WIEN. Gute Nachrichten von den österreichischen Automobilzulieferern: Laut Angaben der ARGE Automotive Zulieferindustrie konnten die heimischen Betriebe ihren Produktionswert im vergangenen Jahr um sechs Prozent auf 24,4 Mrd. € steigern und es ist auch für 2019 mit einem Wachstum zu rechnen. Bemerkenswert sind die durch den hohen Produktionswert ausgelösten gesamtwirtschaftlichen Effekte von rund 42,6 Mrd. € – rund 80.150 Menschen sind direkt und 210.000 indirekt in der Branche beschäftigt.
Wichtiger Impulsgeber
„Jeder von uns erwirtschaftete Euro an Wertschöpfung bringt dem Standort doppelt so viel, und jeder Arbeitsplatz in unserer Branche sichert indirekt fast zwei weitere Jobs”, so Dietmar Schäfer, Vorsitzender der ARGE Automotive Zulieferindustrie. „Die automotive Zulieferindustrie ist damit einer der zentralen Impulsgeber für den Industriestandort Österreich.”
Ob die Margen mit den steigenden Umsätzen mithalten konnten, wollte Schäfer allerdings nicht verraten. Grundsätzlich seien diese aber in der sehr wettbewerbsintensiven Branche gering. Und auch wenn die Produktion zulegen konnte: „Wir waren schon mal besser”, so Schäfer, der die Zulieferer vor ihrem bislang wohl größten Transformationsprozess sieht.
Branche im Wandel
Die bestimmenden Treiber der kommenden Jahre seien die fortschreitende Digitalisierung, die neue Fertigungsprozesse mit Industrie-4.0-Anwendungen entstehen lasse, die weiterhin steigende Internationalisierung sowie die spezifischen Entwicklungen in der Automobilbranche; hier stehe vor allem die Elektromobilität im Mittelpunkt, ebenso wie alle Formen der Künstlichen Intelligenz sowie politisch-administrative Themen wie CO2-Vorgaben, Steuerfragen oder Dieselverbote.
„Die Branche wird derzeit von vielen divergierenden internen und externen Faktoren beeinflusst, und zwar in einem noch nie dagewesenen Ausmaß”, so Schäfer. „Die politischen Unsicherheiten machen Investitionen schwieriger, gleichzeitig treibt uns die technologische Entwicklung vorwärts.”
Sorgen bereitet Schäfer die stagnierende Standortattraktivität: „Leider liegt der Standort nach wie vor hinter seinen Möglichkeiten. Und das ist auf längere Sicht äußerst riskant, vor allem vor dem Hintergrund des nun volatiler werdenden konjunkturellen Umfelds.”
Standortattraktivität heben
Zu diesem Schluss kommt auch eine Studie des Industriewissenschaftlichen Instituts. Herwig Schneider, IWI-Geschäftsführer: „Unsere Auswertung der relevantesten internationalen Rankings zur Attraktivität des heimischen Standorts für die automotive Zulieferindustrie zeigt bis 2017 vor allem eines: Stagnation. Im Vergleich zu den Top-Performern und wichtigsten Mitbewerbern der Branche hat Österreich seit 2010 kontinuierlich leicht verloren.”
Die angekündigten Reformen der Bundesregierung, etwa in Steuerfragen und der Deregulierung, seien daher laut Schäfer „grundsätzlich zu begrüßen”. Noch mehr Aufmerksamkeit solle allerdings auf die Bereiche Bildung, Fachkräfte, Forschung und Entwicklung gelegt werden. „Die nächsten zwei bis drei Jahre werden entscheiden, ob Österreich seine herausragende Stellung in der automotiven Zulieferindustrie halten kann”, so Schäfer abschließend. (red)