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Kauf- und ­Obmann Wolfgang ­Benischko ist seit fast 20 Jahren Nah&Frisch-Kaufmann und daneben Obmann-Stv. für das Bundes­gremium des Lebens­mittelhandels in der WKÖ.

Redaktion 20.05.2022

"Das ist jeden Tag so eine Erfüllung"

Nah&Frisch-Kaufmann Wolfgang Benischko über dankbare Kunden, Selbstständigkeit und Einwegpfand.

OTTENSHEIM / ST. AGATHA. Mit seinen zwei Märkten in Ottensheim (Mühlviertel) und St. Agatha (Hausruckviertel), beide eine halbe Autostunde voneinander entfernt, hat Nah&Frisch-Kaufmann Wolfgang Benischko 2021, wie die allermeisten seiner Kollegen, „deutlich von den Gastronomie- und Hotellerieschließungen profitiert” und ein kräftiges Umsatzplus eingefahren. Auch der Bio-Boom dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben – immerhin verkauft Benischko unter allen Nah&Frisch-Kaufleuten die meisten Bio-Produkte.

Wenn Benischko über seinen Arbeitsalltag spricht, kommt er unweigerlich ins Schwärmen: „Ich habe meinen ersten Nah&Frisch-Standort vor knapp zwanzig Jahren eröffnet, da war ich Anfang vierzig. Heute bin ich 63 und ich noch immer jeden Tag voller Freud’, wenn ich in der Früh in die Arbeit fahre, meine Kunden treffe und meine Mitarbeiter. Es ist einfach ein schöner Beruf.”
Benischko präzisiert: Tag für Tag begegne er Kunden, die sich „bedanken, dass man da ist, dass man die Nahversorgung aufrecht hält – wenn man das spürt, diese Dankbarkeit und Herzlichkeit der Kunden, das ist jeden Tag so eine Erfüllung, dass ich eigentlich jeden Tag weiß und immer wieder spüre, warum ich diese Arbeit mache, warum ich damals Kaufmann geworden bin.”

Sein eigener Chef sein

Dass der Kaufmannsberuf wieder Auftrieb bekommen hat – es kommt deutlich häufiger zu Nachbesetzungen als noch vor wenigen Jahren –, überrascht Benischko entsprechend wenig: „Im Berufsleben wird es immer enger. Dadurch suchen natürlich auch immer mehr Leute eine Alternative dazu und sagen, ich möchte eigentlich mein eigener Chef sein und mir selbst einteilen, wann ich anfange und wann ich aufhöre.”

„Man muss dazu sagen: Junge Menschen, die Kaufleute werden wollen, müssen auch entsprechendes Kapital aufbringen. Warenlager etwa wurden früher von Banken als Sicherheiten gewertet, das ist mittlerweile nicht mehr der Fall. Das ist auf alle Fälle eine Eintrittshürde”, betont Benischko, der auch Obmann-Stv. vom Bundesgremium des Lebensmittelhandels in der WKÖ ist. „Ich glaube, dass die Nahversorgung in Österreich wesentlich besser dastehen würde, wenn sich eine Lösung finden könnte, dass über Kommunen oder Länder Sicherheiten abgegeben oder Finanzierhungshilfen gegeben werden. Da wäre die Politik gefragt.”
Gute Neuigkeiten weiß Benischko in Sachen Einwegpfand zu verkünden: „Wir haben jetzt immerhin einmal erreicht, dass ganz kleine Betriebe die Pfand­automaten zu 100 Prozent gefördert bekommen. Sicher wird das am Anfang eine Herausforderung, aber wenn sich das System eingestellt hat, wird das schon gut funktionieren.”

Weniger Bürokratie

Von der gegenwärtigen Lieferkettenproblematik aufgrund der „größtenteils lokalen Lieferanten aus dem Ort oder Nachbarsort” wenig betroffen, wünscht sich Benischko in Sachen Entlastung vor allem einen Bürokratieabbau: „Die dauernde Kontrollen verschiedener Aufsichtsorgane, ständiges Dokumentieren und Evaluieren – das ist für einen kleinen Betrieb eigentlich nicht durchführbar.” (haf)

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