RETAIL
© APA/Helmut Fohringer

christian novacek 23.06.2017

In der Mahü liegt der ­Erfolg auf der Straße

Laut CBRE gehen internationale Händler bei ihrer ­Standortwahl in Österreich sehr analytisch vor.

••• Von Christian Novacek

Das Interesse internationaler Marken an Österreich als Einzelhandelsmarkt ist groß. „In den Jahren 2015 und 2016 gab es in Österreich 69 Neueintritte”, berichtet Walter Wölfler, Head of Retail CEE & Österreich bei CBRE, dem weltweit größten Dienstleistungsunternehmen auf dem gewerblichen Immobiliensektor. Diese 69 neuen Marken stehen per Jahresende 2016 für insgesamt 185 Standorte. „Mehr als die Hälfte der in den österreichischen Markt eingetretenen Einzelhändler begnügt sich mit einem einzelnen Standort”, sagt Wölfler. Rund 43% hätten auch weitere Filialen eröffnet. Die beobachtbare Entwicklungs­tendenz dabei: Die Händler gehen heute deutlich kritischer und analytischer an die Sache heran.

Wien, nur du allein?

Mit rund 64% der Ersteintritte ist Wien die Nummer 1 am Radar der Neueinsteiger. Besonders interessant dünkt Wien als Modestadt: Ca. 46% aller neu in den Markt eintauchenden Marken sind nämlich der Bekleidungsbranche zuzuordnen; vor allem deutsche und italienische Marken fühlen sich hier wohl.

Im Luxusbereich eröffneten etwa Hackett, Longchamp, Armani Jeans, Lio Jo und Fendi hier ihre Filialen. Desgleichen verschmähten preiswertere Modemarken wie Carlings, Dressman, TK Maxx und Bik Bok Wien nicht. Weiters eröffneten Einzelhändler aus dem Bereich Kosmetik, darunter Bobbi Brown, Rituals und NYX. Hinter Wien reißen die Landeshauptstädte und andere Standorte in den Bundesländern (siehe Grafik gegenüber) signifikant ab.
Da Wien in Österreich alles überstrahlt – in der CBRE-Darstellung allerdings inkl. der SCS in Vösendorf, Anm. –, ist die Bundeshauptstadt sogar im Vergleich mit deutschen Städten eine dicke Nummer: Im europäischen Städtevergleich rangiert Wien bereits auf Platz 4 mit 29 Neueintritten von Retailern; Berlin als beste deutsche Stadt scheint erst auf Rang 9 auf (21 Neueintritte). Angeführt wird das Städteranking von London (65 Neueintritte), gefolgt von Paris (36) und Moskau (33). Hinter Wien kommen Kiew, Split, Prag und Bukarest - und stehen somit für die nach wie vor starke Aufbruchsstimmung im ehemaligen Osten.
Was nun die bevorzugte Umgebung für expansionswillige Marken betrifft, so haben sich hierzulande gleichermaßen Einkaufszentren und Geschäftsstraßen etabliert – beide mit je etwa 43% Zuspruch. Fachmarktzentren, Factory Outlet Center und Flughafenstandorte wurden bis dato als weniger interessant befunden (8%). Beliebtester Standort für den Markteintritt war übrigens die Wiener Mariahilfer Straße mit sieben neuen Marken.
Nach Lagen differenziert, bevorzugen neue Marken aus dem Bereich Luxus und Business (ca. 75%), Schuhe (ca. 75%) sowie Mode im mittleren Preissegment (ca. 67%) eine Marktpremiere in erstklassiger Lage. Einzelhändler aus den Bereichen Cafés und Restaurants sowie Sportbekleidung entscheiden sich bei ihrem Ersteintritt indes gleichrangig für erstklassige und zweitrangige Lagen.

Muss Multichannel

Was nun Trends und Gegentrends in Sachen Online- und stationärer Handel betrifft, ist Wölfler überzeugt, dass die ­Omnipräsenz der Zukunft weiser Schluss sein wird. „Online und offline sind kommunizierende Gefäße”, sagt der CBRE Austria-Manager. Sie kommunizieren dabei keinesfalls indirekt proportional, sprich: Wenn das Geschäft geschlossen wird, wird der Onlineumsatz sinken – und sicher nicht steigen. Gesamt steht der Digital Retail in Österreich bei einem Umsatzanteil von zehn bis zwölf Prozent, allerdings mit massiven Branchenunterschieden. Während die Fashion Retailer am Aufholen sind, wagt Wölfler in Bezug auf den Lebensmittelhandel derzeit keine Prognose.

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