RETAIL
Panthermedia.net Steve Lovegrove

Redaktion 12.09.2016

Langfinger bevorzugen Einkaufszentren

Ladendiebe verursachen dem burgenländischen Handel Millionenschäden.

EISENSTADT. Langfinger in Geschäften verursachen dem burgenländischen Handel nach Schätzungen der Wirtschaftskammer jährlich einen Millionenschaden. Um dem entgegenzuwirken, engagieren Unternehmer Detektive, die gemeinsam mit Sicherheitsdiensten und der Polizei Ladendieben das Handwerk legen sollen.
Am Freitag wurden im Designer Outlet Parndorf Polizisten und Mitarbeiter von Securityunternehmen durch Vertreter der Berufsdetektive für die gute Zusammenarbeit geehrt. Zu diesem Anlass wurde der jährliche Gesamtschaden durch Ladendiebstähle mit 1 bis 1,5 Prozent des Umsatzes im Einzelhandel bzw. rund neun bis 13,5 Mio. € beziffert. Zum Vergleich: Das Weihnachtsgeschäft ist im Burgenland pro Jahr rund 45 Mio. € schwer.

"Detektive sind eher im Hintergrund unterwegs, entweder in Zivil im Geschäftsraum oder bei der Kameraüberwachung", erläuterte der Sprecher der Berufsgruppe der Berufsdetektive, Andreas Schweitzer, im APA-Gespräch. Macht sich jemand verdächtig, folge man ihm "quasi auf Schritt und Tritt", ohne dass der oder die Betroffene es mitbekomme, um festzustellen, "ob er sich spontan an einer Sache bedient". Wenn dies eintritt, wird der Ertappte in Zusammenarbeit mit Leuten vom Sicherheitsdienst zur Rede gestellt und befragt, "was da jetzt passiert ist", schildert Schweitzer. "Sollte tatsächlich ein Diebstahl begangen worden sein, wird die Exekutive verständigt." Die Polizei führe dann weitere Ermittlungen durch.

Geschultes Auge
Um Ladendieben auf die Schliche zu kommen, sei in erster Linie ein geschultes Auge beim Fachpersonal notwendig. Die Art und Weise, wie eine Person sich verhalte, sei dabei schon sehr aufschlussreich. Ungewöhnliches wird von den Detektiven registriert. Wenn zum Beispiel drei Männer zusammen in ein Kindermodengeschäft gehen, "einer mit einer großen Tasche, der andere mit einem Umhängebeutel und der dritte mit den Händen in der Hosentasche", dann stelle sich schon die Frage: "Was machen die drei da?"
Dann könnte sich Folgendes abspielen: "Zwei decken ab und der Dritte macht sich an einem Kleidungsstück zu schaffen." Es müsse aber auch gar nichts heißen, schilderte Schweitzer. Nur ein relativ kleiner Teil des gesamten Sortiments im Handel - zehn bis 15% der Artikel - macht rund 80% des Schadens durch Langfinger aus. Deshalb sei es wichtig, "Hot Products" herauszufinden und entsprechende Gegenmaßnahmen zu überlegen - dass man zum Beispiel die Ware so positioniert, dass sie vom Verkaufspersonal besser gesehen werden kann. Ladendiebe würden sich mittlerweile auch rechtlich gut auskennen.

Einkaufszentren interessant
Die Kaufhausüberwachung mache einen sehr großen Teil der Detektivarbeit aus. Für Ladendiebe seien große Einkaufszentren besonders interessant, weil sie viele Menschen anziehen würden, nach dem Prinzip "wo viel los ist, da kann man viel machen", meinte Schweitzer: "Je mehr Security, umso schwerer macht man es ihnen."
Einer Freigabe des Sicherheitsgewerbes im Rahmen der Gewerbeordnung steht der Sprecher der Berufsdetektive ablehnend gegenüber. Dies wäre "kontraproduktiv; da kriegt man nicht mehr das geschulte Fachpersonal, sondern dann kann's jeder machen", argumentierte Schweitzer. "Das würde einen Qualitätsverlust bedeuten, davor warne ich strikt." (APA)

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