••• Von Paul Hafner
Die Vorzeichen für den stationären Handel waren wahrlich keine guten: „Der Handel blickt verhalten in die entscheidenden Wochen des Geschäftsjahres”, titelte eine Aussendung des Handelsverbands am Tag vor dem – das Weihnachtsgeschäft einläutenden – Black Friday, und das schien noch hoffnungsfroh. Waren die vergangenen zwei Adventsaisonen im stationären Handel von Lockdowns geprägt, sorgten diesmal Inflations- und Energiekrise für Pessimismus; dazu drohte das zweite Einkaufswochenende streikbedingt auszufallen.
Der Supergau blieb bekanntlich aus, Arbeitgeber und Gewerkschaft einigten sich auf einen neuen Handels-KV – und auch von Konsumverdruss keine Spur: Von Wien, über Graz und Innsbruck bis nach Bregenz berichten Handelssprecher, Einkaufszentrenbetreiber und Händler selbst von überraschend starken Frequenzen; umsatzmäßig konnte man Schätzungen zufolge an den ersten drei Einkaufswochenenden die 300-Millionen-Euro-Marke knacken.
Positive Zwischenbilanz
Hieß es nach dem zweiten Einkaufssamstag (3. Dezember) seitens Margarete Gumprecht, Handelsobfrau in der WK Wien, noch vorsichtig, dass das Wiener Weihnachtsgeschäft an Fahrt gewinne, aber „noch Luft nach oben” lasse, sah sie eine Woche später eine Fortsetzung des „positiven Trends” mit an ‚früher' erinnernder „starker Frequenzen in der Wiener Innenstadt und im Grätzel rund um die Mariahilfer Straße” – und geht für den morgigen vierten Adventsamstag von einem weiteren Anstieg aus. Erfahrungsgemäß würden in der Einkaufswoche vor dem Heiligen Abend rund 30% des Weihnachtsgeschäftsgemacht.
„Die Grundstimmung ist sehr gut, die Rückmeldungen der Geschäftstreibenden sind durchwegs positiv”, hieß es seitens Clemens Sagmeister, Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Bregenz, über das Weihnachtsgeschäft in der Ländle-Hauptstadt; Manfred Böhmwalder, Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Götzis, ortete nach einem verhaltenen Start ein Anziehen ab dem zweiten Einkaufssamstag: „Wir merken es auch auf den Märkten: Die Leute wollen sich etwas leisten.”
Besonders positiv fällt die Bilanz von Dieter Unterberger, Handelsobmann in der Tiroler Wirtschaftskammer, aus: „Der Zustrom ist in der heurigen Vorweihnachtszeit mindestens gleich groß wie vor der Pandemie.”
Ein ähnliches Bild zeigte sich im Einkaufszentrum DEZ im Innsbrucker Osten: „Es ist ein sehr guter Tag. Aber die ganze Woche war schon sehr stark”, fasst Centermanager Helmut Larch zusammen.
Auch Steirer zufrieden
Zufrieden zeigte sich Martin Wäg, Geschäftsführer der Kaufhauskette Kastner & Öhler, der von einem „ganz starken” dritten Adventwochenende zu berichten wusste. Man befinde sich „auf dem Pfad zum Vor-Corona-Niveau”, wobei auch das Online-Geschäft durch die Pandemie stark gewachsen sei. Am meisten würden Spielwaren und Gutscheine gekauft.
Gerhard Wohlmuth, Handelsspartenobmann der steirischen Wirtschaftskammer, bestätigt den Eindruck einzelner Geschäfte mit den Rückmeldungen von nach Eigenangaben rund 40 weiteren Händlern: „Der Advent könnte sogar besser als 2019 werden – nicht nur beim Umsatz, was durch gestiegene Preise klar ist, sondern auch in puncto Kundenfrequenz.”
HV zieht Zwischenbilanz
Zeigten sich laut Umfrage des Handelsverbands Deutschland (HDE) nach dem ersten Adventwochenende noch 40% der deutschen Händler enttäuscht, nimmt auch dort das Geschäft langsam an Fahrt auf – wenngleich HDE-Geschäftsführer Stefan Genth auch nach der Woche vor dem dritten Advent „noch keine positive Zwischenbilanz” ziehen wollte.
Wie indes die mit Zahlen untermauerte Zwischenbilanz für Österreich ausfällt, präsentieren Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will und Wifo-Ökonom Marcus Scheiblecker am heutigen Freitag in einer gemeinsamen Pressekonferenz – samt Ausblick auf die letzten Wochen und einer (mit Sicherheit bescheidener ausfallenden) vorläufigen Gesamtjahresbilanz für das „Krisenjahr 2022”.