••• Von Ulli Moschen
WIEN. Bis zum Jahr 2030 werden mindestens 30% der gesamten Arbeitskräfte zwischen 55 und 64 Jahre alt sein. Um Unternehmen dazu zu motivieren, sich den Herausforderungen einer alternden Belegschaft zu stellen, startet die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) nun eine Informationskampagne; 36 Länder, darunter alle EU-Staaten, beteiligen sich daran.
„Gesunde Arbeitsplätze sind die Voraussetzung für einen Verbleib Älterer im Beruf. Wir brauchen einen Kultur- und Wertewandel: Ich lade die Unternehmen ein, diesen Wandel gemeinsam voranzutreiben. Denn von förderlichen Arbeitsbedingungen profitieren Beschäftigte, Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt”, sagt Sozialminister Alois Stöger (SPÖ). Der Blick für alternsgerechte Arbeitsplätze müsse in Österreich aber noch geschärft werden, erklärte Anna Ritzberger-Moser, Leitung Arbeitsinspektion, Sozialministerium, zum Start der Kampagne: „Hier gibt es bei vielen Unternehmen Nachholbedarf bei der Erfüllung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen.” Unter dem Motto „Gesunde Arbeitsplätze – für jedes Alter” tauschten sich bei der Auftaktveranstaltung nun Vertreter des Sozialministeriums, der Sozialpartner, der AUVA und engagierter Unternehmen über die EU-Kampagne aus und präsentierten praktische Lösungen.
Problembewusstsein
Um das Problembewusstsein in Unternehmen zu schärfen und Wissen aufzuholen, nennt Arbeitsmedizinerin Elsbeth Huber vom Zentral-Arbeitsinspektorat im Sozialministerium drei Schritte zum Ziel: „Altersstrukturanalyse durchführen, für Ältere förderliche und belastende Bedingungen, wie etwa zu wenig Beleuchtung, zu viel Lärm oder zu großer Zeitdruck, analysieren und Arbeitsplätze alternsgerecht gestalten.”
Wichtige Bestandteile der Kampagne sind die „Europäischen Wochen für Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit” im Oktober 2016 und 2017 und der „Europäische Wettbewerb für gute praktische Lösungen”.
Altersbeauftragte in Firmen
Ihre praktischen Erfahrungen bei der alternsgerechten Gestaltung von Arbeitsplätzen schilderten etwa Vertreter der Privatklinik Graz Ragnitz, der Wiener Josef Manner & Comp. AG und der Vorarlberger Zumtobel Group AG. Letztere habe den klassischen Arbeitnehmerschutz, ebenso wie die betriebliche Gesundheitsförderung, das Generationenmanagement bis zum Führungsverhalten und Betrieblichen Eingliederungsmanagement „auf dem Radar”, wie Mario Wintschnig, Arbeitsfähigkeitsbeauftragter (Head of Health and Age) der Zumtobel Group AG, versichert. „Jetzt kümmern wir uns besonders um unsere weiblichen Mitarbeiter – die letzte Befragung hat gezeigt, dass sie besondere Aufmerksamkeit brauchen.”
Das Beratungsprogramm für Betriebe und Personen unter dem Titel fit2work hat den Fokus, besonders ältere Mitarbeiter professionell einzugliedern. Das in Europa einzigartige Online-Produkt www.arbeitundalter.at bündelt besonders für Klein- und Mittelbetriebe konkrete Tipps, Lösungen und wertvolle Informationen zum Thema alternsgerechtes Arbeiten auf einer Website.
Fazit der Veranstaltung und eines Roundtables zum Thema war, die bestehenden Programme und Initiativen im Rahmen der EU-Kampagne zu vereinen und natürlich dafür zu sorgen, dass die Österreicher durch die richtige Gestaltung von Arbeitsplätzen arbeitsfähig bleiben.