••• Von Paul Hafner
WIEN. Der Getränkehersteller Coca-Cola sucht das Gespräch: Zweieinhalb Monate nach dem ersten „Coca-Cola Real Talk” in Deutschland lud der Getränkeriese zur hiesigen Premiere in die Räumlichkeiten des Österreichischen Gewerbevereins in Wien. Thematisch knüpfte man ebenfalls an die Themen Plastikmüll, Recycling und Kreislaufwirtschaft an, doch steht die Debatte hierzulande bekanntermaßen unter anderen Vorzeichen – so wurde das Einwegpfand beim großen Nachbarn schon 2003 eingeführt, hierzulande ist das erst mit 1. Jänner 2025 der Fall.
Weil sich Coca-Cola „weltweit das Ziel einer Welt ohne Verpackungsmüll” setzt, wie Herbert Bauer, General Manager HBC Österreich bei dem Podiumsgespräch klar deklarierte, ist es mit einem Einwegpfandsystem allein – mit welchem die ab 2029 verpflichtende EU-Sammelquote von 90% erfüllt werden soll – aber nicht getan. Darum setzt der Getränkehersteller und -abfüller auch verstärkt auf Mehrweggebinde – und nutzte den Rahmen, um ein Investment von 10 Mio. € in eine neue Mehrwegglas-Linie im Produktions- und Logistikzentrum Edelstal zu verkünden.
Lob gab es dafür von Umweltministerin Leonore Gewessler, die sich nebst anderen prominenten Gesichtern – wie ARA-Vorstand Harald Hauke, Brauereiverband-Geschäftsführer Florian Berger und Billa-Vorstand Robert Nagele – unter den insgesamt rund 60 Veranstaltgungsgästen einfand: „Ich freue mich, dass Coca-Cola mit einer Mehrweg-Abfüllanlage in Österreich in eine ressourcensparende Zukunft investiert und dazu beiträgt, dass wir bereits ab 2024 ein flächendeckendes Angebot an Mehrweg-Getränkeflaschen im Handel haben werden.” Das entspreche dem Konsumentenwunsch und sei auch „gut für unsere Umwelt”.
Im Real Talk
Auf dem Podium selbst nahmen neben Herbert Bauer und Moderatorin Sandra Baierl CSR-Experte und c7-consult-Gründer Roland Fehringer, Elisa Gramlich, Co-Gründerin des Impact-Start-ups inoqo und Leiterin des Nachhaltigkeitsteams von Wien Energie, sowie Walter Hauer, Geschäftsführer TB Hauer Umweltwirtschaft GmbH, Platz.
Während Fehringer etwa das Auseinanderklaffen von Sammel- und Recyclingquote bei PET-Flaschen ins Spiel brachte und die gemeinsame Verantwortung von Abfüller, Handel und Konsument betonte, verwies Hauer auf die Bedeutung eines geschlossenen Wertstoffkreislaufs und das Littering-Problem: „PET ist ein hochwertiger Kunststoff, der auch viele Primärressourcen bei der Herstellung benötigt. Deswegen muss er sorgfältig und als Sekundärrohstoff so oft wie möglich verwendet werden, um ihn nicht zu verschwenden; nicht zuletzt wird uns aktuell bewusst, wie abhängig Europa von Rohstoffen ist. Tatsache ist aber, dass zehn Prozent der Einwegverpackungen im öffentlichen Raum entsorgt werden; 1.000 Tonnen davon landen jährlich im Straßengraben.”
Kreative Lösungen
„Neben finanziellen Sammelanreizen wie Pfand müssen auch soziale Anreize her – Nachhaltigkeit muss cool sein”, gab Gramlich dem Recyclingthema eine soziale Dimension. Mehrwegverpackungen müssten demnach „leicht in den Alltag integriert werden können”; ein konkretes Beispiel in die Richtung wären etwa „Pfandautomaten bei U-Bahn-Stationen”.
Gramlich räumte auch der Bewusstseinsschärfung eine wichtige Rolle ein: Viele Konsumenten würden etwa glauben, Plastik sei zwangsläufig schlecht und Einwegglas sehr nachhaltig – das müsse man differenzierter betrachten. Grundsätzlich lasse sich jedenfalls festhalten, dass Mehrweg „in den meisten Fällen besser als Einweg” sei.
Wenngleich die serienreife Produktion von Zukunftslösungen wie pflanzenbasierte Getränkeverpackungen – Coca-Cola arbeitet etwa an einer „Paper Bottle” – noch länger kein Thema sein werde, gelte der Grundsatz, „hungrig nach Innovationen zu bleiben und uns nicht mit den bestehenden Lösungen zufriedenzugeben”, machte Bauer deutlich. Mit der Einführung des Einwegpfandsystems sei „eine erste gute Lösung” auf den Weg gebracht, es brauche aber einen „ausgewogenen Mix aus Einweg, Mehrweg und verpackungsreduzierten Lösungen”.
Mit der Investition in Edelstal setze man „einen weiteren wichtigen Schritt” und könne schon im kommenden Jahr „unser Mehrwegangebot entsprechend dem steigenden Kundenbedürfnis und der bevorstehenden Mehrwegquote zusätzlich erweitern”.