WIEN. „Eine Lehre ist nur was für Schulabbrecher”, „beruflicher Erfolg geht auf Kosten des Privatlebens”, „Junge Leute von heute haben keine Lust zu arbeiten”: Vorurteile gibt es in der Arbeitswelt zuhauf – doch wie verbreitet sind sie tatsächlich noch und was ist an ihnen dran? Das hat Obi, der Marktführer unter Österreichs Baumärkten, im Rahmen einer Umfrage sowie einer Expertenrunde erörtert.
Dabei zeigt sich: Fast die Hälfte der Befragten (46%) stuft die körperliche Anforderung bei einer Lehre als hoch ein. Diesen Aspekt sieht vor allem die Generation Z (53%). Die klare Mehrheit (55%) sieht eine Lehre zudem als geistig fordernd – vor allem die Generation Babyboomer ist sich dessen sicher (61%).
Trotz der physischen und geistigen Anforderungen wird das Potenzial von Lehrberufen zunehmend anerkannt: Karriere mit Lehre ist laut 72% der Befragten jedenfalls möglich.
Plädoyer für Wertschätzung
„Karriere mit Lehre ist hier nicht nur ein Marketingspruch, sondern im Handel gelebte Realität. Wir haben unzählige Führungskräfte, die einst mit einer Handelslehre gestartet sind. Darum gilt es, die Bekanntheit und die Wertschätzung dieser Ausbildung zu erhöhen. Wichtig ist uns, dass es an allen allgemeinbildenden Schulen eine verlässliche Berufsorientierung gibt, auch an den Gymnasien”, betont Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Zweifel an Work-Life-Balance
Am kritischsten der Lehre gegenüber steht die Gen Z: Im Vergleich zu anderen Generationen sind sie am ehesten der Meinung, dass Lehrlinge unflexible Arbeitszeiten haben (41% Gen Z, 29% gesamt) und die Work-Life-Balance schlecht ist (32% Gen Z, 23% gesamt). Dass besonders die junge Zielgruppe kritisch ist, wird auch im Zuge der Podiumsdiskussion rund um Vorurteile in der Arbeitswelt klar: „Die Wahrnehmung der Karrieremöglichkeiten im Handel und im Baumarktsektor hat sich positiv verändert. Doch unsere Umfrage bestätigt, dass gerade die Kernzielgruppe von Lehren noch nicht zur Gänze überzeugt ist”, erklärt Bettina Braun, Regional Head of People & Transformation Austria & Switzerland bei Obi.
Die Ansicht, dass junge Leute keine Lust haben zu arbeiten, teilen weiterhin 49%. Braun hat darauf eine andere Sichtweise: „Wir bemerken, dass sich vor allem die Erwartungen der jungen Generation gegenüber Arbeit verändert hat, aber sie sind nach wie vor voller Tatendrang. Als Unternehmen müssen wir ein Arbeitsumfeld schaffen, wo sie mitgestalten und ihre gesamte Persönlichkeit einbringen können. Unser Ziel bei Obi ist es, junge Menschen nicht nur für den Handel zu begeistern, sondern auch langfristig in ihrer fachlichen und persönlichen Entwicklung zu begleiten.” (red)