„Tierhaltung plus“ stößt auf Kritik
© APA Barbara Gindl
Höhere Standards: Kratzbürsten für die Tiere, Auslauf an 120 statt 90 Tagen und andere Voraussetzungen sollen dafür sorgen, dass Österreichs Milchwirtschaft konkurrenzfähig bleibt.
RETAIL Redaktion 30.08.2024

„Tierhaltung plus“ stößt auf Kritik

Das neue freiwillige Zusatzmodul des AMA-Gütesiegels bringt einige Rinderbauern in die Bredouille.

WIEN. Im Oktober 2023 beschloss das Fachgremium AMA-Gütesiegel Milch die Einführung des neuen freiwilligen Moduls „Tierhaltung plus“ per Anfang 2024 – und erfüllte damit eine Forderung des deutschen Lebensmittelhandels, der angesichts der dortigen „Initiative Tierwohl“ vor dem Entstehen erheblicher Nachteile österreichischer Erzeugnisse am deutschen Markt gewarnt hatte.

Per 1. Jänner 2024 eingeführt, ist das Siegel nicht unumstritten: Landwirte müssten investieren, die Mehrleistungen müssten aber abgegolten werden, argumentiert Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.

AMA wehrt sich
Widerstand gegen die höheren Tierwohl-Auflagen kommt auch von Johann Konrad, Geschäftsführer der kammerkritischen Agrargemeinschaft Österreich. Er kündigte eine rechtliche Prüfung der neuen Standards an; auch der Unabhängige Bauernverband meldete Widerstand an.

Bereits jetzt würden vier Fünftel der Milchbauern nach den neuen, höheren Standards produzieren, wehrt sich die AMA – und verweist auf die Bedeutung des Siegels für die Sicherung der Zukunft von Österreichs Milchbauern. Auch der Tiroler Landwirtschaftkammerpräsident Josef Hechenberger ist ein Fürsprecher: „Für den Produktionsstandort ist die neue Regelung enorm wichtig, um den Milchabsatz zu sichern.“

28.000 Kontrollen
Zuletzt hatten zahlreiche Aufnahmen von Tierschützern, auf welchen verletzte oder verwahrloste Tiere in Ställen zu sehen waren, für viel Aufregung gesorgt. Zum Teil hatte es sich dabei um von der AMA zertifizierte Betriebe gehandelt.
Laut AMA wurden die Kontrollen zuletzt intensiviert, für das Jahr 2024 seien gesamt etwa 28.000 Kontrollen geplant. Im Vorjahr wurden 88 Betriebe für das Gütesiegelprogramm gesperrt. (red)

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