INDUSTRIAL TECHNOLOGY
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Redaktion 28.09.2017

Da staunt die Edelstahlwelt

voestalpine investiert bis zu 350 Mio. Euro in weltweit modernstes Werk der Branche.

KAPFENBERG. Nach mehr als zweijähriger Planungsphase wurde nun die finale Standortentscheidung getroffen: Das modernste Edelstahlwerk der Welt zur Belieferung anspruchsvollster Kundensegmente wird mit einem Investitionsaufwand von 330 bis 350 Mio. € in Kapfenberg entstehen und ersetzt damit ab 2021 die bestehende Anlage. Mit dieser Großinvestition als Basis für die Erhaltung von rund 3.000 Arbeitsplätzen in der Steiermark setzt die High Performance Metals Division des voestalpine-Konzerns einen technologischen Meilenstein in der Herstellung zukunftsweisender Hochleistungsstähle für die internationale Luftfahrt-, Automobil- sowie Öl- & Gasindustrie.

Noch Ende dieses Jahres wird mit den baulichen Vorbereitungen für das 330- bis 350 Mio. €-Investment direkt neben dem bisherigen Werksgelände begonnen. Der Spatenstich erfolgt 2018, nach dreijähriger Bauzeit soll die neue Hightech-Anlage 2021 den Betrieb aufnehmen und damit das derzeitige Böhler-Edelstahlwerk in Kapfenberg ablösen.

Hochleistungsstähle im Hochkostenland
„In Zeiten globaler Überkapazitäten auch im Spezialstahlbereich forcieren wir mit dem Bau dieses Werks einmal mehr neue Standards in Bezug auf Technologie und Qualität bei Hochleistungsstählen“, präzisiert voestalpine-CEO Wolfgang Eder. Die Entscheidung, die Anlage in einem Hochkostenland wie Österreich zu errichten, sei alles andere als einfach gewesen. „Nach intensiver Abwägung aller relevanten Standortfaktoren sind wir jedoch letztlich zur Überzeugung gelangt, dass sich dieses auch für Europa außergewöhnliche Investitionsvorhaben hier langfristig rechnen wird. Den entscheidenden Ausschlag haben dabei die Menschen gegeben: Unsere Mitarbeiter, ihr profundes Wissen und ihre Einsatzbereitschaft wiegen letztlich stärker als alle kritischen Aspekte.“

Bedenkenswerter Nachsatz: Beim börsennotierten Konzern gehe man schon davon aus, „dass die zuletzt klaren politischen Signale in Richtung verlässlicher und kalkulierbarer österreichischer, aber auch europäischer Rahmenbedingungen hinsichtlich Klima- und Energiepolitik auch nach dieser Entscheidung unverändert gelten“. „Nur auf Basis einer nachhaltig kalkulierbaren Industriepolitik, die mehr ist als ein wahltaktisches Versprechen, werden wir als Unternehmen in der Lage sein, dauerhaft sichere und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen und zu erhalten“, mahnt Eder. Mit ausschlaggebend für die Standortentscheidung zugunsten Kapfenbergs waren dem Vorstandsvorsitzenden zufolge letztlich auch das hervorragende Forschungsumfeld im Bereich der Metallurgie, die vorhandene Infrastruktur sowie die Nähe zu wichtigen Kunden.

Volldigitalisierte Produktionsabläufe
Das Hightech-Werk ermöglicht die vollautomatisierte Herstellung von Werkzeug- und Spezialstählen für anspruchsvollste Anwendungen. Diese kommen als Ausgangswerkstoff etwa für die Weiterverarbeitung zu höchstbelastbaren und gewichtssparenden Flugzeugteilen, widerstandsfähigsten Werkzeugen für die Automobilindustrie, Equipment für die anspruchsvolle Öl- und Gasexploration oder für die Fertigung von Komponenten im 3D-Druckverfahren zum Einsatz.

„Mit dem neuen Edelstahlwerk verschaffen wir uns einen einmaligen globalen Innovationsvorsprung – sowohl im Hinblick auf die Digitalisierung unserer Prozesse als auch auf die weitere Qualitätssteigerung unserer Produkte“, hofft Franz Rotter, Vorstandsmitglied der voestalpine und Leiter der High Performance Metals Division. „Wir haben von Anfang an um die Stärken des Traditionsstandorts Kapfenberg gewusst; das Fragezeichen war die Wirtschaftlichkeit im globalen Wettbewerb. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass diese bestätigt wurde und wir unseren rund 3.000 hochqualifizierten Mitarbeitern vor Ort und ihren Familien damit attraktive langfristige Zukunftsperspektiven bieten können.“ In der Anlagenerrichtungsphase werden zusätzlich bis zu 1.000 Arbeitskräfte Beschäftigung finden.

Umweltbenchmark: 100% erneuerbare Energie
Auch bei der Umwelt- und Energieeffizienz wird die neue Anlage die weltweite Benchmark darstellen. Geschlossene Kühlwasserkreisläufe sowie effiziente Wärmerückgewinnungs- und Entstaubungssysteme sorgen für einen schonenden Umgang mit Ressourcen bzw. die Minimierung von Emissionen. Das Herzstück der Anlage ist ein Elektrolichtbogenofen, der auf Basis von elektrischem Strom aus 100% erneuerbaren Energiequellen hochreinen Schrott und Legierungen zu flüssigem Material erschmilzt. Die Produktionskapazität liegt bei rund 205.000 t Hochleistungsstählen pro Jahr. (pj)

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