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Redaktion 10.02.2023

Unanständige Unzumutbarkeiten

Manche Aspekte taugen nicht für politisches Kleingeld. Auch nicht des billigen Effekts wegen.

Leitartikel ••• Von Sabine Bretschneider

 

FOLGERICHTIGES. Am gestrigen Donnerstag war die Themenauswahl für dieses Kommentarelement, nicht zum ersten Mal, schwierig. Das verheerende Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet beherrscht die Schlagzeilen. Zu Recht. Einen alternativen Schwerpunkt festzulegen, ist dann selbst für ein Fachmedium ohne klassisches Auslandsressort manchmal prekär.

Darum, Fokus auf einen rot-weiß-roten Kommunikationsaspekt dieser Tragödie: Dass Niederösterreichs FPÖ-Chef Landbauer die drei Millionen Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds als „Unverfrorenheit” bezeichnet, bietet sich dazu aus mehreren Gründen an.

Was jetzt?

„Jetzt muss Schluss sein mit Millionengeschenken an das Ausland!”, so der erfolgreiche niederösterreichische Wahlkämpfer auf seinen Social Media-Kanälen. Er frage sich, „wann endlich mit derselben Euphorie Geld für die von der Preisexplosion in die Armut getriebenen Österreicher ausbezahlt wird”. Ein paar Stunden nach dieser Botschaft relativiert der Landespolitiker: „Mir reinen Geldleistungen wird man bestimmte Situationen nicht lösen können.” Und: Hilfe müsse geleistet werden, „wo und wie sie gebraucht wird – direkt bei den Betroffenen vor Ort” …

Reiz und Reflex

Man könnte jetzt behaupten, dass dieses textsemantische Rätsel sich – hinsichtlich halbwegs vernünftigen Schlussfolgerns – als vollkommen unlösbar darstellt. Oder man lässt die ganze formale Besserwisserei beiseite und unterstellt einen weiteren „Waldhäusl-Appell” an die niedrigen Instinkte – ein Reiz als Auslöser für eine unvermeidliche Reaktion des (potenziellen) Wählers, nämlich mittelfristig das richtige Kreuzerl bei der nächsten Wahl.

Damit bei der eigenen Klientel punkten zu wollen, das sollte jedoch selbst für in der Wolle blau gefärbte Wählerinnen und Wähler eine unzumutbare Unterstellung sein.

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