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christian novacek 24.06.2016

Wickie und die laschen Männer

Österreich gegen Island, ein Spiegel der Seele.

OLÉ! Island ist mir sympathisch. Ich mag die Titelmelodie der Serie Vikings. Und auch die Schriftsteller. Ich vermute, die Wiege der Isländer waren zwei Familien: Die Sons, das waren die sportlichen. Und die Dottirs, das war die Schriftstellerpartie. Die wurden von den härteren Wikingern schon deshalb nicht als Opfergabe an die Götter hergenommen, weil sie großartige Legenden erfinden konnten. Jetzt gibt es eine mehr. Die Sons haben vorgelegt, die Dottirs sind am Zug. Die Österreicher die Leidtragenden. Leider. Das Match war ein bissel eine Illus­tration der österreichischen Seele. Zum Vergleich: Wenn beim englischen Fußballclub Chelsea Didier Drogba zu Glanzzeiten im Strafraum den Ball auf den Kopf bekam, dann war dieser faktisch schon im Tor. Das war eine schöne Einheit: Drogba, Kopfball, Tor. Wiewohl der es noch besser mit Fuß konnte.

Österreich: Als Marko Arnautovic gegen Island den Ball auf den Kopf bekam, vermeinte ich über seinem Kopf eine Denkblase aufpoppen zu sehen. In der stand: ‚Hilfe, mir fällt ein Ball auf den Kopf!‘ Dabei ist Marko mal von der Attitüde her der Beste. Keiner hat den Fußballstar so drauf wie er. Mit dem Fuß kann er auch viel. Aber halt nicht so sehr direkt in Richtung Tor.

Österreichische Seele, Teil 2: Die zweite Spielhälfte. Österreich spielte auf wie die ganz Großen. Fast richtig mit Druck. Motto: Jetzt erst recht. Oder: Seht her, wir können’s super, wenn wir kurz die Beleidigungen vergessen, die uns dauernd angetan werden.

Österreichische Seele, Teil 3: Die Austria-Fans applaudieren den isländischen Fans nach dem Match. Das ist der schönste Teil, weil er zeigt, dass das Sentimentale nicht bloß im Raunzen einen Kanal findet, sondern durchaus mal als Fairness zur Geltung kommt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die auch den Ungarn applaudiert hätten.

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