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Daniel Kretinsky

Redaktion 24.06.2019

Milliardär Daniel Kretinsky will Metro schlucken

Vorstand kritisiert Angebot: Metro-Vorstand sieht Angebot von Kretinsky als zu niedrig an.

DÜSSELDORF. Der Metro-Vorstand zeigt dem tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky die kalte Schulter. Dessen Übernahmeangebot für den Handelskonzern falle viel zu niedrig aus, kritisierte das Gremium um Metro-Chef Olaf Koch am Sonntag in einer ersten Reaktion. Es rät den Aktionären daher, bis auf Weiteres stillzuhalten und Kretinsky keine Aktien zu verkaufen.

Der Investor hatte zuvor angekündigt, Metro schlucken zu wollen. Nach Angaben seiner Holding-Gesellschaft EP Global Commerce bewertet das Offert das Düsseldorfer Unternehmen mit insgesamt rund 5,8 Mrd. Euro. "Wir sind fest davon überzeugt, dass Metro alle Voraussetzungen erfüllt, um ein langfristig erfolgreiches Unternehmen zu sein", betonte Kretinsky . Er wolle Metro "eine erfolgreiche zukünftige Wachstumsstrategie ermöglichen".

Der unter anderem durch Investitionen in die Braunkohle reich gewordene tschechische Geschäftsmann, zu dessen Imperium der Energie- und Infrastrukturkonzern EPH gehört, war im vergangenen Jahr mit seinem Partner Patrik Tkac bei dem Handelsriesen eingestiegen und hatte damit Übernahmespekulationen ausgelöst. Nun macht er Ernst. Das freiwillige Offert beläuft sich auf 16,00 Euro für jede Stammaktie und 13,80 Euro für jede Vorzugsaktie. Dies entspreche einer Prämie von 34,5 Prozent für die Aktionäre - indes nicht auf Basis des aktuellen Aktienkurses. Vielmehr gelte dies für die Zeit vor dem Einstieg der EP Global Commerce bei Metro am 24. August 2018.

Die Metro-Stammaktie, die Anfang August 2018 noch bei Kursen um 11 Euro dümpelte, profitierte danach auch von den Übernahmespekulationen und ging am Freitag mit 15,54 Euro aus dem Handel. Dies liegt nur knapp unter dem Kretinksy-Angebot. Der Metro-Vorstand erklärte nun, er sei fest überzeugt, dass Kretinskys "unaufgefordertes Angebot" das Unternehmen "erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert".

EP Global Commerce hat bereits Zugriff auf einen großen Anteil der Aktien. Kretinsky und Tkac verfügen über Optionen, die die Gesellschaft über die Schwelle von 30 Prozent der Metro-Anteile bringen. Sie streben nun bei Metro das Sagen an. Das Angebot werde unter einer Mindestannahmeschwelle stehen, die aus Sicht der EP Global Commerce ausreichend sein solle, um nach Vollzug des Angebots die Zustimmung zu einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags mit der Metro sicherzustellen. Der Milliardär dürfte mit seine Offert mindestens 60 Prozent der Anteile ins Visier nehmen. Zunächst aber muss die deutsche Finanzaufsicht BaFin das Angebot prüfen.

Mit zwei großen Anteilseignern gibt es bereits eine Einigung: Kretinsky und Tkac hatten sich mit der Duisburger Familien-Holding Haniel auf den Kauf von 7,3 Prozent der Metro-Anteile verständigt. Zusätzlich haben sie eine Option auf weitere 15,2 Prozent der Metro-Anteile aus dem Haniel-Fundus, wie Haniel mitgeteilt hatte. Mit den Haniel-Anteilen hatte sich Kretinsky aber nicht zufriedengegen: Er und Tkac einigten sich mit der Elektronikhandelsholding Ceconomy auf die Übertragung weiterer Metro-Anteile. Diese könnte Insidern zufolge nun rasch über die Bühne gehen, möglicherweise schon am Montag, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen Reuters. Mit den Ceconomy-Anteilen kommen beide Partner über die Schwelle von 30 Prozent. Weitere große Aktionäre sind die Familienstiftung Meridian mit knapp 15 Prozent und die Beisheim Holding mit 6,56 Prozent. Knapp 47 Prozent der Metro-Anteile befinden sich in Streubesitz. Auch diese Aktionäre will der Investor überzeugen.

Kretinsky warb auch um die Mitarbeiter der Metro: "Es gibt keine Pläne, Metro-Märkte in Deutschland zu schließen oder die Zentrale in Düsseldorf zu verlegen", versicherte er. Auch in anderen Kernmärkten sollten keine Stellen in größerem Umfang abgebaut werden. Bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland sollten nicht gekündigt werden. Wachstumschancen wolle EP Global Commerce "voll unterstützen".

Der Handelsriese blickt auf zahlreiche Umbauten zurück. Der seit 2012 amtierende Metro-Chef Koch hatte den Konzern aufgeteilt, die Elektronikhandels-Holding Ceconomy mit Media Markt und Saturn geht eigene Wege. Die Warenhauskette Kaufhof hatte Koch verkauft, die Supermarktkette Real will er veräußern - ebenso wie Anteile am China-Geschäft der Metro. Über Real laufen aktuell Gespräche mit einem Konsortium um den Immobilieninvestor Redos. Kretinsky unterstützt die Verkaufspläne.

Doch im Falle Reals gibt es Kritik. Kretinskys Firma EPH sei enttäuscht über den Stand der Transaktion, die bisher erzielte Verkaufsvereinbarung zwischen Metro und dem Konsortium spiegle aus Sicht der EPH-Gruppe weder den Marktwert der Real-Immobilien noch den Wert des operativen Geschäfts wider, hatte ein Insider Reuters gesagt. In seiner Pressemitteilung pochte Kretinsky auf "faire Konditionen" für Metro. Redos-Konkurrent X+Bricks hob nun wieder die Hand. "Das Konsortium um X+Bricks, die SCP Group und Kaufland ist weiterhin offen für Gespräche im Rahmen seines Angebotes für Real", sagte ein Sprecher. (red)

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