Teuer und ineffizient
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HEALTH ECONOMY 13.11.2015

Teuer und ineffizient

Wenig Positives zeigen neue Studien über das Gesundheitswesen: Viele Spitalstage, viele Ärzte und hohe Ausgaben sind kein Garant für einen guten Gesundheitszustand.

••• Von Ina Karin Schriebl

WIEN. Österreichs Gesundheitssystem ist und bleibt auch offenbar sehr spitalslastig. Das bestätigt der neue OECD-Bericht „Health at a Glance 2015”. Mit 266 Spitalsentlassungen pro 1.000 Einwohner ist Österreich Spitzenreiter innerhalb der OECD; die Zahl der Spitalsbetten liegt um 60% über dem Schnitt.

Pro 1.000 Einwohner verfügt Österreich über 7,7 Krankenhausbetten, so der Bericht. Mehr haben nur Japan, Korea, Russland und Deutschland. Die hohe Zahl der Spitalsaufenthalte (um 70% über dem OECD-Schnitt) lasse sich nicht durch die Bevölkerungsstruktur erklären, betonen die Studienautoren. So hätten etwa nordische Länder wie Finnland und Schweden einen höheren Anteil an über 65-Jährigen, dennoch aber viel geringere Spitalsaufnahmen und -entlassungen.

Schwache Tagesklinik

Eine der Ursachen für die hohe Spitalshäufigkeit ist aus OECD-Sicht Österreichs Rückstand bei ambulanten Eingriffen. Zwar sei bei Kataraktoperationen (Grauer Star) der Anteil tagesklinischer Operationen stark von nur einem Prozent im Jahr 2000 auf 67% im Jahr 2013 gestiegen. Im Großteil der OECD-Länder würden aber fast alle Star-Operationen ambulant durchgeführt. Mandeloperationen würden in Österreich fast nie tagesklinisch durchgeführt, in vielen anderen Staaten aber schon.

Über dem OECD-Schnitt liegt Österreich auch bei den Gesundheitsausgaben pro Kopf, und zwar mit 4.148,14 € pro Jahr – der OECD-Schnitt liegt bei 3.145,96 €. Spitzenreiter sind hier die USA mit 7.938,23 €. Dies gilt auch in Bezug auf den Anteil am Bruttoinlandsprodukt: Die USA wendeten im Jahr 2013 hier 16,4% auf, Österreich 10,1%, die OECD gesamt kam im Schnitt auf 8,9%.

Sehr viele Ärzte

Sehr weit vorn liegt Österreich bei der Zahl praktizierender Ärzte. Pro 1.000 Einwohner sind es 5,0, nur Griechenland hat hier mit 6,3 noch mehr. Der OECD-Schnitt liegt bei 3,3. Bei der Inanspruchnahme von Ärzten (in Ordinationen, Ambulanzen und Spitälern) kommen die Österreicher allerdings nur leicht über den Schnitt der 34 Staaten.

Ähnlich sieht es bei den Medikamentenausgaben aus. 488,34 € wurden hierzulande pro Kopf im Jahr 2013 ausgegeben, OECD-weit 469,21 €. Wie in vielen anderen Staaten haben die Ausgaben in den Jahren der Wirtschaftskrise stagniert, ab 2014 aber wieder zu steigen begonnen. 2014 lagen die Gesundheitsausgaben mit insgesamt rund 35 Mrd. € bereits bei 11% des BIP; dies sei zum Teil auf Ausgaben für neue, hochpreisige Medikamente zur Behandlung von Krebs und Hepatitis C zurückzuführen, folgert die Untersuchung.
Bei den medizinischen Eingriffen ist Österreich unter den Spitzenreitern bei Hüft- und Knieprothesen. Leicht über dem Durchschnitt ist der Wert bei Kaiserschnitten (28,8% aller Lebendgeburten). Hier gibt es aber wie überall in der OECD starke Zuwächse: Im Jahr 2000 lag der Wert noch bei 16,8%.
Hohe öffentliche und private Ausgaben für das Gesundheitswesen sind aber kein Garant für einen guten Gesundheitszustand der Bevölkerung. Das beweist im Falle Österreichs etwa das Faktum, dass hier alle Menschen im Durchschnitt 20 Jahres ihres Lebens in Krankheit verbringen. EU-weit und so auch in Österreich gibt es jedoch Verbesserungspotenzial, analysiert der Hauptverband der Sozialversicherungsträger die Daten.
Aus Daten der Sozialversicherungen sei ersichtlich, dass Österreich sehr gut beim Zugang zum Gesundheitswesen abschneidet. Schlecht schneidet Österreich hingegen bei der Zahl gesunder Lebensjahre, bei der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung und bei den Durchimpfungsraten ab.

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