••• Von Sabine Bretschneider
Hoteliers und Gastronomen haben im vergangenen Jahr weniger neue Betriebe gegründet. „Der Markt ist gesättigt”, hieß es von der Wirtschaftsauskunftei CRIF Österreich. Im Rahmen des „Branchenreport Beherbergung und Gastronomie” wurden die wichtigsten Zahlen und Fakten der heimischen Beherbergungs- und Gastronomiebranche präsentiert. Analysiert wurden dabei sowohl die Anzahl der Neugründungen als auch die Insolvenzen der Jahre 2013 bis 2017, die Eigenkapitalausstattung der Betriebe in den neun Bundesländern sowie die beliebtesten Standorte.
Rückgang bei Neugründungen
Die Ergebnisse: 2017 entfielen 5,5% der österreichweiten Neugründungen auf Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe, 2016 lag ihr Anteil noch bei 6,7%. Auch in absoluten Zahlen ist das Minus deutlich ausgefallen. Der Bundesländervergleich 2017 zeigt, dass in Wien mit 23,1% die meisten Neugründungen stattgefunden haben, gefolgt von den Bundesländern Niederösterreich mit 14,4% sowie der Steiermark mit 14,3%. In Vorarlberg (4,3%) und dem Burgenland (2,8%) wurden im vergangenen Jahr am wenigsten Beherbergungs- und Gastronomiebetriebe gegründet.
„Obwohl Österreich ein Tourismusland ist und die Tourismuseinnahmen im internationalen Vergleich hierzulande am höchsten sind, muss sich die Branche dennoch Herausforderungen stellen”, so Boris Recsey, Geschäftsführer CRIF Österreich, in einer Aussendung. „Saisonale Schwankungen, hohe Mieten, eine starke Fluktuation im Personalbereich und nicht abschätzbare Wetterkapriolen sind nur einige Aspekte, mit denen Betriebe zu kämpfen haben. Auch wenn die Anzahl der Neugründungen 2017 etwas zurückging, bewegt sich die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen, gut angebundenen Übernachtungs- und Gastronomieangeboten ungebrochen auf hohem Niveau.” Aber auch der Investitionsbedarf sei hoch: Vor allem bei Beherbergungen müssten die Gründer tief in die Tasche greifen, um die gewohnten Standards zu erreichen.
Neben den Gründungen sind im Vorjahr allerdings auch die Insolvenzen der Hotels und Gastro-Unternehmen gesunken: Sie gingen von 2016 auf 2017 um sechs Prozent zurück. Am häufigsten schlitterten Betriebe in Wien und Niederösterreich in die Pleite, so der CRIF-Branchenreport.
Vergleich Eigenkapitalquoten
Im Rahmen der Erhebung hat CRIF auch die bis Anfang 2018 eingereichten Bilanzen der Jahre 2016 und 2015 hinsichtlich der Eigenkapitalausstattung der Betriebe verglichen. Traditionell und im Branchenvergleich verfügen Beherbergung und Gastro eher über eine schwache Eigenkapitalquote. Dennoch sind hier deutliche Bundesländerunterschiede bemerkbar. So befinden sich die Unternehmen mit der besten Eigenkapitalausstattung in Vorarlberg (ca. 26%, Anstieg zu 2015 um fast ein Prozent). Gleich danach folgen Kärnten (22,6%) und Salzburg (22,4%). Tirol (19,7%), Oberösterreich (17,1%) und die Steiermark (14,5%) befinden sich im Mittelfeld. Im Burgenland (10,1%), in Niederösterreich (ca. 8,9%) und in Wien (ca. 3,4%, –1,40% vs. 2015) befinden sich die Betriebe mit der geringsten Eigenkapitalquote.
Steuerzuckerl in Sicht
Der begehrteste Standort der Hoteliers und Gastronomen ist laut aktuellen Zahlen das Bundesland Tirol, wo 18% der Firmensitze in der Beherbergungs- und Gastronomiebranche zu finden sind. Den zweiten Platz belegt Wien mit 16%. Beide Bundesländer sind auch beliebte Urlaubsdestinationen in- und ausländischer Touristen. Auf dem dritten und vierten Platz liegen knapp hintereinander die Steiermark (13,6%) und Niederösterreich (13,2%), Schlusslichter bilden die kleinsten Bundesländer Österreichs, Vorarlberg (4,9%) und das Burgenland (3,1%).
Erleichterung für die heimischen Beherbergungsbetriebe ist allerdings in Sicht: Die Regierung hat am Mittwoch beschlossen, die erst mit Mai 2016 angehobene Umsatzsteuer auf Hotel-Übernachtungen wieder zurückzunehmen. Laut der für den Tourismus zuständigen Ministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) werde damit eine „falsche Maßnahme der Steuerreform 2016” korrigiert. FP-Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs sagte der Tourismusbranche weitere Steuerzuckerl zu.
Die Mehrwertsteuer-Senkung von 13 auf zehn Prozent soll 120 Mio. € kosten und ab November gelten. Damit sorge man rechtzeitig für die Wintersaison für „Chancengleichheit” im internationalen Wettbewerb, wie Köstinger meinte. Der Nationalrat soll das Gesetz voraussichtlich noch vor der Sommerpause beschließen.
Die erst vor knapp zwei Jahren wirksam gewordene höhere Umsatzsteuer für Nächtigungen war eine Maßnahme zur Gegenfinanzierung der rot-schwarzen Steuerreform 2016, die seither von der Tourismusbranche heftig bekämpft wurde. ÖVP und FPÖ hatten im Wahlkampf die Rücknahme zugesagt.