Chipmangel sorgt für Kurzarbeit
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Produktion läuft mit angezogener Handbremse: Bei Steyr Automotive können derzeit viele Fahrzeuge nicht fertiggebaut werden.
MOBILITY BUSINESS Jürgen Zacharias 10.09.2021

Chipmangel sorgt für Kurzarbeit

Bei BMW Steyr, Steyr Automotive und Magna Steyr wirken sich fehlende Halbleiter zunehmend auf die Beschäftigung aus.

Nachdem BMW Steyr mit 1. September insgesamt 800 seiner 4.400 Beschäftigten und bei Magna Steyr in Graz 3.500 Mitarbeiter zur Kurzarbeit angemeldet wurden, gibt es nun auch bei Steyr Automotive, vormals MAN Steyr, Kurzarbeit. Er hoffe, dass er mit „Halbarbeit“ im September „über die Runden“ komme, sagte der neue Eigentümer Siegfried Wolf vor wenigen Tagen im Rahmen einer Pressekonferenz.

Laut Wolf habe MAN seinem Unternehmen mitgeteilt, dass die Halbleiterlieferungen nicht im erforderlichen Ausmaß erfolgen können. Daraufhin sei mit dem AMS über Kurzarbeit verhandelt worden. Der Investor lobte das österreichische Kurzarbeitsmodell. So werde es zu „marginalen Anpassungen“ für die Mitarbeiter kommen. Insgesamt hoffe er, dass es den September brauchen werde, um den Mangel in den Griff zu bekommen und man dabei mit Halbarbeit durchkommen könne. Material sei zugesagt worden. Das Werk habe volle Auftragsbücher, aber auch einen vollen Hof mit angezahlten Fahrzeugen, die nicht fertiggebaut werden können, weil beispielsweise die Elektronik für das ABS fehle. „Gott sei Dank braucht ein Lkw nicht so viele Halbleiter wie ein Luxusfahrzeug.“

Wolf berichtete, der Chipmangel beschäftige die Industrie bereits seit August des Vorjahres. Es gebe „überwachte Zuteilungen“ an die Bezieher. Er verlangte ein gemeinsames Vorgehen der EU. Denn derzeit würden 70 bis 75 Prozent der Halbleiter in einer Region im Fernen Osten hergestellt. Wenn China Hongkong übernehme und in weiterer Folge auch Taiwan dann seien 85 Prozent der Produktion in einer Hand. Wenn es die EU nicht gäbe müsste sie jetzt gegründet werden, vielleicht etwas umgebaut werden. Jedoch sein Appell: „Wir sind nur so stark, wie wir uns verbünden.“ Der Fehler in der Vergangenheit sei gewesen, dass global eine „Blutspur“ hinterlassen worden sei: „Es ist dorthin abgesiedelt worden, wo die Investitionen gefördert werden und der Mitarbeiter nichts bekommt.“ In Europa habe zuletzt im Halbleiterbereich nur Infineon in Österreich eine Milliarde Euro investiert.

Neben der Kurzarbeitsmeldung gibt es von Autozuliefer Magna aktuell aber auch gute Nachrichten: So soll im kommenden Jahr der Betrieb im Lackierwerk im slowenischen Hoce nahe Maribor wieder aufgenommen werden. Der genaue Zeitplan für die Wiedereröffnung soll in den nächsten Wochen bekanntgegeben werden, kündigten die Unternehmensvertreter laut slowenischen Medien an. Demnach soll der Betrieb im ersten Quartal 2022 langsam wieder hochgefahren werden. Das Werk in Slowenien steht seit Beginn der Coronakrise vor eineinhalb Jahren still. Alle Mitarbeiter aus dem slowenischen Werk, die derzeit nach Österreich pendeln, sollen nach Hoce zurückkehren. (jz)

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