WIEN. Mit seiner Ansage, den in dieser Höhe „nicht nachvollziehbaren” Preissteigerungen bei den Lebensmitteln auf den Grund zu gehen und bei Vertretern des Lebensmittelhandels wie Experten genauer nachzufragen, hat Sozialminister Johannes Rauch der Lebensmittelteuerung Priorität eingeräumt.
Die Suche nach den Schuldigen läuft. Für den ÖGB etwa ist das der Handel: Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut hat berechnet, dass drei Viertel der „hausgemachten” Teuerung in höhere Unternehmensgewinne fließen.
Naturgemäß anders sehen das Arbeitsministerium und Handelsverband. „Natürlich ist es in einer Phase, wo massive Kostensteigerungen da sind, wichtig, auf die Preisentwicklung zu achten und im Gespräch zu sein mit den unterschiedlichen Branchen; aber kurzfristig sind, glaube ich, die Einflussmöglichkeiten gering”, so Arbeitsminister Martin Kocher. Ein funktionierender Wettbewerb sei wichtig – und nur dieser wirke langfristig dämpfend und „führt am besten zu Preisen, die im Interesse der Konsumentinnen und Konsumenten sind”.
Teuerung unter EU-Schnitt
Einen „Faktencheck” servierte Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. So zeige eine am Montag von der Agenda Austria veröffentlichte EU-weite Studie, dass der österreichische LEH „im EU-Vergleich im untersten Drittel liegt, was die Veränderung der Preise zwischen März 2022 und März 2023 betrifft – und das, obwohl in Österreich die Energieabhängigkeit von russischem Gas deutlich höher als in anderen EU-Ländern ist.”
Im Jahresvergleich hätten sich die Lebensmittelpreise in Österreich um 14,6% erhöht, in Deutschland und auch im EU-Schnitt dagegen um über 20%.
„Ursache und Wirkung”
Den wichtigsten Hebel, um die Preiserhöhungen in den Griff zu bekommen, sieht Will in einem „treffsicheren Energiekostenzuschuss”. Weil der EKZ I „de facto ein reiner Industriekostenzuschuss war”, drohe vielen Nahversorgern weiter der Exitus. Körberlgeld würden die Händler jedenfalls keines machen, habe der LEH doch 2022 „ein inflationsbereinigtes Minus von 3,2 Prozent” eingefahren. (APA/red)