health:economy: Generika-Markt unter Druck: teva-Studie warnt vor Versorgungslücken in Europa und Österreich.
Die aktuelle Studie Generika Health Check Europe 3.0 des Pharmaunternehmens teva Pharmaceuticals Europe und seiner österreichischen Tochterfirma ratiopharm Arzneimittel Vertriebs GmbH (Wien), unter Geschäftsführer Elgar Schnegg, schlägt Alarm: Der Generikamarkt in Österreich, insbesondere im Bereich kritischer Arzneimittel, steht zunehmend unter Druck. Die Marktveränderungen gefährden die Versorgungssicherheit deutlich, so teva ratiopharm Geschäftsführer Elgar Schnegg im dieser Ausgabe von medianet health:economy mit Herausgeber Chris Radda.
teva Pharmaceuticals Industries, Ltd., Tel Aviv, Israel, ist mit rund 37.000 Mitarbeitenden, 60 Produktionsstandorten und etwa 3.600 Produkten in 57 Ländern der weltweit führende Anbieter im Bereich generischer Medikamente (Generika). Generika sind preisgünstige Alternativen zu patentgeschützten Originalpräparaten, deren Patentschutz abgelaufen ist. Diese Medikamente stellen das kostengünstige Rückgrat der Arzneimittelversorgung dar. In Europa sind rund zwei Drittel aller verschriebenen Medikamente Generika, in Österreich liegt der Anteil bei etwa 60 Prozent. Dabei kostet eine Packung Generika in Österreich durchschnittlich nur etwa 5,60 Euro und ist somit um ein Vielfaches günstiger als neue, patentgeschützte Präparate.
Laut tevas Studie hat sich die Lage für Generika in Europa zuletzt deutlich verschärft. Besonders kritisch sei, dass sich immer mehr Hersteller vom Markt zurückziehen, da die Erstattungspreise durch die nationalen Gesundheitssysteme unter die Wirtschaftlichkeitsgrenze gefallen sind. Zwischen 2014 und 2024 verschwanden laut Studie rund 30 Prozent der kritischen Generika komplett vom Markt. Vor allem in den Bereichen Onkologie und Kardiologie lag dieser Anteil mit 37 Prozent besonders hoch. Auch Antibiotika waren mit 33 Prozent stark betroffen.
Ein weiteres Alarmsignal der Studie: Die Konzentration auf wenige Anbieter nimmt zu. „Fast die Hälfte aller kritischen Generika wird in Europa bereits von nur einem einzigen Anbieter geliefert”, fasst Schnegg die Situation zusammen. Betrachtet man jene Anbieter, die mehr als 60 Prozent Marktanteil haben, kontrollieren wenige Unternehmen sogar rund 83 Prozent der kritischen Medikamente“ so Elgar Schnegg. In den besonders sensiblen Bereichen Herz-Kreislauf, Krebs, psychische Erkrankungen und Antibiotika liegt der Anteil kritischer Generika, die von einem einzigen Anbieter stammen, zwischen 57 und 84 Prozent.
Die Folgen dieser Marktentwicklung können gravierend sein. Ein Ausfall eines dominierenden Anbieters aufgrund von Produktionsproblemen, Lieferengpässen oder geopolitischen Ereignissen könnte zu massiven Engpässen in der Medikamentenversorgung führen. Alternative Anbieter könnten in der Regel nicht kurzfristig einspringen, da deren Produktionskapazitäten meist begrenzt sind.
In Österreich zeigt sich diese Problematik besonders deutlich: Allein im letzten Jahr verschwanden 247 generische Medikamente vom heimischen Markt. Dies führt unter anderem dazu, dass Patientinnen und Patienten mehr bezahlen müssen, da sie zB bei fehlenden Kombinationspräparaten einzelne Arzneimittel erwerben und für jedes eine eigene Rezeptgebühr von 7,55 Euro entrichten müssen.
Die Studie benennt die wirtschaftlichen Ursachen dieser Entwicklung klar: Während die Verbraucherpreise europaweit in den letzten zehn Jahren um rund 30 Prozent stiegen, sanken die Preise für Generika im gleichen Zeitraum um etwa acht Prozent. Gleichzeitig stiegen jedoch die Produktionskosten aufgrund von Inflation, steigenden Energiepreisen und zusätzlichen regulatorischen sowie umweltpolitischen Anforderungen stark an. Die Folge ist, dass immer mehr Hersteller ihre Produktion einstellen oder einzelne Präparate vom Markt nehmen müssen.
teva und ratiopharm appellieren daher an die Politik und Leistungsträger des Gesundheitswesens, dringend gegenzusteuern. Vorgeschlagen werden Maßnahmen zur Sicherung der Wirtschaftlichkeit, etwa durch flexiblere Preisgestaltung für Generika und die Abkehr von reinen Niedrigstpreis-Ausschreibungen oder der stetig fallenden heimischen Preisbänder für die Erstattung. Stattdessen sollten mehrere Gewinner zugelassen werden, um die Angebotsvielfalt und Versorgungssicherheit zu erhöhen. Darüber hinaus fordert teva einen europäischen Solidaritätsmechanismus, der es ermöglicht, Medikamentenbestände innerhalb der EU flexibel dorthin zu verteilen, wo sie akut gebraucht werden. Außerdem sollen Investitionen in europäische Produktionskapazitäten gefördert werden, um die Abhängigkeit von wenigen Lieferanten und Regionen zu reduzieren.
Fazit der Studie ist eindeutig: Europa steht an einem kritischen Punkt. Nur durch gezielte Reformen im Bereich der Arzneimittelpreise, Ausschreibungsverfahren und Produktionsförderung könne die sichere und stabile Versorgung mit günstigen, generischen, lebenswichtigen Medikamenten langfristig gewährleistet werden.
Weitere Videos
-
-
Verband Out of Home Austria – OOHA-Hier wird Aussenwerbung neu gedacht
-
BMD Systemhaus GmbH – KI-Vorreiter & Branchenprimus
-
Payback Austria GmbH – Loyalty Impact für Handel & Service
-
Epamedia GmbH – Der neue Aussenauftritt des Aussenwerbers
-
Conquest Werbeagentur GmbH – Die Agentur für B2B- & Industriemarketing