Nächste Grippesaison könnte heftig werden
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HEALTH ECONOMY Redaktion 01.09.2023

Nächste Grippesaison könnte heftig werden

Auf der derzeit winterlichen Südhalbkugel steigen die Fallzahlen. Auch hierzulande erwartet man eine starke Influenzasaison.

••• Von Katrin Grabner

WIEN/CLAYTON. Wer wissen möchte, wie die Erkältungs- und Grippesaison in Österreich ausfallen wird, sollte einen Blick nach Australien werfen. Dortige Entwicklungen sind aufgrund des Winters auf der Südhalbkugel ein Gradmesser dafür, was das österreichische Gesundheitssystem im Herbst erwartet – und das sieht nicht gut aus.

Laut der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO), der staatlichen Behörde Australiens für wissenschaftliche und industrielle Forschung, ist die Grippewelle 2023 eine der heftigsten seit Beginn der Aufzeichnungen. Und nicht nur das: Vor allem Kinder sind stark betroffen. Laut Daniel Layton, Experte für Immunologie vom Australian Centre for Disease Preparedness des CSIRO, machen Kinder fast 80 % der Hospitalisierungen aus, die meisten davon unter fünf Jahre.

Impfung als Schutz

Der australische Experte erklärt sich das damit, dass die Impfungsrate unter Kindern heuer niedriger ist als in den Jahren davor. Bei den Unter-Fünfjährigen liegt die Influenza-Impfungsrate bei knapp 23%, bei den Fünf- bis 15-Jährigen nur bei rund 13%.

Auch in Österreich, wo die Erkältungssaison noch ein paar Monate in der Zukunft liegt, empfiehlt der Gesundheitsminister bereits jetzt dazu, sich über kommende Impfungen zu informieren: „Impfungen sind nach wie vor die beste Präventionsmaßnahme. Das gilt nicht nur für Corona, sondern auch für viele andere Erkrankungen. Ich empfehle daher allen, sich rechtzeitig bei den behandelnden Ärzten zu erkundigen, welche Impfungen für den kommenden Herbst empfohlen werden”, appelliert Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne).

Neues Frühwarnsystem

Das Gesundheitsministerium setzt allerdings nicht nur auf Eigenverantwortung. Gemeinsam mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger wurde im August das sogenannte SARI-Dashboard in Betrieb genommen. Das Frühwarnsystem zeigt die Anzahl stationärer Aufnahmen mit schweren akuten respiratorischen Infektionen (SARI) wie Influenza, Corona und RSV. „Das SARI-Dashboard zeigt uns frühzeitig drohende Belastungen der Krankenhäuser durch schwere Atemwegsinfektionen”, freut sich der Gesundheitsminister.

Das Dashboard wird wöchentlich aktualisiert und ist öffentlich einsehbar. „Zusammen mit dem breit ausgebauten Corona-Abwassermonitoring haben wir einen guten Überblick über die Entwicklung und sind nun bestens auf den kommenden Herbst vorbereitet”, ist Rauch überzeugt.

Warnung vor Lieferproblemen

Auch der Österreichische Generikaverband (OeGV) hat eine Art Frühwarnsystem eingeführt: Der OeGV-Versorgungsbarometer bietet einen Überblick über aktuelle Zahlen zur Arzneimittelversorgung. Aus gutem Grund: Aktuell seien über 600 Medikamente nicht oder nur eingeschränkt lieferbar. Darunter Blutdrucksenker, Schmerzmittel, aber auch antibiotische und fiebersenkende Kindersäfte. „Die aktuelle Nachfrage nach Antibiotika ist enorm hoch, da man sich auf die Wintersaison vorbereitet. Dies kann schnell zu Engpässen auf Herstellerseite führen”, warnt Wolfgang Andiel, Präsident des OeGV.

In vielen Fällen könne auf Generika zurückgegriffen werden, aber die Versorgung könne nicht immer kurzfristig kompensiert werden. Die Kapazitätsreserven seien zu gering und die Vorlaufzeiten für Produktionserhöhungen zu lang, „wenn sie überhaupt finanzierbar sind”, meint Andiel. Der OeGV fordert von der Politik daher erneut eine Anhebung des Verschreibungsanteils von Generika sowie die Einführung der Möglichkeit, Arzneimittelpreise an den Verbraucherpreis-Index anzupassen.

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