamen Gespräch mit Stefanie Winkler-Schloffer, neben Lukas Holter zweite Geschäftsführerin, dazu gegenüber medianet: „Die Zusammenarbeit mit Ministerien und öffentlichen Stellen macht keine fünf Prozent vom Umsatz aus”, dennoch habe man letztens nicht an öffentlichen Ausschreibungen teilgenommen, da man sich bewusst sei, was passiert wäre, hätte das Campaigning Bureau gewonnen.
Thema Politik-Aufträge
Die anhaltende Debatte in der Branche empfindet Maderthaner als schwierig: „Ich denke, dass wir extrem gute Karten gehabt hätten, denn ich bin überzeugt, dass es wenige Leute besser können als wir, und wenn wir an einer Ausschreibung teilnehmen, haben wir die Ambition, zu gewinnen.” Das Campaigning Bureau hat vielfältig gezeigt, was erfolgreiches Campaigning sein kann, das, wie Maderthaner zusammenfasst, einem einfachen Prinzip folgt: „Leidenschaft schafft Anziehungskraft. Anziehungskraft schafft Anhängerschaft. Anhängerschaft schafft Mobilisierungskraft. Es kommen große Dinge raus, wenn Menschen über einen gemeinsamen Geist verbunden sind; sie bewirken dann gemeinsam etwas mit ihrer vereinten Kraft.”
Doch für welche Kunden arbeitet das Campaigning Bureau heute? „Derzeit gibt es einen großen Zustrom von Unternehmen, die Unterstützung suchen, wenn es um Transformations- oder Changeprozesse geht. Sie stehen vor großen Herausforderungen, die Mitarbeiter auf diesem Weg mitzunehmen. Aber auch Kundenbegeisterung ist ein großes Thema. Sie alle wollen die Leute involvieren und emotionalisieren. Wüstenrot, die Brau Union, Attensam, Diners Club vertrauen auf unsere Expertise”, erklärt Geschäftsführerin Stefanie Winkler-Schloffer.
Für viele Unternehmen stellt sich bei internen Veränderungsprozessen die Frage, wie man dies bestmöglich bewältigt. Hier hakt das Campaigning Bureau ein. „Die Leute müssen begeistert werden für ein Zukunftsbild. Und um das zu erreichen, reicht es nicht, einfach nur zu informieren. Es reicht nicht, nur einen Zettel an das schwarze Brett zu hängen. Da muss ein Austausch passieren”, erklärt Winkler-Schloffer. „Dafür braucht es eine Kampagne nach innen, mit allem, was dazugehört. Ganz wichtig ist dabei ein Motto, ein Narrativ.”
Um Begeisterung zu schaffen, setzen die Campaigner auf Authentizität. „Wir kommen sicher nicht, um einem abgebrannten Haus eine neue Fassade zu spachteln. Man muss immer authentisch sein und zeigen, was da ist”, stellt Winkler-Schloffer klar.
Es ginge um das Aufspüren von extrem netten Momenten, warum beispielsweise Mitarbeiter einen Arbeitgeber zum „Great place to work” machen. Man solle das zeigen und deutlich nach außen kehren, was wirklich da ist. Man müsse die Geschichten finden, an die man emotional andocken kann. Damit könne jedes Unternehmen authentisch und glaubhaft agieren und kommunizieren.
Trend Microinfluencing
Der Unterschied zwischen Campaigning für politische Akteure oder Unternehmen werde immer geringer, wie Maderthaner ausführt: „Es geht darum, Menschen zu begeistern und mit Überzeugungen zu bewegen, mit einem Spirit. Man kommt so klarerweise in die DNA gesellschaftlicher Strömungen hinein. Ich bin felsenfest davon überzeugt, so viele Unternehmen da draußen tragen eine liebenswürdige Authentizität in sich, die gilt es hervorzukehren. Echtheit ist ein Garant für Erfolg in den nächsten Jahren.”
Obwohl es für erfolgreiches Campaigning laut Stefanie Winkler-Schloffer durchaus Sinn macht, wenn sich einzelne Personen, beispielsweise CEOs, in die Schlacht werfen, so sieht man im Campaigning Bureau die Zeit der Testimonials für Werbezwecke, die dann aufgrund von Skandalen tief fallen können und damit folglich dem Unternehmen schaden, als nicht mehr zeitgemäß.
„Great Place to work”
„Die Sache muss man auf der methodischen und kommunikativen Ebene betrachten. Der Trend geht in Richtung Microinfluencer. Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, die kleine Nischen bedienen, haben oft einen großen Impact. Die Zeit der millionenschweren Gagen-testimonials ist vorbei”, erklärt Maderthaner, der sich auf der Homepage des Unternehmens als „Chief Visionary” betitelt. So werde die Vision von Authentizität auch intern gelebt. Was man Kunden vermittelt, stehe nicht nur auf dem Papier.
Maderthaner dazu: „Ein Indiz dafür, dass wir das gut machen, ist, dass wir Platz eins bei ‚Great Place to work' geschafft haben. Nach außen hin ist das Campaigning Bureau eine Erfolgsgeschichte. Im Jahr gibt es Tausende Gründungen im Bereich Werbung und Marktkommunikation. Wenn man sich aber Rankings der Branche ansieht, findet man an den vorderen Plätzen immer die alten bekannten Platzhirschen. Es ist uns in den letzten zehn Jahren gelungen, vom belächelten und ignorierten Außenseiter am Top-Spielfeld anzukommen. In bestimmten Fragen sind wir für bekannte Marken Top of mind”.
„Unsere Denkweise und unsere Herangehensweise stiftet offenbar Nutzen. Wir treffen da auf einen ‚Need'. Was wir sehr oft rückgemeldet bekommen, ist unsere sehr strategische Herangehensweise. Da wird unsere Kompetenz und Expertise sehr wertgeschätzt”, ergänzt Stefanie Winkler-Schloffer.
Breiteres Angebot
So ist das Angebot des Campaigning Bureaus in den Jahren seit der Gründung sehr viel breiter geworden. Es wird auch in der internen und externen Kommunikation gearbeitet, die Bereiche Branding, Social Media, CEO-Positioning werden bearbeitet, und am Ende des Tages ginge es auch darum, Produkte zu verkaufen. All dies steht im Fokus. So sei man von einem engen Suchraster in die Breite gegangen.
Sportliche Pitches
„In 95 Prozent der Fälle nehmen wir an Pitches nicht teil. Wir werden in der Regel direkt beauftragt. Es ist aber schon so, dass wir manchmal Dinge aus sportlicher Hinsicht extrem spannend finden. Ein großer Mittelstandsbetrieb in Deutschland hat die berühmten alteingesessenen Namen zum Pitch gemeinsam mit uns eingeladen, da waren wir dann natürlich dabei. In unserer Kernkompetenz sind wir in vielen Bereichen Top of Mind. Da können wir durchaus mit den eingesessenen Agenturen mithalten”, zeigt sich Maderthaner durchaus am Vergleich interessiert.
Stetige Entwicklung
Derzeit erlebt das Campaigning Bureau eine Transformation – so will man sich hin zur Marken- und Mobilisierungsagentur entwickeln. Campaigning ist zwar ein markenbildendes Instrument, aber viele Kunden wollen früher ansetzen. Es sei weiterhin die Speerspitze am Markt mit Mobilisierung gesetzt, dennoch wolle man das Branding-Angebot ausbauen. „Nach zehn Jahren geht es uns nicht darum, den Gründungsgedanken zu Ende zu verwalten, das wäre uns zu billig. Wir wollen uns entwickeln – von der Campaigning-Agentur zur markenbildenden Agentur, Owned Media und Content wollen wir ausbauen”,erzählt Maderthaner mit einem Blick in die Zukunft.
Zusätzlich werde man als Agentur auch in den Bereich Accountability gehen, im Bereich Growth Hacking will man in die Mitverantwortung für konkrete Geschäftsergebnisse kommen.
„Am Ende wird das Campaigning Bureau eine Marken- und Mobilisierungsagentur sein, die die Ambition hat, mit großen Marken Großes zu bewegen”, zeigt sich Maderthaner visionär.
Doch was unterscheidet das Campaigning Bureau vom Mitbewerb? Geht es nach Maderthaner, so sind es nicht die Zutaten, die den Sternekoch zum Sternekoch machen. So sei es die bereits genannte Authentizität, die den Unterschied ausmache. Die Art der Zubereitung schaffe das gewisse Etwas. Man erhebe den Anspruch von Besonderheit und Exzellenz.
Vor zehn Jahren war man die erste Campaigning-Agentur Österreichs. Heute ist es auf vielen Websiten zu lesen. Doch beim Campaigning Bureau sei dies mehr als ein Angebot. Maderthaner betont: „Das sind wir. Denn alles, was gedacht wird, sieht man durch die Campaigning Brille. Das macht den Unterschied.”