••• Von Georg Sander
So ehrlich ist Eugen Lamprecht vorneweg: „2022 wird gerne als Krisenjahr bezeichnet – es gab Faktoren, die einen unmittelbaren Einfluss auf unser Geschäft hatten. 2021 war für das Haus Schlumberger ein Rekordjahr, wir haben nichts drauf gesetzt, konnten unsere Zahlen stabilisieren.” Der Vergleich mit 2019 zeigt aber: Das ist ein neues Niveau. „Wir hatten 2022 Rückgänge im Handel bei Absatz und Umsatz, dafür konnte die Gastronomie deutlich zulegen. 2022 war besser als 2019”, so das Mitglied der Geschäftsleitung beim Medientermin zum Frühlingsbeginn. Dieser Trend hält auch an.
Kurzum, 2022 war ein erfolgreiches Jahr. In Zahlen gegossen, sieht man: Schlumberger ist die umsatzstärkste österreichische Sektmarke im Lebensmitteleinzelhandel. Man hat zwar ein Minus von 8,4% beim Umsatz, aber 2022 ist dennoch nach 2021 stärkstes Jahr im LEH für die Marke. Die Herausforderungen sind natürlich groß. Der Grundwein ist 25% teurer, das schlägt sich mit der Zeit nieder. Hochriegl reift beispielsweise sechs bis neun Monate, Schlumberger Klassik noch länger. Der Preis für Reinalkohol ist um 20% gestiegen, Glaspreise und Kartonagen sind ebenfalls teurer: „Wir haben die Teuerungen schon gespürt. Energiekosten hingegen sind für die Sektproduktion nicht so relevant.” Bei den Preisen hat man sich alle Produkte einzeln angesehen, um nur die Preissteigerungen weiterzugeben, die wirklich absolut notwendig waren: „Wir haben auch Abstriche gemacht. Bei Schlumberger hätten wir 14 Prozent Anstieg haben müssen, aber wir haben eben Altware, somit ist die Steigerung auf zwei Jahre aufgeteilt. Damit geben wir es nicht sofort weiter.”
Markt in Bewegung
Der Markt insgesamt zeigt sich weiterhin in Bewegung. War es während der Coronapandemie der Handel, der beim Absatz eine größere Rolle spielte, legte letztes Jahr wieder die Gastronomie zu. Nun betrifft dies die günstigeren Produkte beim Diskonter. Allerdings: Loyale Schlumberger-Kunden zeigen sich unbeeindruckt, weiß Lamprecht. Diese würden auch einen oder zwei Euro mehr für eine Flasche zahlen. Es gebe aber jene Käufer, die bei einer günstigeren Offerte zu einem anderen Produkt greifen. Aber: „Schlumberger ist der einzige Premiumsekt in Österreich in dieser Kategorie, alle anderen sind in einem anderen Segment. Man sah, dass die Absätze nachgelassen haben.” In Zahlen: –9,4% beim Absatz. Allerdings betrifft das laut Nielsen den gesamten Schaumweinmarkt, von den Kategorien Sekt, Frizzante und Schaumwein habe Erstere am wenigsten verloren.
„Man sieht eindeutig, dass dort, wo die Preise stark gestiegen sind, der Absatz zurückging. Das ist zwar eine Milchmädchenrechnung, aber es war 2022 wie im Lehrbuch”, meint er. Ein Mitbewerber hat etwa den Preis gesenkt, das habe man gespürt. Allerdings: 2021 knackte man mit Schlumberger die 1-Mio.Liter-Marke, das gelang auch 2022. Dieses neue Niveau möchte man übrigens 2023 auch halten. Es gehe nicht um Wachstum, sondern um Stabilisierung auf hohem Niveau.
Aktuelle Entwicklungen
Derzeit sei es so, dass man in der Gastronomie über dem Jahr 2019 liege. Zusammen gerechnet, ist man insgesamt auf dem Niveau von vor der Pandemie, „also wir sind wirklich auf ‚vorher' beim Absatz. Allerdings mit der Verschiebung Richtung Gastronomie.” In der Vergangenheit gab es die Aufteilung 2/3 Handel, 1/3 Gastronomie, das stieg auf bis zu 82% im Handel an, mittlerweile pendelt man sich bei 70 bis 75% ein.
Mit dem Konsum in der Gastronomie zeigt man sich zufrieden. „Im Haus sehen wir beispielsweise, dass der Champagner out of stock ist”, erklärt er. „Als Top Spirit, wo wir auf Premiumprodukte setzen, tun wir uns nicht schwer. Die Leute, die in der Vergangenheit Premiumprodukte konsumiert haben, sind dazu zurückgekehrt.” Wer also vorher Geld ausgegeben hat, tut das nach wie vor.
Ein Glas Schlumberger, das sechs bis acht Euro koste, trinke man weiterhin. Auch Goldegg legt derzeit zu, vermutlich aufgrund des Preises, mutmaßt er. Darüber hinaus gibt es die Marke nur noch bei Rewe.
Neuigkeit: Kellermeisterin
Damit die Entwicklung weiterhin positiv bleibt, gibt es mit der Französin Aurore Jeudy seit Herbst 2022 eine neue Kellermeisterin. 2006 absolvierte sie ihr Önologie-Studium an der Université de Reims in der Champagne, ehe sie zum Institut Œnologique de Champagne wechselte. Dort beriet sie über 16 Jahre lang diverse Wein- und Champagnerkellereien in Europa und Asien. Parallel dazu ist Jeudy bereits seit vielen Jahren Teil der Jury des renommierten Wein-Wettbewerbs Vinalies Internationales, bei dem sie mittlerweile auch als Vorsitzende tätig ist.
Die Position der Kellermeisterin ist enorm wichtig, in der Champagne bekleiden Personen diese Position Jahrzehnte. Der spezielle Geschmack soll erhalten bleiben, es soll einen roten Faden, eine Note über alle Sekte hinweg geben. „Ich würde einen Schlumberger wohl auch blind erkennen. Wenn man eine neue Kellermeisterin hat, soll sie den Hausstil bewahren. Es muss in Jahren noch genauso schmecken wie heute. Wenn sich der Stil ändert, merken die Konsumenten das. Anders heißt schlechter.” Das Vertrauen in „Aurore” ist definitiv da. Allerdings: Es geht auch um behutsame Weiterentwicklung.
Ready-to-drink
Das gilt auch für Hochriegl und den Trend ready-to-drink. Den bekommt man beim Termin quasi erstmalig im Aussehen, wie er auch auf den Markt kommen wird, zu schmecken. Mit dem Konzept ready-to-drink will man – das zeigt auch die Aufmachung – eine jüngere Zielgruppe erreichen. „Wir trauen uns etwas. Das ist unkomplizierter Genuss, den wir seit Corona kennen”, erklärt Lamprecht. Rosie, Betty und Hugo gibt es als Flaschen, die letzten beiden auch als Dosen.
Es handelt sich um die wachsende Kategorie der Weinmischgetränke, kommt „peppig und jugendlich” daher. Wie es dazu kam? „Die Datenlage zeigt, es wird nachgefragt und das ist gekommen, um zu bleiben. Alle großen Hersteller setzen auf ready-to-drink.” Es werde nicht so groß werden wie in UK und den USA, mit nur 5,8 Volumsprozent-alkohol sei man jedoch am Puls der Zeit. Die Listungen werden gegenwärtig verhandelt.
Starkes Plus
Abschließend kann man noch auf ein Produkt verweisen, das in der jetzigen Jahreszeit bestens ankommt – der Frühling hat sich dank des Sparkling Spring zu einer neuen Hochsaison für (Rosé)-Sekt entwickelt. Der Rosé-Konsum ist zwischen 2019 und 2022 laut Nielsen um 90% angestiegen.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ist man bei Schlumberger zuversichtlich, dass 2023 auf einem guten Niveau bleibt.