Infrastrukturbetreiber, neutral und fortschrittlich
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INDUSTRIAL TECHNOLOGY Redaktion 16.12.2022

Infrastrukturbetreiber, neutral und fortschrittlich

Dass man kein Mobilfunker sein muss, um stabiles und schnelles Internet bereitstellen zu können, zeigt Cellnex.

••• Von Helga Krémer

 

Im November 2020 gab der spanische Betreiber von drahtlosen Telekommunikations- und Rundfunkinfrastrukturen, Cellnex, bekannt, sein Portfolio um ca. 30.000 europäische Telekommunikationsstandorte von CK Hutchison zu erweitern – darunter damit auch die von Drei. Im Dezember 2020 übernahm Cellnex Telecom von Hutchison Drei Austria GmbH die Mobilfunkmasten bzw. Sendestandorte sowie die dazugehörige passive Infrastruktur und gründete die On Tower Austria GmbH, besser bekannt unter dem Namen Cellnex Aus­tria. Zum Jubiläum traf medianet deren Managing Director Peter Haupt zum Interview.


medianet:
Vor ziemlich genau zwei Jahren ist Cellnex nach Österreich gekommen. Was hat sich seither in der heimischen Telekommunikations­in­frastruktur getan?
Peter Haupt: Österreich wurde in den letzten Jahren mit 2G-, 3G- und 4G-Netzen sehr gut abgedeckt, und nun wird fleißig am Ausbau der nächsten, fünften Mobilfunkgeneration gearbeitet. Der neue Mobilfunkstandard ermöglicht durch höhere Bandbreite und niedrigere Latenzzeiten neue Technologien, Services und Geschäftsmodelle. 5G hat somit einen großen Einfluss auf alle Industrie- und Lebensbereiche. Damit in Verbindung steht das IoT, das Internet of Things, welches einer der größten Trends der Branche ist. Das Internet of Things verbindet nicht-klassische Kommunikationsgeräte aktiv und passiv mit den Nutzern und untereinander, was somit weitere neue Technologien und Geschäftsmöglichkeiten realisierbar machen wird.

Wir bei Cellnex Austria unterstützen diese ganzen Entwicklungen durch die Bereitstellung einer fortschrittlichen, neutralen Multi-Betreiber-Infrastruktur und universeller Dienste. Unser Ziel in den letzten beiden Jahren war es, Einwohnerinnen und Einwohnern in unter- oder nichtversorgten Bereichen nicht nur eine stabile Mobilfunkversorgung, sondern auch den Zugang zu einer schnellen Internetanbindung zu ermöglichen. Dies konnte bereits an einer Vielzahl von Cellnex-Standorten in Gebieten mit schwacher oder nicht vorhandener Mobilfunkabdeckung erreicht werden.


medianet:
Und was steht noch an? Wo sieht sich Cellnex ­Austria in zwei oder zehn Jahren?
Haupt: Die Telekommunikationsbranche ist eine essenzielle Antriebskraft für Fortschritt, Wachstum und Innovation. 5G und in Zukunft natürlich auch 6G, ermöglicht als Schlüsseltechnologie von Grund auf neue Geschäftsmodelle. In Zukunft wird die Branche weiterwachsen, Telekommunikationstechnologien werden sich weiter diversifizieren und in neue Bereiche vordringen.

In den nächsten Jahren möchten wir rund 400 weitere Standorte errichten, um eine flächendeckende stabile Mobilfunkversorgung und schnelle Internetanbindung in ganz Österreich zu erfüllen. Auf Kundenwunsch bzw. bei notwendiger Kapazitätserhöhung können wir jederzeit weitere Standorte bauen.
Weiters wollen wir mit Kommunikationsnetzwerken und Lösungen im Bereich ‚Smart Cities' die Dienstleistungen für Bürger optimieren und die städtische Verwaltung vereinfachen. In diesem Bereich setzen wir bei Cellnex auf ein intelligentes Kommunikationsnetz und Verbindungen zwischen Objekten, um die Entwicklung eines soliden Ökosystems für IoT zu ermöglichen. Außerdem werden robuste Netzwerkinfrastrukturen eine permanente und unterbrechungsfreie Kommunikation für Notfall- und Sicherheitsdienste garantieren.


medianet:
Wo liegt der Vorteil für ‚Mobilfunker', deren Sendemasten aus der Hand zu geben?
Haupt: Für Mobilfunker ist es ein fantastischer finanzieller Mehrwert, aber auch die Möglichkeit, um die Verantwortung für Services bzw. Dienstleistungen professionell auszulagern.

Je mehr Standorte wir im Portfolio haben, desto günstiger wird es und umso besser sind die Fachkräfte in der Wartung und im Netzbau ausgelastet. Ein einzelner Mobilfunker kann hier kaum mithalten. Gleichzeitig bekommt er aber alles, was er am Standort haben möchte.
Wir optimieren die Standorte, indem wir auch andere Faktoren einfließen lassen. So empfehlen wir gemeinsam mit der Funknetzplanung unserer Kunden auch einmal eine Übersiedelung einer Anlage, um bessere Netzqualität und Kostenstrukturen zu erreichen. Die einen bauen die Standorte selbst, andere wollen diese zu ihrem Portfolio hinzumieten. Es ist ein bunter Mix, bei dem wir uns alle gegenseitig helfen können. Das gibt den Netzbetreibern die Chance, sich auf ihre Kundinnen und Kunden zu fokussieren.


medianet:
Ihr Werdegang beginnt 1986 bei Alcatel Austria; seit damals haben Sie sicher schon so einiges im Bereich ICT kommen und gehen gesehen. Was hat warum den größten Eindruck hinterlassen? Der Sprung von analogen ins digitale Mobilfunknetz? Smartphones? 5G? IoT?
Haupt: Jede Errungenschaft war ein spannender Quantensprung – Bildschirmtext bzw.BTX, das Fax, Pagerdienste oder das D-Netz. Für die damalige Arbeitssituation waren das herausragende Erfindungen und Verbesserungen der Arbeitssituation. Jede neue Technologiegeneration hat Verbesserungen mit schnelleren und zuverlässigeren Verbindungen gebracht. Seit der Einführung von 4G/LTE hat Mobilfunk die Art und Weise verändert, wie Menschen arbeiten, leben, sich fortbewegen oder ihre Freizeit verbringen.

Doch wo diese Fortschritte schon astronomisch waren, werden 5G und später 6G dies bei Weitem in den Schatten stellen. Aber auch darauf werden wir sicherlich in 25 Jahren zurückblicken und aufs Neue fasziniert sein, wie schnell sich diese Branche stets weiterentwickelt.


medianet:
Laut der Deloitte-Studie Digital Consumer Trends 2022 hat ein Drittel der befragten Österreicher kein 5G-fähiges Handy und es ist ihnen auch egal, ob das nächste Handy 5G-fähig ist. Ist Österreich das Land der Technologiefeindlichkeit? Wo müsste man ansetzen, damit die Potenziale von 5G tatsächlich ausgeschöpft werden können?
Haupt: Aus der Studie geht zwar hervor, dass rund die Hälfte der Befragten noch kein 5G-fähiges Smartphone besitzt, aber zwölf Prozent das schnelle 5G-Netz bereits schon jetzt regelmäßig nutzen. Um aber die Skepsis der Österreicher zu senken, sind natürlich auch die Unternehmen gefordert, vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen.

Denn die theoretischen Möglichkeiten von 5G sind endlos. Im Kern geht es bei 5G um Echtzeitverbindungen und die Verbindung zu allem und jedem. Es werden Latenzen im Millisekundenbereich möglich. Dieses niedrige Latenzniveau ermöglicht einen Durchbruch in der virtuellen und erweiterten Realität und öffnet die Tür für Echtzeit Tele-Teaching-, Tele-Medizin- und Remote-Assistance-Anwendungen. Ebenso werden Online-Videospiele und andere Unterhaltungsanwendungen dank der neuen Technologie erheblich verbessert.
Im Unternehmensbereich sind private Breitbandnetze bereits Realität, die die Kommunikation sicherstellen, Informationssicherheit garantieren, Prozesse beschleunigen und letztlich zur optimalen Digitalisierung von Unternehmen beitragen. Entsprechend wird das Sicherheits- und Notfallmanagement erheblich verbessert, indem Breitbandfähigkeiten zu bestehenden reinen Sprachsystemen hinzugefügt werden.
Dank Netzen mit niedrigeren Errichtungskosten, besserer Energieeffizienz und einfacherer Bedienung wird Breitband die ländlichen Gebiete erreichen und so zur Verringerung der digitalen Kluft und auch zur Eindämmung der Landflucht beitragen. Alles das und noch so viel mehr bietet uns die Möglichkeit und Grundlage, neue Veränderungen anzustoßen, und dies sollte stets mitkommuniziert werden, wenn man über 5G spricht, um die Potenziale zu heben.

 

medianet: Neben 5G liegt das Thema Nachhaltigkeit im Trend. Wie ‚grün' ist Cellnex? Schon ‚grün' genug?
Haupt: Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA als Unternehmen. Bei Cellnex integrieren wir ESG-Aspekte (Environmental, Social and Governance, Anm.) in unsere Strategie und messen und managen die Auswirkungen, die wir auf die Gesellschaft und die Umwelt haben, auf effiziente und verantwortungsvolle Weise.

Unser Wertschöpfungsmodell, das auf der ESG-Politik basiert, wird durch den ESG-Masterplan 2021–2025 konkretisiert, der den zu befolgenden Fahrplan festlegt. Wir setzen uns für die Umsetzung der Agenda 2030 und der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, der SDGs, ein. Unser Mutterkonzern ist seit seiner Gründung 2015 Teil des Global Compact der Vereinten Nationen. Jedes Jahr wird die Fortschrittsmitteilung (Communication on Progress, COP, Anm.) im Einklang mit den zehn Prinzipien des Global Compact veröffentlicht.
Wir stellen uns stets neuen ESG-Herausforderungen und setzen uns daher immer wieder neue Ziele im Kampf gegen den Klimawandel, bei der Förderung und Bindung von Talenten und stehen ein für Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion.


medianet:
Wenn Sie zurückblicken, wie würden Sie Ihre Zeit bei Cellnex Austria beschreiben?
Haupt: Für uns bei CLNX steht das Teamwork, das Miteinander im Vordergrund. Wir erreichen unsere Ziele gemeinsam, nutzen alle Möglichkeiten des modernen Arbeitens und lieben es, die Herausforderungen zusammen zu meistern – und dann auch gebührend zu feiern.

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