BENTONVILLE. Walmart ist der größte Einzelhändler weltweit – seine größten Konkurrenten, Carrefour (Frankreich) und Tesco (UK), sind vergleichsweise nur halb so groß wie der US-Konzern. Mit seinen mehr als 1,2 Mio. Beschäftigten konnte Walmart die Erlöse im zweiten Quartal nun überraschend steigern: Der Umsatz kletterte, verglichen mit dem Vorjahreswert, um 0,5 Prozent auf 107,22 Mrd. €. Ganz rund läuft es beim Retailer dennoch nicht: Der Angriff des aggressiv expandierenden Diskonters Aldi macht Walmart schwer zu schaffen. Die Konkurrenz aus Deutschland will bis 2018 mit 2.000 Filialen in den USA vertreten sein.
Zumutung für die Polizei
Darüber hinaus muss sich Walmart nun auch noch heftige Vorwürfe gefallen lassen, seine US-Filialen auf Kosten der Steuerzahler zu einem Hort der sozialen Verwahrlosung verkommen zu lassen. In seiner neuesten Ausgabe berichtet das US-Wirtschaftsmagazin Bloomberg Businessweek, dass die hohe Kriminalität in und um Walmart-Filialen inzwischen zu einer regelrechten Zumutung für die Polizei geworden sei. Und schließlich ist da noch der Online-Handel, in dem Walmart bis dato nicht gegen Amazon ankommen konnte.
Ist Online die Achillesferse?
Der Konzern verbuchte 2015 einen Umsatz von 12,42 Mrd. € mit Verkäufen im Internet – Amazon brachte es auf circa 97 Mrd. €. Und obwohl Walmart in den letzten zwei Jahren etwa zwei Mrd. USD in sein Online-Geschäft investiert hat, ist der Abstand riesig. Aus eigener Kraft auf Augenhöhe zu kommen, scheint aussichtslos. Mit dem milliardenschwere Zukauf des boomenden Start-ups Jet.com will der Händler nun an Amazons Vormachtstellung rütteln; der ambitionierte Plan, der zunächst viel Geld verschlingen wird, wird von Experten dennoch überwiegend positiv bewertet. Bereits in diesem Geschäftsjahr will Jet.com Verkäufe im Wert von mehr als einer Mrd. USD abwickeln.
Ein Start-up für Wal-Mart
Die Hoffnungen liegen zudem auf Jet.com-Mitgründer und Chef Marc Lore, der künftig auch das Online-Geschäft von Walmart leiten soll. Lore gilt als eines der größten Talente der Branche; er baute bereits den erfolgreichen Online-Händler Quidsi auf, den Amazon 2010 für rund 478 Mio. € kaufte. Dank kreativer Preismodelle gelingt es Jet.com teilweise, Produkte günstiger als Amazon anzubieten. So haben Käufer etwa die Wahl, im Gegenzug für einen niedrigeren Preis das Rückgaberecht abzutreten oder ohne Kreditkarte und die entsprechenden Gebühren zu zahlen. (dp)