Digitalisierung als Chance
© SAP/Florian Schulte
BU: Franz Kühmayer (Zukunftsinstitut Frankfurt a. M.), Christina Wilfinger (GF SAP Österreich), Erich Albrechtowitz (Bundeskanzleramt), Stefan Grafenhorst (Greiner) (v.l.)
INDUSTRIAL TECHNOLOGY Helga Krémer 10.03.2023

Digitalisierung als Chance

SAP Österreich-Geschäftsführerin Christina Wilfinger: „Müssen endlich Digitalisierungs-Turbo zünden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“.

WIEN. Wie können wir das Digitalisierungs-Tempo zur Erneuerung der österreichischen Wirtschaft und Verwaltung steigern? Welche Rahmenbedingungen müssen durch Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik geschaffen werden, um IT als Kern der Wertschöpfung noch besser zu nutzen und den Wirtschaftsstandort zu stärken? Und welchen Beitrag muss die Digitalisierung leisten, um Herausforderungen in puncto Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsziele zu lösen? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen des SAP-Pressegesprächs „Digitalisierung als Chance“ mit Vertretern aus Trendforschung, Industrie und Verwaltung diskutiert.
Österreich muss „ozahn“

Angesichts des Rückfalls von Österreich im aktuellen WIFO-Radar der Wettbewerbsfähigkeit und des Absturzes des heimischen Wirtschaftsstandortes im Ranking des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), zog Trendforscher Franz Kühmayer (Zukunftsinstitut Frankfurt a. M.) in seinem Impulsstatement eingangs einen impactorientierten Standort-Vergleich. Zur Frage von Rolle und Wirkung der IT-Wirtschaft kam er zum Schluss: „Die Tech- und Softwarebranche stellt einen wesentlichen Schlüssel zur Prosperität des Wirtschaftsstandortes Österreich dar, sie sichert durch digitale Innovationen unsere künftige Wettbewerbsfähigkeit und stärkt die Resilienz gegenüber Krisen“, so Kühmayer.

Man habe in der Corona-Pandemie viel gelernt, was in Sachen Digitalisierung plötzlich alles möglich ist, aber die heimische Wirtschaft müsse jetzt endlich den Digitalisierungs-Turbo zünden. „Wir müssen den digitalen Wandel endlich als Riesenchance begreifen, die österreichische Wirtschaft und Verwaltung zu erneuern. Denn die IT und cloudbasierte Geschäftsprozesse werden zunehmend zur essenziellen Basis der Wertschöpfung und zum Treiber des Wachstums in Österreich wie in Europa. Die Politik muss jetzt die richtigen Weichen stellen und Rahmenbedingungen schaffen, um den Wirtschaftsstandort wieder zu stärken“, forderte Christina Wilfinger, Geschäftsführerin von SAP Österreich.

„Twin Transformation“
Der digitale Wandel ist dabei stets als „Twin Transformation“ zu verstehen: also als Vorantreiben der Digitalisierung im Einklang mit der Schonung von Ressourcen und der Förderung von Nachhaltigkeit. So sieht es auch Stefan Grafenhorst, Global Head of Sustainability & Corporate Affairs bei Greiner, dem globalen Player in der Kunststoff- und Schaumstoffindustrie aus Kremsmünster (OÖ): „Ohne eine umfassende Digitalisierung werden wir als Unternehmen an dem großen Thema ‚Nachhaltigkeit‘, aber auch an unserem Anspruch, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, scheitern. Bei Greiner heißt es daher in Sachen Digitalisierung ‚all-in‘ und zwar auf allen Ebenen. Alle Prozesse, die vorstellbar sind, müssen und werden digitalisiert. Denn eines ist unausweichlich: Erfolgreiches Management braucht Daten und steuert über digitale Prozesse.“

Datentransparenz entlang der Wertschöpfungskette
So wie Greiner und viele heimische Industrieunternehmen ist SAP davon überzeugt, dass die Digitalisierung einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeits- und Dekarbonisierungsziele der EU leisten muss, um den Übergang Österreichs zu einer kohlenstoffarmen Kreislaufwirtschaft zu erleichtern. „Man kann nur das verbessern, was man messen kann. Digitale Lösungen müssen Unternehmen aller Branchen befähigen, Treibhausgasemissionen entlang unternehmensübergreifender Wertschöpfungsketten transparent zu machen und ihren CO2-Fußabdruck zu optimieren“, sagte Wilfinger und führte weiter aus: „Sie schaffen ebenso Transparenz über Lieferantennetzwerke, um Risiken von Menschenrechtsverletzungen zu erkennen, wie es vom Lieferkettengesetz gefordert wird. Die digitale Aufbereitung relevanter Daten muss gefördert werden, um österreichische Unternehmen noch besser auf ihre neuen Verpflichtungen in den Bereichen ökologische und soziale Verantwortung vorzubereiten.“

Mehr Frauen in der „Männerdomäne“ IT
Eine große Herausforderung stelle nach wie vor die stärkere Beteiligung von Frauen an der (IT-)Wirtschaft dar. SAP Österreich-Geschäftsführerin Wilfinger betonte: „Frauen können durch ihre Ausbildungsentscheidung beziehungsweise Berufswahl für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik (MINT) mit besserer Bezahlung und spannenden Karrieremöglichkeiten rechnen. Ebenso werden Unternehmen in Zukunft ein breites Portfolio an flexiblen Arbeitsmodellen anbieten müssen, die es Frauen als auch Männern einfacher macht, Beruf und Familie zu vereinbaren. Die Abkehr von traditionellen Arbeitszeitmodellen ist auch ein wichtiger Schritt, um Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern zu erreichen.“

Digitaler Schub fürs E-Government
Was den öffentlichen Sektor betrifft, gebe es ebenso noch viel Digitalisierungspotenzial zu heben, wie Erich Albrechtowitz, Leitung der Gruppe für IT-Personalmanagement, Infrastruktur, Cyber- und Informationssicherheit im Bundeskanzleramt, bestätigte: „Der Staat selbst schöpft den Wert von Daten in der öffentlichen Verwaltung schon gut, aber noch nicht voll aus. Die effizientere Nutzung von Daten im E-Government hilft dabei, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger zu verstehen, komplizierte Prozesse zu vereinfachen und digitale Dienstleistungen zu verbessern. Ebenso ist Digitalisierung der wirkungsvollste Gamechanger bei der Bewältigung des demografischen Wandels!“ Auch Wilfinger sieht Big Data-Anwendungen und Technologien wie Künstliche Intelligenz im öffentlichen Sektor und beim Gesetzesgeber noch unzureichend verankert. „Wir brauchen einen Mentalitätswandel hin zu einer datengesteuerten Regierung. Auch der Staat sollte die vorhandenen Chancen der intelligenten Datenanalyse nutzen und stärker nach Zielen und Kennzahlen arbeiten. Eine transparente Ziel- und Erfolgskontrolle in Echtzeit, wie z.B. von Finanz-, Haushalts- und Nachhaltigkeitszielen, unterstützt evidenzbasierte politische Entscheidungen und beschleunigt die Umsetzung digitaler Verwaltungsdienstleistungen“, so Wilfinger. (hk)

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