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Redaktion 03.04.2020

Coronakrise: Experte hat Tipps für Unternehmen

SARS-CoV-2 beschäftigt uns noch Monate, sagt Christoph Sauermann, Gesundheitsexperte und Ex-Pharmamanager.

••• Von Martin Rümmele

WIEN. Er war langjähriger Manager eines Pharmaunternehmens in Österreich und hat dann mit der Gründung des Wiener Gesundheitszentrums Medi­class die Seite in der Versorgung gewechselt. Christoph Sauermann kennt das Gesundheitswesen und die Forschung genau. Auch jetzt betreuen die Ärzte in seinem Zentrum weiterhin Patienten und Unternehmen, die mit Mediclass zusammenarbeiten. Im Interview über das Corona-virus gibt er Firmen Tipps und wagt einen Ausblick.

medianet:
Die Sorge vor dem Coronavirus hält derzeit die Menschen in Atem. Wie lange wird die Krise noch dauern und deuten die jüngsten Zahlen bereits auf eine Entspannung hin?
Christoph Sauermann: Das Virus wird uns nicht nur heuer, sondern auch noch die nächsten Jahre beschäftigen. Wenn sich das Virus ähnlich wie das Grippevirus von Jahr zu Jahr verändert, ist es überhaupt eine längere Geschichte. Bleiben wir aber bei der jetzigen Form und da geht es darum, dass die Bevölkerung über einen längeren Zeitraum mit dem Virus konfrontiert ist und infiziert wird, bis sich breit auch Antikörper gebildet haben.

Mit den jetzt gesetzten Maßnahmen will man Zeit gewinnen, um eine Impfung und eine wirksame Therapie zu entwickeln. Gleichzeitig soll das Gesundheitssystem nicht zu stark belastet werden. Das bedeutet, dass es uns garantiert noch Monate beschäftigt. Das bedeutet nicht, dass wir den gleichen Zustand haben, wie jetzt. Aber Coronavirus wird unser tägliches Leben auch in den nächsten Monaten noch massiv beeinflussen.


medianet:
Ihr Zentrum hat in der Krise geöffnet – wie gehen Patienten mit Corona um und wie schützen Sie Ihr Team?
Sauermann: Unsere Kunden gehen überraschend gut mit dem Virus um, sind informiert und verständnisvoll. Das Zentrum ist weiterhin geöffnet für Akutpatienten und jene Patienten, die in dieser Zeit dringend eine medizinische Begleitung und Behandlung brauchen, wie etwa auch Schwangere. Wir haben zusätzlich Telemedizin umgesetzt und bieten diese unseren Kunden auch an. Damit können wir ein breites Spektrum der medizinischen Versorgung abdecken. Jeder, der das Zentrum betritt, muss sich beim Eingang die Hände desinfizieren. Zusätzlich haben wir Masken, an der Rezeption einen Plexiglasschutz für die Beschäftigten, und unsere Ärzte haben zusätzlich eine Schutzausrüstung. Dadurch, dass bei Mediclass ja auch die Termine pünktlich erfolgen, haben wir in den Warteräumen auch nur jene Kunden, die unmittelbar einen Termin haben. Damit lässt sich dort der Abstand zueinander größtmöglich einhalten.

Zusätzlich haben wir wie in Spitälern Teams gebildet, die unabhängig voneinander im Zentrum arbeiten. Dadurch muss im Fall einer einzelnen Infizierung nicht das ganze Zentrum geschlossen werden.
Wir achten auch darauf, dass in den Teams nicht gleichzeitig zwei für den Erhalt des Zentrums notwendige Personen anwesend sind. Wir haben unser Team auch testen lassen.


medianet:
Wie ist die Stimmung unter den Ärzten? Die Ärztekammer zeigt sich ja generell zunehmend besorgt in Bezug auf den Schutz der niedergelassenen Ärzte.
Sauermann: Die Ärzte tun ihr Bestes, sind aber sicherlich auch besorgt, weil sie neben der Infektionsgefahr natürlich auch mit ökonomischen Problemen zu kämpfen haben. Die Sorge der niedergelassenen Ärzte vor finanziellen Einbußen beschäftigt sie natürlich wie alle anderen Unternehmen auch. Ärzte und Therapeuten sind bei geringerem Patientenverkehr ja ebenfalls von Umsatzeinbußen betroffen. Man muss generell unterscheiden zwischen Ärzten, die in Spitälern arbeiten, und jenen, die im niedergelassenen Bereich arbeiten. Die Ärzte in Spitälern haben derzeit enorm viel zu tun und auch deutlich erhöhten Bedarf an Schutzkleidung. Wenn hier Lieferungen nur schleppend kommen, ist das ein Problem. Zum Glück gibt es jetzt auch für den niedergelassenen Bereich Lieferungen von Schutzausrüstung. Alle möglichen Quellen zur Lieferung von Schutzausrüstung werden von uns angezapft.

medianet:
Welche Schutzempfehlungen geben Ihre Experten Unternehmen, die nach wie vor geöffnet haben oder vielleicht bald wieder öffnen werden?
Sauermann: Grundsätzlich empfehlen wir Masken für alle, um sich selbst, aber auch die anderen nicht zu infizieren. Wichtig ist eine verpflichtende Händedesinfektion. Daran werden wir uns alle gewöhnen müssen. Die einfachen Schutzmasken werden uns ebenfalls über einen längeren Zeitraum beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass sich die Büros wieder langsam füllen werden, aber das Homeoffice bleibt. Wer Antikörper besitzt, wird wohl befreit sein. Man muss sich auch überlegen, welche kritischen Personen eines Unternehmens nicht zusammenarbeiten sollten – das ist ähnlich wie es ja heißt, dass für ein Unternehmen kritische Personen nicht im gleichen Flugzeug an ein gemeinsames Ziel fliegen sollten.

Ein schlechtes Beispiel ist England, wo jetzt Premierminister und Gesundheitsminister mit dem Virus infiziert sind. Ein Geschäftsführer und sein CFO sollten derzeit tunlichst getrennte Wege gehen. Und es gilt die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation: testen, testen, testen.


medianet:
Viele überlegen, sich auf Antikörper testen zu lassen und wollen so eine möglicherweise schon erfolgte Immunisierung nach einem leichten Covid-19-Verlauf erkennen. Andere sehen das wenig aussagekräftig. Was halten Sie davon?
Sauermann: In den nächsten Wochen steht sicherlich noch der Coronavirus-Test im Vordergrund, um Infizierte zu finden. Auch hier gilt, zu testen – bei Verdacht und wenn man in Kontakt mit einem Infizierten war oder wenn man sichergehen möchte, dass bei einem kritischen Team kein Infizierter dabei ist, wie das etwa beim ORF jetzt im gesperrten Newsroom der Fall war oder wie es aktuell auch Stromversorger praktizieren.

Mittelfristig werden Antikörpertests sehr wichtig, die nachweisen, ob jemand schon infiziert war, idealerweise als Schnelltests. Hier gibt es weltweit verschiedene Anbieter, die intensiv an der Entwicklung arbeiten. Es wird also verschiedenste Tests geben. Für die nächsten Tage ist von der Regierung auch der erste Kohortentest geplant, der Informationen darüber bringen soll, wie die tatsächliche Infektionsrate ist. Auch wir bei Mediclass sind sehr interessiert daran, dass es diese Tests gibt, um bei unserem Patientenverkehr möglichst hohe Sicherheit zu haben. Neben der Gesundheitsversorgung ist Prävention ein wesentliches Element unseres Konzepts. Damit gehört das Testen auch dazu, und deshalb haben wir auch eine Kooperation mit einem Test-Labor.


medianet:
Was macht Medi­class da genau?
Sauermann: Wir haben einen spezialisierten Labor-Partner, der über eine PCR-Maschine verfügt, die auch Coronavirus-Tests machen kann, wie sie derzeit auch von der öffentlichen Hand gemacht werden. Wir haben dort Kontingente auch für Private und Unternehmen. Über unsere Homepage mediclass.com kann man ein Kontaktformular ausfüllen und wird dann innerhalb von 24 Stunden kontaktiert, um die weitere Vorgangsweise im Detail zu besprechen. Das Konzept des Gesundheitszentrums ist, wie ein Gatekeeper abzuklären, was man genau braucht, und dann eine zeitnahe, pünktliche Versorgung beim richtigen Spezialisten zu bieten.

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