RETAIL
Panthermedia.net / Steve Lovegrove

Redaktion 27.06.2017

Schwere Ladendiebstähle nehmen zu

EHI veröffentlicht Studie zu Inventurdifferenzen im Handel.

KÖLN/WIEN. Sicherheitsmaßnahmen und Ladendiebstahl beschäftigen den Einzelhandel schon so lange, wie es ihn gibt. Das ist auch kein Wunder, denn trotz Warensicherung und Personalschulungen wird im Handel nach wie vor alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest ist. Rechnet man den Schaden durch organisatorische Mängel hinzu, summieren sich die gesamten Inventurdifferenzen in Deutschland auf rund 4 Mrd. €.

Unehrliche Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter
Der Anteil der Verluste durch Diebstähle seitens der Kunden, Mitarbeiter, Lieferanten und Servicekräfte beträgt rund 3,4 Mrd. €; den Großteil davon verursachen mit 2,26 Mrd. € unehrliche Kunden. Die zweite Stelle im Diebstahlranking nehmen die Mitarbeiter mit rund 820 Mio. € ein, und Servicekräfte entwenden Waren im Wert von ca. 300 Mio. €. Ein weiterer Posten der Inventurdifferenzen – 640 Mio. € – entsteht durch organisatorische Mängel wie falsche Produktauszeichnungen. Hinzu kommen Investitionen von jährlich rund 1,3 Mrd. €, das sind 0,3 Prozent vom Umsatz, in Präventions- und Sicherungsmaßnahmen, um seine Waren vor Diebstählen zu schützen. Insgesamt gehen dem Handel damit durch Inventurdifferenzen und Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen rund 1,3 Prozent seines Umsatzes verloren.
Statistisch gesehen, bedient sich jeder Deutsche jährlich an Waren im Wert von 27 € im Einzelhandel, ohne zu bezahlen. Auf den Lebensmittelhandel projiziert, bedeutet dies, dass nach wie vor rund jeder 200ste Einkaufswagen unbezahlt die Kasse passiert. Allein der daraus resultierende volkswirtschaftliche Schaden durch Mehrwertsteuerausfälle beläuft sich auf rund 460 Mio. € im Jahr.

Dramatischer Anstieg bei schwerem Ladendiebstahl
Die Zahl der einfachen Ladendiebstähle ist seit 1997 nahezu kontinuierlich gesunken, allerdings hat sich die der schweren Ladendiebstähle, bei denen Sicherheitsetiketten entfernt oder verschlossene Vitrinen aufgebrochen werden müssen, in den letzten neun Jahren fast verdreifacht. Die polizeiliche Kriminalstatistik mit einer Dunkelziffer von über 98% besitzt dabei nur eine eingeschränkte Aussagefähigkeit. Aus dem durchschnittlichen Schaden der angezeigten Diebstähle und dem tatsächlichen Schaden im Handel ergibt sich, dass jährlich rechnerisch rund 26 Mio. Ladendiebstähle mit je einem Warenwert von 83 € unentdeckt bleiben.
Die Erfahrungen der Händler zeigen, dass Diebstähle immer häufiger in organisierter Form durchgeführt werden – die Täter gehen oft in Gruppen mit gezielter Aufgabenverteilung vor. Aufgrund der Diebesbanden entfällt nach EHI-Schätzungen wertmäßig rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Bandendiebstähle und organisierte Kriminalität.

Die Diebstahlrenner
Am beliebtesten bei Dieben sind teure und leicht verstaubare Produkte oder prestigeträchtige Markenartikel. Im LEH sind dies Parfüm, Kosmetik, Spirituosen, Rasierklingen und Tabakwaren. Der Textilhandel klagt in erster Linie über entwendete hochwertige Markenbekleidung, Accessoires, Lederjacken oder Taschen. Und im Elektrohandel sind es Multimedia/Tonträger/Konsolenspiele, Smartphones und Zubehör sowie Speichermedien. (red)

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