Triste Aussichten für Zulieferer
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In 60 Prozent der untersuchten Autozulieferbetrieben sei die Lage laut Kearney „kritisch“.
MOBILITY BUSINESS Redaktion 27.08.2020

Triste Aussichten für Zulieferer

„Kearney Restructuring Score“: Die Corona-Krise setzt laut der Kearney-Untersuchung insbesondere der Automobilzulieferindustrie gewaltig zu.

WIEN. Wolken am Konjunkturhimmel gab es schon vor Corona, doch jetzt werden sie zum Sturm. „In fast allen Branchen liefen Unternehmen schon vor der Pandemie Gefahr, zum Sanierungsfall zu werden. Nun verschärft sich die Situation weiter. Besonders kritisch ist die Situation der Automobilzulieferer, bei denen wir in 60 Prozent der Fälle deutliche Krisensignale sehen“, so Nils Kuhlwein, Partner bei der Unternehmensberatung Kearney, Restrukturierungsexperte und einer der Autoren des „Kearney Restructuring Score“.

Der Score, der zum zweiten Mal erhoben wurde, ist ein Gradmesser für Unternehmen. Er erfasst den Status ausgewählter Sektoren und Branchen anhand von Finanzdaten börsennotierter Unternehmen und bewertet sie hinsichtlich ihrer Krisensymptome. Das Ergebnis wird als zentraler Kennwert abgebildet. – dem „Restructuring Score“. Fazit daraus: Mehr als die Hälfte der untersuchten 1.000 europäischen Unternehmen mit jeweils mehr als einer Milliarde US-Dollar Umsatz (rund 850 Millionen Euro) zeigten schon vor COVID-19 Krisensignale. Corona setzt sie nun noch zusätzlich unter Druck.

Betroffen sind auch Unternehmen in wirtschaftlich starken Ländern wie Norwegen, Spanien, Finnland und den Niederlanden. Im DACH-Raum schrillen die Alarmglocken ebenfalls besonders laut. „Deutschland, Österreich und die Schweiz liegen zusammen mit einem Score von 2,69 schlechter als der europäische Durchschnittswert von 2,53“, warnt Kuhlwein. So verschlechtere sich Österreich zwischen Oktober 2019 und Mai 2020 von 2,54 auf 2,58. Noch stärker fiel der Score in der Schweiz und zwar von 2,43 auf 2,50. „Übertragen auf die untersuchten Unternehmen bedeutet das, dass mehr als 60 Prozent aller 203 analysierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz deutliche Krisensymptome aufweisen“, erläutert Kuhlwein.

Wirft man einen Blick auf die untersuchten Branchen, stechen einige besondere Sorgenkinder hervor. So etwa die Automobilzulieferer mit ihren in Österreich mehr als 35.000 Beschäftigten. 60 Prozent der untersuchten Fälle müssen als kritisch eingestuft werden. Ende 2018 waren es noch weniger als die Hälfte. Zum Vergleich: Außerhalb der DACH-Region befinden sich „nur“ 50 Prozent, also 432 Unternehmen, im kritischen Bereich (Score von >2,50). Vorrangig verursacht wird dies durch die konjunkturbedingte Verunsicherung und die (Investitions-) Zurückhaltung potenzieller Auftraggeber/Kunden. Die Folgen davon sind rückläufige Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sowie sinkende Auftragsbestände. (red)

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