Pioniere der ökologischen und sozialen Standards
© Auris Immo Solutions
FINANCENET REAL:ESTATE Redaktion 09.12.2022

Pioniere der ökologischen und sozialen Standards

Auris Immo Solutions-Geschäftsführer Christian Schön und Harald Kopertz über ihre Visionen und Ziele bei nachhaltigen Immobilieninvestments.

••• Von Oliver Jonke

Im Jahr 2017 wurde von Auris Immo Solutions der erste „Nachhaltige Immobilienfonds Österreich” aufgelegt. Anfangs gab es am Markt dazu noch verhaltene erste Reaktionen, inzwischen hat sich das Thema als inhaltlicher Volltreffer erwiesen – und Auris hat sich damit als Pionier etabliert.

Doch wie ist das Geschäftsmodell, zahlt sich das auch aus? medianet-Herausgeber Oliver Jonke hat dazu die beiden Gründer und Geschäftsführer Christian Schön und Harald Kopertz (im Bild links) interviewt.


medianet:
Auris Immo Solutions ist heuer fünf Jahre alt. War Nachhaltigkeit schon bei der Gründung ein zentrales Thema, wo das doch damals für institutionelle Investoren und Bauträger eher nur ein Randthema war?
Christian Schön: 2017 haben Harald Kopertz und ich Immo Solutions mit klaren Zielen und Visionen gegründet. Unser Commitment war und ist, nur solche nachhaltige Immobilieninvestments zu tätigen, die den klimaaktiv-Kriterien und der EU-Taxonomie entsprechen.

Mit unserem ersten Fonds, dem ‚Nachhaltigem Immobilienfonds Österreich', legten wir in Österreich den ersten Immobilienfonds auf, der sich verpflichtete, ausschließlich nur jene Immobilien zu verwalten, die den klimaaktiven Kriterien entsprechen. Zu dieser Zeit war es noch eine große Herausforderung, Stakeholder, Investoren, Projektentwickler, Ziviltechniker, Baufirmen und Architekten von der Sinnhaftigkeit unseres nachhaltigen Gedankenguts zu überzeugen.


medianet:
Wie konnten Sie institutionelle Kunden überzeugen?
Schön: Der direkte Dialog mit den Stakeholdern ist das Fundament für unsere nachhaltige Zusammenarbeit. Aus diesem Grund haben wir bereits vor der Gründung gemeinsam mit ihnen sowohl die Ausrichtung bzw. Ziele gestaltet und verankert sowie die nachhaltigen Kriterien verschriftlicht.

medianet:
Wie sieht Ihre Investitionspolitik aus? Nach welchen Kriterien beurteilen Sie Projekte, Objekte und in welcher geografischen Lage?
Harald Kopertz: Der ‚Nachhaltige Immobilienfonds Österreich' fokussiert sich vorwiegend auf Wohnformen im urbanen Raum. Unsere Schwerpunkte liegen daher in Wien sowie in anderen österreichischen Bundeshauptstädten. Bei einem Investment ist die geografische Lage daher fundamental. Wir investieren ausschließlich in Objekte, die eine ausgewogene Kombination aus guter Infrastruktur, Nahversorgung und öffentlicher Verkehrsanbindung aufweisen können.

Aufgrund der Ausrichtung des ‚Sozialimmobilien Fonds Österreich' ist hier die geografische Lage zwar essenziell, doch nicht an den urbanen Raum gebunden. Hier spielen eher Faktoren wie die Bausubstanz und der Sanierungsbedarf eine wesentliche Rolle.


medianet:
Wie bringen Sie Nachhaltigkeit und betriebswirtschaftliche Standards unter einen Hut?
Kopertz: Auch wenn wir am Anfang aufgrund der höheren Investitionskosten mit Gegenwind kämpfen mussten, erwies sich unsere Vision als zukunftsweisend. Heute stellt niemand mehr eine klimaaktive und energieeffiziente Bauweise infrage.

medianet:
Es gibt immer mehr Finanzprodukte, die sich als ‚nachhaltig' präsentieren. Was unterscheidet Immo Solutions von den anderen?
Schön: Wir verpflichteten uns, rein nachhaltige Immobilieninvestments zu tätigen, den klimaaktiv Kriterien zu entsprechen und nach den Vorgaben der EU-Taxonomie zu handeln. Auf diesen basiert der von uns aufgelegte ‚Nachhaltige Immobilienfonds Österreich' und der ‚Sozialimmobilien Fonds Österreich', die jeweils mit dem Österreichischen Umweltzeichen, UZ49, zertifiziert sind. Fortschritte werden bei der jährlichen Rezertifizierung des Österreichischen Umweltzeichens offiziell überprüft und gemessen bzw. evaluiert.

Bei sämtlichen Immobilien wird die klimaaktiv-Zertifizierung angestrebt, und bei Bestandsimmobilien verpflichten wir uns, mit dem Sanierungsfahrplan die klimaaktiven Kriterien zu erfüllen. Innovationen wie Geothermie, Wasser-Wasser-Wärmepumpen, Grauwassernutzungsanlage, Luftwärmepumpen und Solarthermie werden bereits in zahlreichen Objekten umgesetzt.


medianet:
Warum ist bei Sozialimmobilien Nachhaltigkeit wichtig?
Kopertz: 2020 legten wir den ‚Sozialimmobilien Fonds Österreich' auf, dessen oberstes Credo der komplette Verzicht auf Energieträger mit fossilen Brennstoffen ist.

Dieser Grundsatz stellt eine besondere Herausforderung vor allem bei den Alten- und Pflegeheimen in Österreich dar, deren Großteil mit fossilen Energieträgern beheizt wird und deren thermische Hülle nicht ausreichend vorhanden ist. Ziele dieser aufwendigen und kostspieligen Sanierungen sind der Beitrag zur Klimaneutralität, die deutliche Senkung des Energiebedarfs, Reduktion der geopolitischen Abhängigkeit und die Steigerung des Wohlbefindens der Bewohner.


medianet:
Der ‚Sozialimmobilien Fonds Österreich' widmet sich den aktuellen demografischen Entwicklungen. Warum ist diese Investitionsform für Investoren interessant?
Kopertz: Die demografische Entwicklung stellt eine große Herausforderung dar, und langfristige Lösungen sind noch nicht in Sicht. Um diese negative Tendenz abzuschwächen und Alternativen anbieten zu können, haben wir den ‚Sozialimmobilien Fonds Österreich' aufgelegt. Ziel ist es, durch verantwortungsvolle Investitionen sozialwirtschaftliche Unternehmen zu unterstützen und die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern.

medianet:
Eines Ihrer Steckenpferde sind nachhaltige Energieträger. Welche sind Ihrer Ansicht nach zurzeit am interessantesten? Wie beurteilen Sie etwa Fernwärme?
Schön: Unsere nächsten nachhaltigen Schritte dienen dem weiteren Ausbau von energieautarkten Immobilienprojekten sowie der Verwendung von nachhaltigen Baustoffen, wie z.B. Holz. Als Baustoff möchten wir den Einsatz von Beton und Zement reduzieren und ersetzen diese vermehrt durch Holzhybriden bzw. Holz. Damit stärken wir die Kreislaufwirtschaft, die Wiedernutzung der Baustoffe und handeln nach dem Cradle to Cradle-Prinzip. Fernwärme gilt zurzeit noch als klimaaktiv, obwohl ca. 65 Prozent aus Gas generiert werden. Aus diesem Grund versuchen wir Fernwärme zu vermeiden, was jedoch aufgrund der vorhandenen Strukturen nicht immer möglich ist.

medianet:
Binnen fünf Jahren ist Euer Portfolio auf 39 Immobilien und ein Investmentvolumen von über 750 Mio. Euro angewachsen. Was sind Eure nächsten Pläne?
Schön: Wir werden in den kommenden Jahren die bestehenden Fonds erweitern und unser fundiertes Know-how im Bereich der erneuerbaren Energieträger bzw. Energiesysteme weiterentwickeln.

Zu unseren zwei Fonds werden wir einen dritten Fonds auflegen, dessen Schwerpunkt im geförderten Wohnbau liegen wird. Worauf wir besonders stolz sind, ist, dass wir trotz herausfordernden Zeiten mit einer umsichtigen und nachhaltigen Firmenpolitik auch neue Mitarbeiter einstellen werden können und somit neue Arbeitsplätze schaffen.

BEWERTEN SIE DIESEN ARTIKEL

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL