Wien/Frankfurt/Hamburg. Anleihen der Kernländer der Eurozone werden wohl weiterhin vom tiefen Renditeniveau heimgesucht sein. Die Ratingagentur Moody's erwartet daher einen anhaltend starken Appetit von Banken und Investoren auf neuartige Zwangswandelanleihen. 2014 seien sogenannte CoCo-Bonds (Contingent Convertible Bonds) im Volumen von 174 Mrd. USD (154 Mrd. €) begeben worden, und dieses Jahr dürfte es ähnlich viel werden, schrieben die Moody's-Experten in einer vor kurzem veröffentlichten Studie.
Die zunehmende Bekanntheit der Bonds und die vergleichsweise hohe Rendite für Anleger im Niedrigzinsumfeld dürften die Nachfrage weiter steigen lassen, meint Moody's-Analystin Barbara Havlicek. Die Banken wiederum, insbesondere die großen systemrelevanten Institute, müssten ihre Kapitaldecke weiter aufpolstern; CoCo-Emissionen dürften sich daher weiter vor allem auf die großen Adressen beschränken.
7 Prozent Zinsen und mehr
CoCos sind eine Antwort auf die neuen Anforderungen der Aufseher, die den Steuerzahler bei künftigen Bankenrettungen schonen wollen. Sie werden als zusätzliches Kernkapital anerkannt und funktionieren nach folgendem Muster: Fällt die Eigenkapitalquote einer Bank im Krisenfall unter eine bestimme Schwelle, dann bekommen die Investoren dieser Anleihen Aktien der Bank oder sie werden an den Verlusten beteiligt, indem die Papiere vorübergehend einfach abgeschrieben werden. Zu den prominentesten Emittenten in Deutschland gehört die Deutsche Bank, die mit CoCos 2014 knapp 5 Mrd. € einsammelte.Die Investoren ließen sich das höhere Ausfallrisiko aber auch mit höheren Zinsen bezahlen, die 7% übersteigen können; ein Schnäppchen seien die Bonds für die emittierenden Banken daher nicht. „Im aktuellen Nullzinsumfeld lassen sich mit CoCo-Bonds Renditeaufschläge von vier bis sechs Prozentpunkten erzielen”, erklärt Michael Busack, Geschäftsführer des Hamburger Analyseunternehmens Absolut Research GmbH. Das erhöhte Risiko muss intensiv analysiert werden. Genau hier liegt der Haken, die Papiere gelten unter Finanzexperten als schwer zu bewerten. Die Performance des Sektors sei zuletzt recht gut und stabil gewesen, ist jedoch stark von den Entwicklungen bei den Banken abhängig (s. Textkasten). Absolut Research hat im Absolut|ranking Credit Corporate Bonds 34 Fonds von 30 Asset Managern untersucht, die vornehmlich in die Anleihen von Finanz-instituten, sowohl Banken als auch Versicherungen, investieren (Fonds mit nachrangigen Anleihen als auch solche, die nur in die erstrangigen Schuldverschreibungen der entsprechenden Emittenten anlegen). Busack: „Seit Beginn 2014 sind im Segment der Financial-Bond-Fonds acht neue Produkte lanciert worden. 21 Fonds weisen eine Historie von mindestens 36 Monaten auf, sechs eine von mehr als 60 Monaten.”
Auch warnende Stimmen
An der Spitze (36 Monate Track Record) stehe der Lazard Objectif Capital mit einer annualisierten Performance von 19,44%. Auf dem zweiten Platz liegt der Banken Fokus Basel III aus dem Hause Warburg mit einer annualisierten Performance von 19,33%. Der guten Wertentwicklung stehe jedoch – anders als beim Lazard-Fonds – ein vergleichsweise hohes Extremrisiko gegenüber (maximaler Verlust über den Beobachtungszeitraum von knapp 13%). An dritter Stelle liegt der SCOR Credit Financials (Rendite von 19,32% p.a.) Ökonomen der TU München und der Uni Bonn warnten aber neulich:Sind die Bonds falsch konstruiert, verschärfen sie eine Krise, statt das System zu stabilisieren – weil sie den Eigentümern der Bank Anreize geben, die Situation ihres Hauses selbst zu verschlechtern, damit die Gläubiger leer ausgehen.(ag/lk)