MOBILITY BUSINESS
APA/AFP/ODD ANDERSEN

VW-Chef Matthias Müller denkt schon über den aktuellen Dieselskandal hinaus: „Wir wollen und werden wieder angreifen!“

Redaktion 28.04.2016

Zurück an der Spitze

Volkswagen muss sich immer noch mit den Folgen der Abgasaffäre herumschlagen, trotzdem konnten die Wolfsburger im ersten Quartal mehr Fahrzeuge verkaufen als Rivale Toyota.

WOLFSBURG. Die Meldung kommt inmitten der Abgasaffäre ein wenig überraschend, dank eines starken China-Geschäfts konnte Volkswagen im ersten Quartal 2016 aber mehr Autos als alle anderen Hersteller verkaufen. Beim ärgsten Rivalen Toyota ging der Absatz in den ersten drei Monaten unter anderem wegen eines Produktionsstopps in einigen heimischen Fabriken nach einer Explosion um 2,3 Prozent auf 2,46 Millionen Stück zurück, VW hatte bereits Mitte April mitgeteilt, dass der Absatz konzernweit trotz der Probleme in den USA infolge des Skandals um manipulierte Abgastests um 0,8 Prozent auf 2,51 Millionen Stück geklettert war.

Die Meldung ist ein Grund zur Freude, hat aber noch keine Aussagekraft für die Entwicklung im Gesamtjahr, denn schon in der ersten Hälfte 2015 war VW an den Japanern vorbeigezogen. Damals mussten die Wolfsburger infolge des Dieselskandals aber wieder zurückstecken und so durfte sich Toyota mit 10,15 Mio. verkauften Fahrzeugen das vierte Jahr in Folge als größter Automobilhersteller der Welt feiern lassen. VW kam schließlich und endlich auf einen Absatz von 9,93 Millionen Stück und damit knapp mehr als der Branchendritte General Motors.

Hoffnung machen den Wolfsburgern heuer die florierenden Absatzzahlen in Fernost, VW erwartet sich dort – nach einem Minus von 3,4 Prozent im Vorjahr – für 2016 ein Absatzwachstum von sechs Prozent. Damit werde laut China-Vorstand Jochem Heizmann die „außerordentliche Bedeutung“ Chinas für den Konzern noch weiter wachsen. Erstmals verkaufte die Kernmarke VW im ersten Quartal jedes zweite Auto weltweit in der Volksrepublik, zudem macht die Diesel-Affäre dem Hersteller dort vergleichsweise wenige Probleme, weil bisher nur 1.950 importierte Fahrzeuge betroffen sind.

Anders die Situation in Europa und in den USA, wo die Konzernführung immer noch vollauf mit der Aufarbeitung des Skandals beschäftigt ist. Aufgrund der anhaltenden wirtschaftlichen Negativfolgen (alleine für 2015 musste VW 16 Mrd. Euro zurückstellen und fuhr damit den größten Verlust aller Zeiten ein) stimmte Konzernchef Matthias Müller die Mitarbeiter zuletzt auf anhaltend harte Zeiten ein. „2015 war ein schweres Jahr für Volkswagen“, so Müller, „und 2016 wird nicht weniger anspruchsvoll“. Die Abgas-Krise und ihre Folgen stellten die Mannschaft vor große Herausforderungen, der Umbau des Konzerns binde Kapazitäten, und das laufende Autogeschäft verspreche „wenig Rückenwind“. Seit dem Ausbruch der Diesel-Krise gibt es Spekulationen, wonach VW für die Folgen des Debakels womöglich neue Aktien ausgeben muss, Marken in Teilen an die Börse bringen könnte – etwa das Lkw-Geschäft – oder sich unter Umständen von einzelnen Töchter ganz trennen müsste.

Zuletzt hatte VW in den USA, wo die Affäre um weltweit elf Millionen manipulierte Dieselwagen aufgeflogen war, die Eckpfeiler einer Einigung mit Klägern ausgehandelt. „Damit sind wir noch nicht am Ziel, aber der Boden für die Beilegung juristischer Streitigkeiten in den USA ist bereitet“, schrieb Müller. „Wir haben deutlich machen können, dass wir willens und in der Lage sind, eine Lösung zu finden. In streng vertraulichen Gesprächen mit den Behörden werden wir nun die Details des erzielten Lösungskonzepts abstimmen.“

Unabhängig von diesen Lösungskonzepten und Gesprächen sei das Geschäft von VW aber kerngesund und ertragsstark“, gab sich Müller trotzdem optimistisch. „Wir wollen und werden wieder angreifen!“, so der Konzernchef. Eine Schlüsselrolle komme hierbei der Strategie 2025 zu, die im Juni präsentiert werden soll.

TEILEN SIE DIESEN ARTIKEL