Hannover/Wien. Seit Montag geht in Hannover die Computermesse CeBit über die Bühne: 3.300 Aussteller aus 70 Ländern sind präsent. Die CeBit will diesmal unter dem Kunstbegriff „d!conomy” die zunehmende Durchdringung von Wirtschaft und Gesellschaft durch die Neuerungen der Informationsindustrie thematisieren, wobei das Kunstwort aus „digital” und „economy” andeuten soll, wie stark die Trend-Technologien in der digitalen Wirtschaft miteinander verzahnt sind.
Das Thema Digitalisierung sei aktueller denn je, erklärte Messe-Chef Oliver Frese. Durch die Digitalisierung entstünden neue Geschäftsmodelle quasi im Minutentakt. Nicht weniger als das „digitale Wirtschaftswunder” erhoffen sich einige der internationalen IT-Schwergewichte. Gleichzeitig warnen sie auch: „Wer jetzt nicht die Weichen für die Zukunft stellt, ist schnell vom Markt verschwunden”, mahnte etwa der Präsident des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf, zum Messe-start.
Trends „nicht ignorieren”
Technologie ist natürlich nicht nur in Wirtschaft und Arbeitswelt allgegenwärtig, sondern und vor allem auch im Alltag der Menschen: Verbraucher nutzen die neuen Technologien inzwischen längst intuitiv, um ihren Alltag zu organisieren. In der aktuellen, international angelegten Studie „Digital Trends” von Microsoft wurden die Erwartungen der Nutzer an Technologie und Online-Services analysiert und in Trends für das Jahr 2015 zusammengefasst.Aus den Ergebnissen der in 13 Ländern durchgeführten Studie mit insgesamt 13.000 Teilnehmern lassen sich, schreiben die Autoren, die Wechselbeziehungen von Konsumenten und ihren Wünschen, Geräten, Plattformen und Anwendungen erschließen. „Digitale Entwicklungen und künftige Trends können nicht ignoriert werden”, sagt Susanne Ostertag, Country Manager Advertising & Online und Mitglied der Geschäftsleitung Microsoft Österreich. „Die vorliegende Studie (…) bietet tiefe Einblicke in die vielfältigen Interessen der Nutzer. Werbekampagnen können mit diesen Ergebnissen effektiver und zielgerichteter denn je und im Einklang mit den Nutzerinteressen gestaltet werden.” Heutzutage wüssten die Nutzer um die Bedeutung ihrer Daten. Gleichzeitig würden sie auch erwarten, dass diese auch für die individuelle Ansprache genutzt werden. Ostertag: „Niemand profitiert von irrelevanten Inhalten, weder der Empfänger noch der Absender.”Die im Zwei-Jahresrhythmus erscheinende Studie zeigt: Mehr als die Hälfte der Konsumenten (57%) wünscht sich inzwischen digitale Services, die eingehende Informationen nach den eigenen Vorlieben filtern („IntelligentlyOn”). 16% der Befragten nutzen solche Filterservices bereits. Und: Knapp die Hälfte (48%) der Konsumenten sind sich des Wertes ihrer digitalen Daten bewusst und wissen, dass diese für eine bessere Nutzererfahrung oder einen Gegenwert eingetauscht werden können. Dabei zeigen 60% Interesse daran, Informationen gegen eine Entlohnung einzutauschen – vorausgesetzt es wird offengelegt, wofür die Daten benutzt werden.
Real/digital verschwimmt
Folgende weitere Trends sind besonders relevant: Fast jeder Zweite (45%) wünscht sich Geräte und Services, die es ermöglichen, die Grenzen zwischen digitaler und physikalischer Lebenswelt aufzuheben („Real-readefined”). Unternehmen, die es schafften, eine Brücke zwischen diesen Lebenswelten zu schaffen und die Konsumenten sowohl online als auch offline zu erreichen, stünden vor einem großen Potenzial: Bisher geben nur neun Prozent an, solche Dienste auch tatsächlich zu nutzen.Zudem wünschen sich („Right To My Identity”) Verbraucher mehr Kontrolle über ihren „digitalen Fußabdruck”. Konkret: 78% der Konsumenten wünschen sich digitale Dienste, die sie dabei unterstützen, ihre persönlichen Daten zu kontrollieren. Darüber hinaus wollen 59% selbst entscheiden, wie lange bestimmte Inhalte und Informationen online erscheinen. 61% der Konsumenten sind, das ergibt sich daraus als angenehme Konsequenz für die Unternehmen, bereit, Produkte und Services von jenen Unternehmen zu kaufen, die eine Aktualisierung ihrer Daten ermöglichen.Noch weitgehend offen ist die Akzeptanz sogenannter „Life Analytics”: Die umstrittenen Datensammler, die die täglichen Schritte, Trainingseinheiten, Kalorien und den Schlaf registrieren („Selftracking”) werden teils aus Neugier genutzt, teils auch, um sich die eigene Lebensweise bewusst zu machen und einen gesünderen Weg einzuschlagen. Allerdings gehören sie nach wie vor zu den Anwendungen, mit denen viele (45%) schlicht noch keine Bekanntschaft gemacht haben.
Kreativ „dreinpfuschen”
Ein weiterer interessanter Aspekt in Sachen allumfassender Digitalisierung ist die „Creative Culture”: Verbraucher möchten, heißt es in der Studie, „Einfluss nehmen und ihr digitales Leben mitgestalten”. 53% zeigen Interesse für anpassbare Services und Produkte. 41% wünschen sich sogar ein Mitspracherecht bei der Gestaltung von Produkten – und 53% der Konsumenten geben an, dass sie auch eher bei einem Unternehmen einkaufen würden, das ihnen ermöglicht Produkte mitzugestalten, als bei Unternehmen, die diese Möglichkeit kreativer „Einmischung” nicht in Betracht ziehen.Letzter Aspekt: Standardnetzwerke nach dem Motto „One Fits All” werden immer uninteressanter. Gefragt sind Soziale Netzwerke, die auf spezielle Interessen der Nutzer maßgeschneidert sind („Niche network”): 33% der Teilnehmer geben an, die Zahl der Sozialen Netzwerke auf denen sie aktiv sind, bereits begrenzt zu haben – und 40% nutzen kleinere „Nischennetzwerke”, die den Austausch zu einem bestimmten Thema erleichtern. 49% sind auch bereit intensiver mit Marken und Unternehmen zu kommunizieren, die ihre digitalen Services entsprechend fokussiert haben. Für Unternehmen lohnt es sich also, in kleinere, communitybasierte Netzwerke zu investieren, denn immerhin 38% ziehen kleinere, personalisierte digitale Kommunikationsplattformen den großen Netzwerken vor. (red)
Infos zur Studie: http://advertising.microsoft.com/en/digital-trends