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Bernhard Albrecht, CFO der ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe und ATV Programm-Geschäftsführer Thomas Gruber.

Redaktion 24.05.2018

ATV glücklich mit Programm und hoffnungsvoll für Sanierungskurs

Sender sieht ein Jahr nach Fusion mit Puls 4 den "Quoten-Turnaround" vollzogen – Personalabbau abgeschlossen, 57 mussten gehen.

WIEN. ATV sieht sich ein Jahr nach dem Zusammenschluss mit der ProSiebenSat.1 Puls 4-Gruppe programmlich bestätigt und wirtschaftlich auf dem richtigen Weg. "Jetzt ist wirklich der Quoten-Turnaround vollzogen", sagt Sender-Geschäftsführer Thomas Gruber im APA-Gespräch. Bernhard Albrecht, Finanzchef des Konzerns, sieht das Sanierungsprogramm im Plan, räumt aber ein: "Wir sind noch nicht durch."

Die Marktanteile entwickeln sich nach Grubers Aussagen hervorragend. "2017 war das stärkste zweite Halbjahr seit vier Jahren, das erste Quartal 2018 das stärkste seit fünf Jahren", rechnet er vor. In der Kernzielgruppe 12 bis 49 liege man nun im Schnitt bei 4,1 Prozent. Bewährte Formate ("Bauer sucht Frau", "Teenager werden Mütter“, etc.) werden fortgeführt. "Austrias Next Topmodel", eine "gute Morgengabe" von Puls 4 zur Sender-Hochzeit, habe den Marktanteil steigern können. Eine neue Staffel wird es allerdings "heuer wahrscheinlich nicht, vielleicht nächstes Jahr wieder im Frühling" geben.

Einen dritten Hauptabend-Termin für Eigenproduktionen will Gruber noch heuer testen. Mit dem neuen Politainment-Slot am Sonntag-Spätabend ("ATV aktuell: Die Woche") ist er bereits zufrieden. Zwar seien die Quoten etwas niedriger als zuvor (da lief eine dritte Folge von "Hubert und Staller"), doch "uns war wichtig, dass wir einen prominenten Sendeplatz haben. Die Zuschauer, die dabeibleiben, werden gehalten". Für Herbst stellt der Senderchef Programmneuheiten in Aussicht, etwa eine Reality-Show mit Beratungscharakter für Jugendliche auf Abwegen (Arbeitstitel: "Teenager Bootcamp"), für die bereits gecastet wird. Ab September erhält Dominic Heinzl einen wöchentlichen Sendeplatz für "Heinzl und die VIPs". Eine Reihe über die Finanzpolizei findet sich ebenso im Ideenfundus wie Einblicke ins Leben von "Trucker Babes" (auf Kabel 1 kurven die derzeit gerade wieder durch die Lande).

ATV 2 wurde zu Jahresanfang umorientiert und ist nun "kein Abspielsender für ATV-Eigenproduktionen mehr", zudem stellt Gruber einen Design-Relaunch in Aussicht. Die Positionierung als Fiction-Sender funktioniere hervorragend, nun denkt man über ATV 2-Eigenproduktionen, etwa im Bereich Randsportarten, nach. Denkbar wäre etwa "eSports". Insgesamt ist Gruber zufrieden, dass die im Vorjahr konzipierte "Komplementärprogrammierung" der Sender in Bezug auf die gesamte TV-Gruppe "funktioniert und nur mehr Feintuning brauchte".

Ein wenig mehr als feines Tuning braucht ATV allerdings noch in wirtschaftlicher Hinsicht: "Die Herausforderung, eine wirtschaftlich stabile Position zu erreichen, ist noch nicht geschafft", erklärt Albrecht. Nach 12 Mio. € Verlust 2016 stieg dieser 2017 noch weiter, auch, weil fusionsbedingte notwendige Investitionen "Einmaleffekte" verursachten. Die genaue Höhe des Minus wird nicht genannt. Bis Ende 2019 gilt es, die Kosten um 15 Mio. € zu senken. "Es ist schaffbar", zeigt sich der CFO zuversichtlich, "aber es braucht noch einige Anstrengungen".

Auf seiner To-Do-Liste konnte der Sender aber auch schon einiges abhaken – allen voran den "aus unserer Sicht sehr kritischen Teil der Personalrestrukturierung", sprich: den Stellenabbau. Rund 65 Mitarbeiter hat ATV nun – 74 weniger Stellen als vor einem Jahr. 57 mussten gehen, erklärt Albrecht. 17 Mitarbeiter fanden neue Beschäftigung in vakanten Puls 4-Positionen, einige weitere Arbeitsplätze seien schlicht zu ProSiebenSat.1 Puls 4 übersiedelt. "Ein schwieriger Prozess, aber notwendig, um eine wirtschaftlich stabile Position zu erreichen", fasst Albrecht zusammen.

Ein "Kraftakt" sei auch der Umzug ins Media Quarter Marx gegen Jahresende gewesen. Die Räumlichkeiten im 2. Bezirk wurden Ende April zurückgegeben. Der Sendebetrieb von ATV und ATV 2 wechselte im November 2017, und seit 2. Mai zeichnet ATV für die gesamte Abwicklung aller Sender verantwortlich – "ein Milestone", so Albrecht: "Da stecken fast sechs Monate Arbeit und ein Investment von einer Million Euro drin."

Auf der Habenseite verbucht Albrecht steigende Umsätze dank der Quotenentwicklung: "Die Kunden, die sich einige Zeit lang berechtigterweise abwartend gezeigt haben, sehen nun sehr deutlich, dass es mit dem Sender wieder aufwärts geht. Das sehen wir zum Glück auch auf der Umsatzseite." (APA)

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