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© Vier Pfoten

Redaktion 29.01.2020

Einkaufscheck Merinowolle: Wenig Firmen können grausames „Mulesing“ ausschließen

Befragung von Vier Pfoten und Konsumentenschutz der AK Oberösterreich.

WIEN. Vier Pfoten und der Konsumentenschutz der AK Oberösterreich haben sich 14 österreichische Firmen, die Merinowolle verarbeiten oder Produkte mit Merinowolle verkaufen, genauer angesehen. Denn es gibt bei Merinowolle ein großes Tierschutzproblem, das so genannte „Mulesing“: Darunter versteht man eine grausame und für die Tiere sehr schmerzhafte Praxis in Australien, bei der Merinoschafen ohne Betäubung große Hautstreifen in der Nähe des Schwanzes entfernt werden, meist mit einer Schere. Denn in den vielen Hautfalten der Schafe nisten Fliegenmaden als Parasiten. Fazit des Einkaufschecks: Lediglich bei drei der 14 Marken können Konsumenten mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher sein, dass kein Mulesing dahintersteckt.

Bei diesen Top 3-Firmen handelt es sich um Hervis, eine Spar-Tochter, den oberösterreichischen Sportbekleidungs-Hersteller Scroc und das Grazer Modeunternehmen Zerum. „Diese Marken haben sich die Bewertung „Gold-Champion“ verdient. Das heißt, sie können nicht nur die komplette Rückverfolgbarkeit ihrer Lieferkette garantieren, sondern sie kontrollieren auch tatsächlich bis zum tierhaltenden Betrieb, sodass Mulesing mit größtmöglicher Sicherheit ausgeschlossen werden kann“, sagt Vier Pfoten-Kampagnenleiterin Martina Pluda.

Hervis hatte übrigens als Reaktion auf die Rückfrage von Vier Pfoten seine Tierwohl-Richtlinien überarbeitet. Ab Mitte 2020 werden daher neben dem Responsible Wool Standard (RWS) auch noch die sicheren Standards ZQ Merino und New Merino in die Bestellbedingungen übernommen. Bei InterSpar und Maximarkt werden Merinowollprodukte gleich ganz aus dem Sortiment genommen.

Im Zuge der Recherchen wurde deutlich, dass der internationale Bio-Standard GOTS (Global Organic Traceability Standard) leider nicht hält, was er verspricht. „Es ist schade, dass Unternehmen wie Grüne Erde, die Mulesing ausschließen wollen, sich nicht auf GOTS verlassen können“, so Pluda. Denn der von GOTS akzeptierte Bio-Standard aus Australien lässt Mulesing zu. Das ist natürlich ein grober Widerspruch zum Anspruch, den Bio eigentlich den Konsumenten suggeriert.“
Gar keine Rückmeldung kam von der Steirer Mode- und Heimtextilien-Firma Steiner 1888. Sie konnte daher nicht bewertet werden.

Gerade in der Wintersaison wird Merinowolle oft beim Sport getragen, denn sie ist vor allem in Funktionswäsche und Socken enthalten. Aber auch Decken und Alltagsartikel wie Hausschuhe etc. werden aus Merino hergestellt.

Australien produziert 75 Prozent der weltweit hergestellten Merinowolle
Das extrem qualvolle Mulesing wird nur in Australien betrieben, wo 75% der weltweit hergestellten Merinowolle für die Bekleidungsindustrie produziert wird. Die Verstümmelung verhindert den Madenbefall nicht einmal vollständig, da die Maden auch in anderen Hautfalten am Körper nisten, was den Tieren große Schmerzen bereitet.
„Mulesing ist grausam, und es gibt Alternativen“, sagt Vier Pfoten-Kampagnenleiterin Pluda. „Die Lösung ist, Schafe zu züchten, die keine Falten haben und damit weniger anfällig für Fliegenmadenbefall sind. Damit kann der Befall mit Parasiten verhindert werden.“

Vier Pfoten hat gegen Mulesing die Kampagne „Wolle mit Po“ ins Leben gerufen. „Damit wollen wir Schafen sozusagen den Hintern retten“, erklärt Pluda. Unterstützer können dazu auch eine Petition unterschreiben: www.vier-pfoten.at/mulesing-stoppen.

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