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Paul Eiselsberg ist Senior ­Research Director bei Imas.

Redaktion 02.10.2020

Die Krise verschiebt unsere Prioritäten

Knapp drei Viertel der Befragten einer Imas-Studie gehen von einem deutlich veränderten Post-Covid-19-Leben aus.

••• Von Sascha Harold

LINZ. Vor einem Jahr hätte wohl noch niemand damit gerechnet, dass 2020 das Jahr der Covid-19-Pandemie werden würde. Nach wie vor ist nicht klar, wie lange uns der schon über ein halbes Jahr andauernde Ausnahme­zustand begleiten wird, ob wir es mit einer „neuen Normalität” oder doch nur mit einer vorübergehenden Abweichung vom Normalzustand zu tun haben. Das Linzer Marktforschungsinstitut Imas hat in einem „Trend­report” untersucht, wie Menschen in Österreich die Krise bisher wahrgenommen haben und welche Auswirkungen sie erwarten. Befragt wurden 1.005 Personen vom 20. Mai bis zum 16. Juni, also in einer Zeit, als die ersten Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie gelockert wurden.

Schlechtere Grundstimmung

So viel vorweggenommen: Die Grundstimmung hat sich durch die Coronakrise deutlich verschlechtert. Jeder Zweite geht von einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aus, knapp die Hälfte hat den Eindruck, dass Menschen in Österreich nicht mehr zufrieden sind. Im Vordergrund stehen die Sorge um den Arbeitsplatz, die veränderte Arbeitssituation, und nicht zuletzt nimmt die Sensibilität in Gesundheitsfragen stark zu. Dass es sich dabei nicht um kurzlebige Erscheinungen handelt, davon geht Paul Eiselsberg, Senior Researcher bei Imas, aus: „Diese Krise verschiebt aktuell sicherlich Prioriäten. Die Frage ist, ob es sich um mittelfristige oder sogar langfristige Entwicklungen handelt. Die Fragezeichen waren noch nie so groß wie jetzt.” Eines sei allerdings sicher, ergänzt er: „Wir werden nicht wieder im Status des Jänners 2020 landen und nach der Pandemie alles zurückdrehen.”

Einzigartige Situation

Während des Corona-Frühlings als am herausforderndsten beschreiben die Befragten die Verringerung der sozialen Kontakte. Danach folgen die Ausgangssperre, Maskenpflicht und das Schließen von Geschäften, der Gastronomie und Freizeiteinrichtungen. Eine große Mehrheit von 73% geht davon aus, dass sich der Alltag auch nach der Coronavirus-Krise verändern wird. Eiselsberg hebt die Einzigartigkeit der aktuellen Situation hervor: „In dieser Krise kommen zum ersten Mal in der Zweiten Republik viele unterschiedliche Herausforderungen und Probleme auf uns zu, sozial, gesundheitlich und wirtschaftlich.” Die Krise treffe uns als soziale Wesen dort, wo wir am verletzlichsten sind, so der Meinungsforscher weiter.

Unsicherer Ausblick

Ob der pessimistische Ausblick sich bewahrheiten wird, werden auch die nächsten Monate und vor allem der Jahresbeginn 2021 zeigen. Um die Entwicklung und Wirksamkeit eines Impfstoffs gibt es ebenso viele Fragezeichen wie über den weiteren Verlauf der Pandemie. Auch die Stimmung in der Bevölkerung und das Vertrauen in die Entscheidungsträger wird ein wesentlicher Faktor bleiben und etwa darüber entscheiden, ob Maßnahmen flächendeckend mitgetragen werden oder nicht. Eiselsberg blickt jedenfalls mit leichten Sorgenfalten in die Zukunft: „Ich befürchte eine schwierigen Herbst und Winter. Man kann nur hoffen, dass alle den Sommer gut genutzt haben und sich bestmöglich vorbereitet haben.”

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